Das Deutsche Reich besaß vor dem Ersten Weltkrieg Kolonien in Afrika, China und im Pazifik. Die früheren "Schutzgebiete" und ihre Entwicklung in Stichpunkten:
Heute Tansania, Burundi und Ruanda: deutsche Kolonie seit 1885; mit 995 000 Quadratkilometern größtes deutsches «Schutzgebiet»; Kämpfe von 1914 bis 1918 gegen Briten und Belgier; 1920 Mandat des Völkerbunds und nach 1945 der UN für Ruanda-Urundi an Belgien und für das übrige Gebiet (Tanganjika) an Großbritannien; 1961 Unabhängigkeit von Tanganjika, 1964 zusammen mit Sansibar Gründung Tansanias; Burundi und Ruanda seit 1962 unabhängig.
Deutsche Kolonie seit 1884; im August 1915 von der Südafrikanischen Union als Mitglied des britischen Empires erobert; 1920 Mandatsgebiet des Völkerbundes und nach 1945 UN-Treuhandgebiet unter Südafrikas Verwaltung; seit 1990 unabhängig. Ein Teil der (weißen) Bevölkerung ist deutschstämmig und spricht bis heute Deutsch als Muttersprache.
Deutsche Kolonie seit 1884; Anfang 1916 von britischen, französischen und belgischen Truppen erobert, von Großbritannien und Frankreich in Interessensphären aufgeteilt; 1920 Mandatsgebiet des Völkerbunds unter britischer und französischer Verwaltung; nach 1945 als UN-Treuhandmandat; seit 1960 Französisch-Kamerun als Ost-Kamerun unabhängig, 1961 mit dem Süden Britisch-Kameruns verschmolzen, während sich der Norden Britisch-Kameruns Ghana anschloss.
Deutsche Kolonie seit 1884; im August 1914 von Briten und Franzosen erobert; 1920 unter Aufsicht des Völkerbundes gestellt, von Briten und Franzosen geteilt und getrennt verwaltet; nach 1945 UN-Treuhandgebiet; 1956 Britisch-Togoland an Ghana angegliedert, französischer Teil seit 1960 unabhängige Republik Togo.
Heute nördlicher Teil Papua-Neuguineas (austral. Kontinent): deutsche Kolonie seit 1884/85; umfasste die Admiralitätsinseln, den Bismarck-Archipel, die Inseln Bougainville und Buka sowie das Kaiser-Wilhelm-Land; im September 1914 Eroberung durch Australien; seit 1920 australische Verwaltung des Völkerbundmandats und nach 1945 des UN-Treuhandgebiets; 1975 Unabhängigkeit Papua-Neuguineas.
Deutsche Kolonie seit 1884/85. Die Inselgruppe in der Südsee nördlich des Äquators fiel im Oktober 1914 an Japan, das 1920 Mandatsmacht wurde; nach dem Zweiten Weltkrieg Verwaltung des UN-Treuhandgebiets durch die USA; 1986 Unabhängigkeit.
Deutsche Kolonie seit 1888; 1914 von Australien eingenommen; 1920 britisches Mandatsgebiet unter australischer Verwaltung; nach 1945 UN-Treuhandgebiet; seit 1968 unabhängig.
Nordostchina: Deutsche Kolonie seit 1897/98, gepachtet von China; 1914 Einnahme der Hauptstadt Tsingtau durch Japan; nach Kriegsende japanische Verwaltung; 1922 Übergabe an China.
Heute Samoa (Pazifik): deutsche Kolonie seit 1899, von Spanien erworben; umfasste Teile der Inselgruppe mit den Hauptinseln Upolu und Sawaii; im August 1914 von Neuseeland besetzt, das 1920 die Verwaltung des Völkerbundmandats und nach 1945 des UN-Treuhandgebiets erhielt; seit 1962 unabhängig.
(Westpazifik): Deutsche Kolonie seit 1899, von Spanien gekauft; im Oktober 1914 von Japan eingenommen, das 1920 vom Völkerbund die Mandatsmacht erhielt; nach 1945 als UN-Treuhandgebiet unter US-Verwaltung. Die Karolinen sind seit 1990 unabhängig, gehören zu den Föderierten Staaten von Mikronesien und zu Palau. Die Nördlichen Marianen (seit 1978) und Palau (1994) haben jeweils den Status eines mit den USA assoziierten Staates.
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