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Alexander Nix

Das Image des Eton-Absolventen hat Kratzer bekommen.

(Foto: Joshua Bright/Redux/laif)

Alexander Nix Cambridge-Analytica-Chef gibt sich als Herr Weiß-von-Nix aus

Eigentlich rückt er politische Gegner in ein schiefes Licht, doch nun wird der Chef von Cambridge Analytica selbst zum Skandal.
20.03.2018 - 17:11 Uhr Kommentieren

London Am peinlichsten ist Alexander Nix, was seine Kinder einmal über ihn lesen werden. „Ich schaudere bei dem Gedanken“, vertraute er der „Times“ an. „Sie werden all diesen Kram lesen, wie Dad versucht hat, mit Nutten Politiker reinzulegen.“

Es ist nicht das einzige schmutzige Geheimnis, was sie über ihren Vater erfahren werden. Über den Mittvierziger, stets tadellos in Anzug und Krawatte gekleidet, bricht gerade der perfekte Sturm herein.

Mitleid mit dem Chef der politischen Beratungsfirma Cambridge Analytica ist fehl am Platze, denn er hat sich selbst in diese Lage gebracht. Am Wochenende veröffentlichten „New York Times“, „Observer“ und „Channel 4 News“ die Ergebnisse einer monatelangen Recherche. Der Vorwurf: Cambridge Analytica habe sich unautorisiert Zugang zu den Daten von 50 Millionen Facebook-Nutzern im US-Präsidentschaftswahlkampf verschafft. Mithilfe dieser Wählerprofile konnte die Firma gezielt politische Werbung verbreiten und so zum Wahlsieg Donald Trumps beitragen.

Die Enthüllungen bringen Nix in große Erklärungsnot, hatte er doch im Unterhaus noch im Februar unter Eid versichert, seine Firma habe nie Facebook-Daten besessen oder benutzt. Der Abgeordnete Damian Collins hat schon angekündigt, man werde untersuchen, ob der Manager das Parlament belogen habe.

Damit nicht genug. „Channel 4 News“ hat nebenbei auch noch eine klassische „Sting“-Operation gegen Nix durchgeführt: Zwei Reporter posierten als Vertreter einer reichen Familie in Sri Lanka und wollten wissen, wie Cambridge Analytica ihnen bei einer Wahlkampagne helfen könnte. Man traf sich viermal in verschiedenen Londoner Hotels, die versteckte Kamera lief immer mit.

In den am Montag erstmals ausgestrahlten Videoaufnahmen redet Nix sich um Kopf und Kragen. Nach seinen Methoden gefragt, erklärt er, man könne politischen Rivalen etwa eine große Summe Geld anbieten, sie beim Akt der Bestechung filmen und den Film dann ins Internet stellen. „Diese Art von Taktik ist sehr effektiv“, sagt Nix in dem Video. Oder, räsoniert er weiter, man könne einem Politiker natürlich auch hübsche Mädchen ins Haus schicken und dann filmen, Ukrainerinnen zum Beispiel, das funktioniere auch sehr gut. Seine Firma habe jede Menge Erfahrung mit solchen Dingen, versicherte er dem vermeintlichen Kunden.

Nun behauptet Nix, das sei alles nicht ernst gemeint gewesen. Als höflicher Engländer habe er sich nur auf den Gesprächsfaden des Kunden eingelassen, beteuert er. Er habe nie etwas mit Prostituierten zu tun gehabt, weder privat noch beruflich. Alle seine Methoden seien legitim und üblich im Wahlkampf. Er spricht von einer politisch motivierten Medienkampagne gegen seine Firma. „Sie gewinnen eine Wahl für einen Kandidaten wie Trump und verärgern damit 100 Millionen Menschen. Dadurch werden Sie zum Teufel gemacht.“

Nix will fünf Jahre lang täglich mit Bannon geredet haben

Cambridge Analytica wurde vor fünf Jahren gegründet, Hauptinvestor ist der US-Milliardär Robert Mercer, einer der größten Unterstützer des republikanischen Präsidenten Trump. Seine Tochter Rebekah Mercer und Trumps Ex-Berater Steve Bannon saßen im Verwaltungsrat. Nix sagt, er habe fünf Jahre lang jeden Tag mit Bannon geredet. Und doch will er sich nicht die Finger schmutzig gemacht haben.

In den vergangenen Jahren sind alle Vorwürfe an der Firma abgeprallt, doch dieses Mal könnte es anders kommen. Der US-Techgigant Facebook, dessen Aktienkurs nach den Enthüllungen eingebrochen ist, geht auf größtmögliche Distanz und kooperiert mit den Behörden. Die Datenschutzbeauftragte der britischen Regierung will die Cambridge-Analytica-Zentrale in London durchsuchen lassen.

Für Nix sieht es gar nicht gut aus. Das Image des seriösen Eton-Absolventen hat Kratzer bekommen, die heimlichen Videomitschnitte haben seinen Landsleuten tiefe Einblicke hinter die Fassade gewährt. Nix schwant, dass der Skandal ihn den Job kosten könnte. Die Entscheidung liege beim Verwaltungsrat, sagt er. „Wenn es der Firma hilft, ist es das Richtige, das zu tun.“

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