Yvonne Gebauer im Interview NRW-Schulministerin: „Unser Ziel ist ein neues Lehramtsstudium für Wirtschaft“

Die Kultusministerin sucht den Ausgleich zwischen ökonomischer, politischer und historischer Bildung.
Berlin Frau Gebauer, wann kommt das Schulfach Wirtschaft in NRW?
Wir starten im Schuljahr 2019/20 zunächst an den Gymnasien.
Wie wichtig ist Ihnen das Fach Wirtschaft?
Es sollte der ganzen Gesellschaft wichtig sein. Es geht um ein selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Leben der jungen Menschen. Darauf müssen wir sie vorbereiten und ökonomische Kompetenzen gehören ganz wesentlich dazu.
Wie kam es in NRW zu dem – von außen betrachtet – etwas merkwürdigen Streit‚ ökonomische Bildung versus politische Bildung‘ mit der Opposition aus SPD und Grünen?
Ich denke, es ist normal, dass darüber debattiert wird. Aber ich will betonen: Wir stärken die ökonomische Bildung und das geht nicht zu Lasten der politischen und historischen Bildung.
In Baden-Württemberg hat Grün-Schwarz schon 2017 das Fach Wirtschaft eingeführt – in NRW sind die Grünen dagegen....
Ministerpräsident Kretschmann ist da offensichtlich anders aufgestellt als die Grünen an Rhein und Ruhr.
Anfangs sollte Wirtschaft-Politik in der Sekundarstufe I in neun Schulstunden unterrichtet werden. Jetzt nur noch in acht....
Ursprünglich war vorgesehen, dass von zwei zusätzlichen Stunden im Bereich der Gesellschaftslehre eine Stunde vorrangig auf Wirtschaft-Politik entfallen sollte. Nun haben wir entschieden, Wirtschaft-Politik und Geschichte gleichermaßen auszubauen.
Warum ist für die gymnasiale Oberstufe kein Fach Wirtschaft geplant?
Wir konzentrieren uns jetzt zunächst auf die Sekundarstufe I. In der gymnasialen Oberstufe gibt es bereits das Fach Sozialwissenschaften/Wirtschaft.
Wird es in der Realschule ein eigenes Fach Wirtschaft geben?
Ja, es wird dort in der Fächergruppe der Gesellschaftswissenschaften neu etabliert.
Dann unterrichten dort weiterhin Lehrer mit teils minimalen Ökonomie-Kenntnissen – weil es gar kein eigenes Lehramtsstudium Wirtschaft gibt?
Wir sind mit den Hochschulen im Gespräch, wie die Studiengänge angepasst werden können. Unser Ziel ist ein neues Lehramtsstudium für Wirtschaft – in Absprache mit dem Wissenschaftsministerium.
Richtige Wirtschafts-Lehrer gibt es aber frühestens 2027 ...
Deshalb ist Fort- und Weiterbildung so wichtig, um die Zeit zu überbrücken. Das machen bisher die Bezirksregierungen und das Landesinstitut – wir möchten aber darüber hinaus auch die Hochschulen mit ins Boot holen
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