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Afghanistan Taliban ernennen neuen Anführer

Vier Tage nach der Tötung von Talibanchef Mullah Achtar Mansur haben die radikalen Islamisten in Afghanistan einen neuen Anführer gewählt. Ungewöhnlich: Der neue Chef hat bisher keine Rolle auf dem Schlachtfeld gespielt.
25.05.2016 Update: 25.05.2016 - 13:53 Uhr
Die Taliban haben den Tod ihres bisherigen Anführers nun offiziell bestätigt und einen Nachfolger ernannt. Quelle: AP
Mullah Mansur

Die Taliban haben den Tod ihres bisherigen Anführers nun offiziell bestätigt und einen Nachfolger ernannt.

(Foto: AP)

Kabul Nach der Tötung des Talibanchefs Mullah Achtar Mansur bei einem US-Drohnengriff haben die radikalen Islamisten einen neuen Anführer gewählt. In einer am Mittwochmorgen versandten E-Mail heißt es, einer der beiden bisherigen Mansur-Stellvertreter, Mullah Haibatullah Achundsada, sei neuer Anführer der Bewegung. Außerdem bestätigten die Taliban nun auch offiziell, dass Mullah Mansur vor vier Tagen gestorben ist.

Achundsada, der auf ein Alter um die 50 geschätzt wird, ist ein religiöser Führer, Gelehrter und hoher Richter – den Taliban gehört er schon lange an. Wie lange genau bleibt bisher, wie vieles andere, unklar. Selbst wie der Mullah aussieht, ist ein Rätsel. Der Onlinenachrichtendienst Afghan Islamic Press zeigte am Mittwoch das Bild eines hageren Mannes mit langem schwarzgrauem Bart und weißem Turban. Aber ein Sprecher der Taliban sagte der BBC in Afghanistan, dass es von ihm kein bekanntes Foto gebe und dass er sich auch nicht fotografieren lassen wolle.

Achundsada stammt aus dem Kernland der Talibanelite, Kandahar. Nach unterschiedlichen Quellen werde er als ehemaliger Oberster Richter der Taliban, als dessen Stellvertreter oder als ehemaliger Leiter der Talibangerichtshöfe beschrieben, heißt es in einer im Februar veröffentlichten Studie des Rechercheinstituts Afghanistan Analysts Network.

Er sei außerdem einer der wenigen Männer gewesen, die das Vertrauen des langjährigen, verehrten Talibanchefs Mullah Omar genossen. Das, seine Wurzeln in Kandahar und seine Stellung als Religionsgelehrter sollte Achundsada für viele Talibankämpfer zum akzeptablen Anführer machen. Das könnte die unter Mullah Mansur begonnene Zersplitterung der Bewegung aufhalten.

Laut anderen Quellen haben viele seiner religiös begründeten Entscheidungen (Fatwas) Einsätze der Taliban beeinflusst – vor ihrem Fall in 2001, aber auch seit ihrem erneuten Aufstieg etwa von 2006 an. Eine Quelle aus den Reihen der Taliban beschreibt ihn als Hardliner. Ein Beispiel sei die Zerstörung der berühmten, riesigen Buddha-Statuen von Bamian im Jahr 2001. Während es unter den Taliban auch Stimmen gegen ihre Zerstörung gegeben habe, habe Mullah Achundsada entschieden dafür gestimmt.

Seine Familie lebt laut pakistanischen Sicherheitskreisen in der südwestpakistanischen Stadt Quetta. In Kandahar soll Achundsada eine oder mehrere Religionsschulen betreiben.

Neuer erster Stellvertreter ist der Leiter der Militäroperationen, Siradschuddin Hakkani, der auch als Stellvertreter Mullah Mansurs fungiert hatte. Die USA haben auf den etwa 42 Jahre alten Terroristen ein Kopfgeld von umgerechnet 4,45 Millionen Euro ausgelobt.

Hakkani werden einige der grausamsten und öffentlichkeitswirksamsten Anschläge der Taliban zugeschrieben. Außerdem habe er dazu beigetragen, die zersplitterten Taliban mehr zu einen, sagt der Sprecher der Nato-Mission Resolute Support, Charlie Cleveland.

Hakkani war ebenfalls als Kandidat für den Chefposten gehandelt worden. Er kommt aber nicht aus dem Kernland der Talibanelite, Kandahar. Er soll außerdem enge Beziehungen zum pakistanischen Geheimdienst pflegen. Die Taliban hatten aber jüngst versucht, sich dessen Einfluss zu entziehen. Es wird angenommen, dass Hakkani weiter den zuletzt recht erfolgreichen Kampf der Aufständischen leiten wird.

Zweiter Stellvertreter wurde der Sohn des verstorbenen Talibanchefs Mullah Omar, Jakub. Dieser soll eine Religionsschule in Pakistan besucht haben. Er steuert Militärkommissionen der Taliban in 15 Provinzen Afghanistans. Als Sohn des verehrten Mullah Omar ist auch er eine Figur, die zerstrittene Fraktionen wieder versöhnen könnte.

  • dpa
  • ap
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