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Ferngläser für den Feind Wie deutsche Firmen halfen, die eigenen Soldaten zu töten

Die Briten hatten auf dem Schlachtfeld im Ersten Weltkrieg einen großen Nachteil: Es mangelte ihnen an guten Ferngläsern. Deutsche Firmen verkauften sie ihnen.
12.08.2014 - 09:00 Uhr Kommentieren
Für das Überleben an der Front waren Ferngläser enorm wichtig, um gegnerische Stellungen zu erkunden. Quelle: ap

Für das Überleben an der Front waren Ferngläser enorm wichtig, um gegnerische Stellungen zu erkunden.

(Foto: ap)

Düsseldorf Der Erste Weltkrieg war eine Materialschlacht. Doch diese wurde nicht nur mit tonnenschweren Kanonen und irrsinnigen Mengen an Granaten geführt, sondern auch mit filigranen Werkzeugen: Periskope, Entfernungsmesser und vor allem zuverlässige Feldstecher. Den brauchte praktisch jeder Offizier, um aus größtmöglicher Entfernung die feindlichen Scharf- und Maschinengewehrschützen auszumachen.

Nun war die deutsche Armee mit guten Feldstechern deutlich besser bestückt als auf der anderen Seite die britische. Selbst König George V. machte auf der Insel einen öffentlichen Aufruf. Doch der brachte nur 2000 Geräte zusammen. Das Problem waren die hochwertigen Linsen aus Spezialglas, die britische Firmen beileibe nicht in ausreichender Zahl herstellen konnten.

Das Problem wurde 1915 auf dem Schlachtfeld derart eklatant, dass die Briten sich direkt an den Feind wandten. „Vor dem Krieg waren deutsche Unternehmen wie die berühmte Firma Carl Zeiss in Jena wichtige Exporteure hochwertiger optischer Erzeugnisse“, schreibt der US-Historiker Adam Hochschild in seinem Buch „Der große Krieg“. Daran erinnerte sich britische Munitionsministerium und schickte einen Gesandten in die neutrale Schweiz.

Die Antwort des deutschen Kriegsministeriums fiel positiv aus. Das Abkommen sah vor, dass Deutschland je 8000 bis 10.000 Feldstecher zweier Typen an die Briten liefern würde. Von den einfacheren Ferngläsern für Unteroffiziere konnte Deutschland sofort 15.000 liefern und 5000 weitere in einem Monat.

Nun stellt sich die Frage, warum verkauft die Armee dem Feind Geräte und beraubt sich so freiwillig eines sehr wichtigen Vorteils in der Schlacht? Weil die Rohstoffknappheit vor allem in einem Bereich derart eklatant war, dass sich der Deal offenbar lohnte: Die Deutschen brauchten dringend Gummi. Die Lkw fuhren damals mit Stahlreifen – so eklatant war der Mangel.

Also lieferten die Deutschen im August 1915 rund 32.000 Feldstecher an die Briten. Wie hoch die Menge Gummi ist, die man dafür in der Schweiz bekam, ist nicht bekannt. Die deutschen Soldaten an der Front wunderten sich wenige Tage später auf jeden Fall kräftig über die neue Ausrüstung ihrer Kontrahenten.

 

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