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Wirtschaft im Ersten Weltkrieg Hungern für mehr Munition

Als der Erste Weltkrieg vor 100 Jahren begann, war die deutsche Wirtschaft denen der Kriegsgegner unterlegen. Firmen und Staat reagierten, damit die Umstellung auf Rüstungsgüter gelingt. Darunter litten die Menschen.
04.08.2014 - 10:09 Uhr 5 Kommentare
Flugzeuge, Autos, Munition: Die Wirtschaft wurde komplett für den Krieg umgestellt.

Flugzeuge, Autos, Munition: Die Wirtschaft wurde komplett für den Krieg umgestellt.

Düsseldorf Die „dicke Bertha“ ist vermutlich das weltweit berühmteste Produkt, das die Firma Krupp je hergestellt hat. Dabei handelt es sich bei ihr entgegen der landläufigen Meinung gar nicht um das berühmte „Pariser Geschütz“ – die riesige Kanone, die im März 1918 während der letzten großen deutschen Offensive die französische Hauptstadt aus damals für unmöglich gehaltener Entfernung beschoss.

Die mit eigens gebauten Eisenbahnwagons herangekarrte Kanone hatte eine Rohrlänge von 37 Metern und eine Reichweite von bis zu 130 Kilometern. Drei Minuten brauchten die bis zu 200 Kilogramm schweren Geschosse bis zur Stadt, und sie flogen dabei in fast 40 Kilometern Höhe, bis in den oberen Teil der Stratosphäre – niemals wieder flog ein Projektil höher. Entsprechend groß war die Opferzahl unter den Franzosen und der Schrecken, den die Waffe verbreitete.

Tatsächlich war die dicke Bertha deutlich dünner – ein 42-Zentimeter-Mörser. Sie war an der Front aber über alle vier Kriegsjahre hinweg von großer Bedeutung. Ein Schuss mit ihr kostete 1500 Mark, das Geschütz selbst eine Million Mark. Gute Einnahmen für Krupp, aber nur die Spitze des Eisbergs. Der erste Weltkrieg krempelte die Wirtschaft radikal um – weil der Bedarf an Rüstungsgütern in der Materialschlacht so gigantisch war.

Ein Beispiel: 1914 verfügte Frankreichs Armee über 200 Automobile, vier Jahre später waren es 170.000. Die Front verschlang Millionen Kilometer Stacheldraht. Dazu kamen unzählige Stahlhelme und Uniformen. Wie groß der Verschleiß war zeigt sich auch an der Produktion von Flugzeugen: Bis Kriegsende hatten die Franzosen 52.000 Einheiten gebaut, mehr als Großbritannien und Deutschland zusammen. Doch 1918 waren davon nur noch 2600 übrig.

Nie zuvor hatte ein Konflikt alle Bereiche des politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens derart erfasst. „Ein industrieller Krieg mit Massenarmeen war auf längere Zeit ohne die Mobilisierung der gesamten Wirtschaft nicht durchzuhalten“, schreibt der Historiker Oliver Janz in seinem Buch „14 – der große Krieg“. Alle Seiten hatten auf eine zeitlich überschaubare Auseinandersetzung gehofft.

Als sich der Krieg in die Länge zog, ging im Herbst 1914 praktisch allen Ländern gleichzeitig die Munition aus. Deutschland, Frankreich, Großbritannien – die großen Nationen begannen, ihre Volkswirtschaften auf die Erfordernisse eines langen Krieges umzustellen.

 

Bruttosozialprodukt pro Kopf

Zahl der Einwohner (1914)

USA

377 Dollar

98 Millionen

Großbritannien

244 Dollar

42 Millionen

Deutschland

184 Dollar

65 Millionen

Frankreich

153 Dollar

39 Millionen

Österreich-Ungarn

57 Dollar

52 Millionen

Russland

41 Dollar

171 Millionen

Das liberale Zeitalter ging damit zu Ende. Der Staat griff immer stärker in die Wirtschaft ein. Im Deutschen Reich stieg der Anteil der staatlichen Ausgaben am Bruttosozialprodukt innerhalb kürzester Zeit von knapp 20 auf 70 Prozent, und er blieb auch nach dem Krieg weit über dem Niveau von 1913 – auch in anderen Ländern. Die Verbündeten Deutschland und Österreich-Ungarn kamen gemeinsam auf 61 Prozent der Wirtschaftskraft von Frankreich, Großbritannien und Russland.

Die Mittelmächte mussten ihre Wirtschaftssysteme umso stärker anpassen, als dass sie durch die britische Seeblockade praktisch von der Außenwelt abgeschnitten waren.

Landwirtschaft litt am meisten
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5 Kommentare zu "Wirtschaft im Ersten Weltkrieg: Hungern für mehr Munition"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • auch da konnte man gut sehen was passiert wenn man politikern machen lässt. Es kommt nur schaden am menschen raus.

    Aber scheinbar will es das volk auch wieder heute so.

  • Beitrag von der Redaktion gelöscht. Bitte verwenden Sie keine Zitate ohne Quellenangabe

  • Wo ist der Unterschied zu heute?

    In der Ukraine gibt es seit Neuestem eine Kriegssteuer von 1,5 %.
    Bedeutet für Geringverdiener - Hungern für den Krieg!

  • Eigentlich wie immer und heute nichts anderes wie vor 100 Jahren: eine Handvoll macht - und geldgeiler Idioten halten sich als die "Seher und Führer" der Allgemeinheit; und ein Grossteil der Bevölkerung ist so hohl im Kopf und lässt sich diesen Schwachsinn aufbinden oder interessiert sich nicht wirklich dafür das sie ausgenommen und abgeschlachtet werden.

    Damals für inkompetente verkorkste Monarchien; heute bestimmt die Religion und ihre Lokalfürsten wie es laufen soll; Allah und Christi "for ever" ...

    Für die großen Rüstungsproduktionen lohnt sich Krieg immer; gestern wie heute. Viele Grossunternehmen von heute haben ihren Besitz nur durch Krieg scheffeln können.

  • warum der Kriegtreiber - Nr. 1 (USA) in den 1. WK entrat
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    Nach neuerer Forschung, ich beziehe mich da auf die vielen Fernsehsendungen, die letztes Jahr liefen, wird nun aber als (zumindest) zusätzlicher Grund, auch das knallharte wirtschaftliche Interesse gesehen.

    Besonders England war in den USA hoch verschuldet. Als die Lage für die Briten im Jahr 1917 immer schlechter wurde, gab es Befürchtungen, daß die ihre Schulden nicht zurückzahlen könnten und das hätte die die amerikanische Wirtschaft einen herben Schlag bedeutet. Dies brachte einen gewissen Druck auf die Regierung auf der Seite der Briten in den Krieg einzutreten.

    Zur "Lusitania" ist zu sagen, daß man heute nicht mehr von einem unschuldigen Passagierdampfer sprechen kann. Es gibt ja Aufnahmen vom Wrack des Schiffes und ziemlich eindeutige Dokumente aus England, die das ins Gegenteil verkehrt haben.

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