Amos Hochstein Nord Stream 2: Dieser Mann soll der Pipeline-Diplomat der USA werden

Der 48-Jährige ist gut vernetzt.
Washington, Berlin „Europa muss seine Energiequellen diversifizieren, um eine Abhängigkeit von Russland zu vermeiden“, forderte der US-Spitzendiplomat Amos Hochstein im Jahr 2015. Damals war er Sonderbeauftragter für internationale Energieangelegenheiten in der Regierung von Barack Obama. Er überwachte unter anderem Energiesanktionen gegen Russland, kritisierte die deutsch-russische Gaskooperation.
Sieben Jahre später sorgt die Pipeline Nord Stream 2 weiter für Spannungen. US-Präsident Joe Biden verurteilt sie als „schlechten Deal“ und will erstmals einen Sonderbeauftragten ernennen, der sich exklusiv um die Causa Nord Stream kümmert: Amos Hochstein.
Laut dem Magazin „Politico“ laufen die Gespräche mit Hochstein. Allein seine Ernennung würde den diplomatischen Druck auf Deutschland immens erhöhen, das Milliardenprojekt zu begraben.
Es gibt wohl kaum jemanden, der beim Thema Energie in Politik und Wirtschaft so vernetzt ist wie der 48-Jährige: Hochstein begann seine Karriere auf dem Capitol Hill und beriet dort hochrangige Abgeordnete und Senatoren. Bis Ende 2020 saß er im Aufsichtsrat des ukrainischen Gaskonzerns Naftogaz, und er war Vizepräsident des in Texas ansässigen Energieunternehmens Tellurian, das stark im Geschäft mit Flüssiggas-Exporten (LNG) ist.
In Moskau wurde die Personalie mit einer Mischung aus Wut, Empörung und Spott aufgenommen. „Jetzt setzen sie nicht mehr Kanonenkugeln, sondern Sanktionen ein“, kommentierte Russlands Außenminister Sergej Lawrow die voraussichtliche Ernennung. Der für seine scharfe Rhetorik bekannte Minister fügte hinzu: „Er wird einfach überall hingehen und alle bedrohen“, die sich weiter am Bau und am Betrieb der Ostsee-Gaspipeline beteiligten. Amerikas Russlandpolitik sei „dumm“.
Die Spannungen zwischen den USA und Russland hatten sich zuletzt verschärft. Angesichts des Ukraine-Konflikts schicken die USA zwei Kriegsschiffe ins Schwarze Meer. Biden hatte angekündigt, dass Präsident Wladimir Putin „einen Preis zahlen wird“ für die russische Einmischung in US-Wahlen und für Hackerangriffe. Neue, harte Sanktionen sind absehbar.
Amerikanische Firmen reagieren darauf, indem US-Fonds mit dem Ausverkauf russischer Rubel-Obligationen beginnen. Der Videokonferenzanbieter Zoom hat einen Verkaufsstopp seiner Programme an russische Unternehmen mit Staatsbeteiligung verfügt. Auch Microsoft hat in einigen Fällen den Verkauf seiner Software an staatliche russische Einrichtungen gestoppt.
Mehr: USA entsenden offenbar Kriegsschiffe ins Schwarze Meer
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.
Ich möchte die deutsche Bundesregierung dringend bitten, einen Sonderbeauftragten zu ernennen, der sich darum kümmert, dass die amerikanische Einmischung in deutsche Angelegenheiten unterbleibt.