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100 Jahre Schlacht um Verdun „So furchtbar kann nicht einmal die Hölle sein“

Vor 100 Jahren begann die Schlacht von Verdun, die längste aller Zeiten. Überflüssig im Hinblick auf die Ziele, gewaltig in der Wirkung: Verdun war der Wendepunkt des Krieges – und der Weltgeschichte.
21.02.2016 - 15:55 Uhr
Ab Juni 2016 wendete sich das Blatt auf dem Schlachtfeld vor Verdun endgültig: Die Franzosen waren am Drücker. Quelle: AFP
Französische Soldaten greifen an

Ab Juni 2016 wendete sich das Blatt auf dem Schlachtfeld vor Verdun endgültig: Die Franzosen waren am Drücker.

(Foto: AFP)

Düsseldorf „Es war so gut wie unmöglich, alle Toten zu bestatten. Alle mussten mithelfen, die Toten wegzuschaffen und in Massengräbern mit reichlich Chlorkalk für die Desinfektion zu beerdigen. Kaum erreichten die Männer die Front, mussten sie mit ansehen, wie Artilleriefeuer die leblosen Überreste ihrer Kameraden aus der Erde riss und Körperteile und Fetzen von Uniformen wie Stoffpuppen ohne Inhalt durch die Luft schleudert.“ So fasst der Historiker Paul Jankowski die Berichte von Zeitzeugen der Schlacht von Verdun zusammen. Und der Leser fragt sich: Wie können Menschen sich derartiges antun?

„Verdun hat nicht nur Frankreich gerettet, sondern die ganze Menschheit“, sagte der damalige britische Premier David Lloyd George. Es war die längste Schlacht der Weltgeschichte. Sie wütete von Februar bis Dezember 1916. Nie wieder starben so viele Soldaten auf so engem Raum. Wie viele es genau waren, lässt sich bis heute nicht herausfinden. Seriöse Quellen nennen völlig unterschiedliche Zahlen, die zwischen 300.000 und 700.000 gefallenen Soldaten schwanken – in etwa zu gleichen Teilen Franzosen wie Deutsche. Bis zur letzten Offensive am 20. Dezember 1916 verschossen allein die Franzosen 23 Millionen Granaten - das sind durchschnittlich 300 pro Minute. Verdun sollte den Krieg für das Reich entscheiden, doch es wurde zum Fehlschlag, der alles veränderte.

Am 21. Februar um 7.12 Uhr morgens beginnt das Inferno – bei Sonnenschein und klarblauem Himmel: Aus 30 Kilometern Entfernung hagelt es 760-Kilo-Geschütze auf Verdun. Nach zwei Stunden kommen Minenwerfer dazu und sorgen in den französischen Stellungen für ein Inferno. So geht es bis 16 Uhr ohne Pause.

Dann greift die Infanterie an – geschützt von Fliegern. Einer der Piloten ist Hermann Göring – später die rechte Hand von Adolf Hitler und Chef der Luftwaffe bei den Nazis. Die Soldaten rennen aus ihren Stellungen über das zerbombte Gebiet auf die Stellungen der Franzosen zu. Die sind aber keineswegs komplett zerstört wie erhofft. Der Widerstand ist noch nicht gebrochen – Maschinengewehre verlangsamen das Vorrücken der deutschen.

So gerät der deutsche Angriff Anfang März ins Stocken und es stellt sich eine Pattsituation ein. Die Oberbefehlshaber könnten schon jetzt, spätestens aber in den Wochen darauf, den Kampf um Verdun zum Unentschieden erklären. Aber zwei Gründe sprechen dagegen. Erstens tappen beide Seiten in die „Prestigefalle“, wie es der Historiker Paul Jankowski in seinem Buch „Verdun“ beschreibt:

Verdun wurde zum Symbol der Leistungsfähigkeit der Armeen stilisiert – angefacht von der Propaganda in der Heimat. Und zweitens: Wenn schon kein schneller Sieg mehr möglich ist, so Falkenhayns neues Kalkül, dann soll die französische Armee vor Verdun „ausbluten“. Am 6. April wird das Mittel zum Zweck zu einem Selbstzweck, Menschen zu „Material“: Falkenhayn nennt das „Ausbluten“ nun zum alleinigen Sinn der Schlacht.

Der vermeintliche Sinn einer unsinnigen Schlacht
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