Alternativer Nobelpreis: Mutige Kämpfer für Menschenrechte werden geehrt
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Alternativer NobelpreisMutige Kämpfer für Menschenrechte werden geehrt
Sie verteidigen die Schwächsten in der Gesellschaft, setzen sich für bessere Lebensumstände in ihren Ländern ein und decken Korruption auf Regierungsebene auf. Dafür bekommen vier Personen den Alternativen Nobelpreis.
Stockholm Der Alternative Nobelpreis ehrt in diesem Jahr unermüdliche Kämpfer für die Schwächsten in der Gesellschaft. Der indische Menschenrechtsanwalt Colin Gonsalves bekommt den Preis, weil er seit drei Jahrzehnten moderne Sklaven, Slumbewohner, Frauen und Arme verteidigt. Sein Menschenrechtsnetzwerk HRLN erstritt unter anderem ein „Recht auf Nahrung“, was das Leben von 400 Millionen Menschen verbesserte, wie die Right Livelihood Award Stiftung in Stockholm mitteilte.
Die mit je rund 105.000 Euro dotierte Auszeichnung geht zudem an die Äthiopierin Yetnebersh Nigussie für ihr Engagement für Menschen mit Behinderung in Afrika und weltweit. Die investigative Journalistin Khadija Ismayilova aus Aserbaidschan bekommt den Preis für ihre mutige Aufdeckung von Korruption auf höchster Regierungsebene, die sie auch ins Gefängnis brachte.
Prominente Träger des Alternativen Nobelpreises
Der US-amerikanische Whistleblower bekam den Preis 2014, „weil er mit Mut und Kompetenz das beispiellose Ausmaß staatlicher Überwachung enthüllt hat, die grundlegende demokratische Prozesse und verfassungsmäßige Rechte verletzt“. In der schwedischen Regierung löste die Vergabe an den Geheimdienst-Enthüller viel Aufregung aus. Abholen konnte Snowden, der seit 2013 in Russland im Exil lebt, die Auszeichnung bis heute nicht.
Auch die weltweit wohl berühmteste Schwedin hat den Alternativen Nobelpreis bekommen. 1994 verlieh die Stiftung der Kinderbuchautorin den nicht dotierten Ehrenpreis für ihren „lebenslangen Kampf für die Rechte von Kindern“.
Die frühere Ehefrau von Rolling-Stones-Sänger Mick Jagger hat den Preis 2004 für ihren Einsatz für Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz bekommen. Jagger habe gezeigt, „wie man Berühmtheit in den Dienst von Ausgebeuteten und Benachteiligten stellt“, begründete die Stiftung die Wahl damals.
Den undotierten Ehrenpreis erhält der amerikanische Umweltrechtler Robert Bilott, der in einem 19 Jahre dauernden Rechtsstreit 70.000 Anwohner vertrat, deren Trinkwasser chemisch verseucht worden war.
Die Alternativen Nobelpreise werden seit 1980 in kritischer Distanz zu den traditionellen Nobelpreisen an Kämpfer für Menschenrechte, Umweltschutz und Frieden vergeben.
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Die Träger der Alternativen Nobelpreise 2017 verteidigen die Ärmsten der Armen, kämpfen für sauberes Trinkwasser und gegen Korruption und machen sich für die Rechte von Behinderten stark.
Robert Bilott (USA)
Der Umweltrechtler vertrat in einem 19 Jahre dauernden Rechtsstreit 70.000 Menschen im Umkreis von Parkersburg (US-Bundesstaat West Virginia), deren Trinkwasser mit Perfluoroctansäure (PFOA) verseucht worden war. Der 52-Jährige trat dabei gegen den US-amerikanischen Chemie-Giganten DuPont an. Er erstritt nicht nur eine Entschädigung für seine Mandanten, sondern drängt seitdem auch auf eine bessere Regulierung giftiger Chemikalien. Der Fall brachte laut Right Livelihood Stiftung zahlreiche wissenschaftliche Erkenntnisse über PFOA und führte letztlich dazu, dass die Produktion der gesundheitsschädlichen Chemikalie weltweit nach und nach eingestellt wird.
Colin Gonsalves (Indien)
Der 1952 geborene Inder gilt als einer der erfolgreichsten Menschenrechtsanwälte. Er ist Rechtsanwalt am Obersten Gerichtshof Indiens und gründete 1989 das Human Rights Law Network. Das Netzwerk vertritt Arme, Slumbewohner, Flüchtlinge und moderne Sklaven vor Gericht. 2001 erstritt Gonsalves das „Recht auf Nahrung“ und damit kostenlose Schul-Mittagessen und eine Subventionierung von Getreide für 400 Millionen arme Inder. Gonsalves und sein Netzwerk erreichten auch, dass private Krankenhäuser Opfer von Säureattacken kostenlos behandeln müssen. Laut Right Livelihood Stiftung ist es ihr Prinzip, niemals einen armen Klienten abzuweisen.
Das sind die Nobelpreisträger 2016
Literaturnobelpreis: Bob Dylan
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Rund 20 Jahre lang wurde Bob Dylan mit schöner Regelmäßigkeit für den Nobelpreis vorgeschlagen, doch stets ging er am Ende leer aus. Zu gewagt erschien es der Jury, einem Musiker – und sei es auch der berühmteste Songschreiber überhaupt – die höchste Literaturauszeichnung der Welt zuzuerkennen. Wenige Monate nach Dylans 75. Geburtstag hat sie sich getraut, nun hat er wirklich alles erreicht. Für die Verleihung des Preises hat Dylan allerdings abgesagt. Wann und wie der US-Rockpoet seinen Nobelpreis erhält, ist unklar.
Der in Duluth im US-Bundesstaat Minnesota als Robert Allen Zimmerman geborene Musiker benannte sich vermutlich nach einem literarischen Idol um, dem walisischen Dichter Dylan Thomas. Sein musikalischer Erfolg stellte sich mit dem Song „Blowin' In The Wind“ (1963) ein. Später mutierte er zum Rockmusiker mit elektrischer Gitarre, komponierte und textete Mitte, Ende der 60er Jahre Album- und Songklassiker in Serie. Seine mit Metaphern, Symbolen und Anspielungen durchsetzten Texte sind bis heute von beispielloser Qualität.
Oliver Hart und Bengt Holmström für ihre Beiträge zur Kontrakttheorie.
(Foto: AFP)
Bengt Holmström
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Bengt Robert Holmström ist Wirtschaftsprofessor an der renommierten US-Eliteuniversität MIT (Massachusetts Institute of Technology) in Cambridge bei Boston. Der 67-jährige Finne war schon als hochdekorierter Vertreter seines Berufsstandes bekannt, bevor er für seine Arbeit zur Vertragstheorie den Wirtschaftsnobelpreis 2016 gewann. Holmströms Arbeit wurde vielfach ausgezeichnet, er hält mehrere Ehrendoktor-Titel, unter anderem von der Stockholm School of Economics.
(Foto: AFP)
Bengt Holmström
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Als Dozent und Professor prägte der am 18. April 1949 geborene Holmström gleich mehrere Top-Adressen der US-Wirtschaftslehre. 1978 machte der auf Mikro-Theorie spezialisierte Ökonom seinen Doktor der Wirtschaftswissenschaften an der Stanford Universität in Kalifornien. Von 1979 bis 1982 lehrte er an der Kellogg Grad School of Management, von 1983 bis 1994 an der Elite-Universität Yale. Von 1999 bis 2012 war er Aufsichtsrat des finnischen Telekom-Konzerns Nokia. Mit seiner Frau Anneli hat er ein Kind: Sohn Sam wurde 1974 geboren.
(Foto: AFP)
Oliver Hart
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Oliver Hart ist seit 1993 Wirtschaftsprofessor an der Harvard-Universität in Cambridge bei Boston, die als eine der besten Adressen weltweit gilt. Der 68-jährige US-Ökonom mit britischen Wurzeln ist Experte für Unternehmenslehre mit Schwerpunkten wie Vertragstheorie, Rechtsfragen und Privatisierung. Außerdem soll er ein passionierter Tischtennis-Spieler sein.
(Foto: AFP)
Oliver Hart
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Hart studierte Mathematik und Ökonomie in England (Cambridge und Warwick), bevor er 1972 an der US-Eliteuni Princeton seinen Doktor machte. Nachdem er für einige Jahre als Professor an der London School of Economics lehrte, kehrte der Wirtschaftsforscher 1984 in die USA zurück, wo er zunächst am renommierten MIT unterrichtete. Hart, der 1995 selbst ein Lehrwerk zur Vertragstheorie veröffentlichte, ist mit einer US-Schriftstellerin verheiratet und hat zwei Söhne.
(Foto: AP)
Khadija Ismayilova (Aserbaidschan)
Für die 41 Jahre alte Investigativjournalistin gibt es bei ihren Recherchen im autoritär geführten Aserbaidschan kein Tabuthema. Sie deckte auf, wie sich die Familie von Präsident Ilham Aliyev in der öl- und gasreichen Ex-Sowjetrepublik bereicherte. Oft wurde Ismayilova die Arbeit erschwert.
Sie wurde mit der Veröffentlichung von Sex-Videos erpresst und 2014 festgenommen. Wegen Steuerhinterziehung wurde sie zu siebeneinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, nach einiger Zeit aber auf Bewährung freigelassen. Diese Einschüchterungen seien kein Einzelfall, sagte sie später. In der „Süddeutschen Zeitung“ schrieb sie Anfang September: „Das Entführen und Zusammenschlagen von Journalisten ist in Aserbaidschan zur Routine geworden.“
Yetnebersh Nigussie (Äthiopien)
Die 35-jährige Rechtsanwältin setzt sich in ihrer Heimat Äthiopien, aber auch weit darüber hinaus für die Rechte von Behinderten und inklusive Bildung ein. Sie ist selbst seit ihrem sechsten Lebensjahr blind. Dadurch entkam sie laut Right Livelihood Stiftung einer frühen Heirat und konnte auf eine Blinden-Schule gehen. Nigussie gehört zu den Mitbegründern des äthiopischen Zentrums für Behinderung und Entwicklung und arbeitet als Inklusionsbeauftragte für die Nichtregierungsorganisation „Light for the world“.
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