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Angst vor Pandemie Zug- und Flugverkehr gestoppt: China riegelt neben Wuhan drei weitere Metropolen ab

Chinas Behörden greifen zu drastischen Methoden, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen: Sie kappen alle Verkehrsverbindungen aus Wuhan sowie Huanggang, Ezhou und Chibi.
23.01.2020 Update: 23.01.2020 - 13:21 Uhr Kommentieren

China riegelt Wuhan wegen Coronavirus ab

Peking Die Mitteilung der Behörden kam tief in der Nacht: Ab diesem Donnerstag, zehn Uhr morgens, werde man den Verkehr aus der zentralchinesischen Stadt Wuhan kappen. Der Flughafen und die Bahnhöfe der Elf-Millionen-Metropole würden geschlossen, Busse, U-Bahn, Fähren und Fernbusse ihren Dienst aussetzen. Die Straßen aus und in Stadt blieben zwar geöffnet, doch die Bürger wurden gebeten, die Stadt nur unter besonderen Umständen zu verlassen. Grund seien Quarantänemaßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus.

Die Nachricht alarmierte umgehend auch die deutsche Botschaft in China: Sie suche derzeit den Kontakt zu Deutschen in der Region, heißt es – und ruft diese auf, sich in die Krisenvorsorgeliste „Elefand“ einzutragen.

Mittlerweile ist Wuhan offenbar nicht mehr die einzige Stadt, für die solch massive Beschränkungen gelten: China stellt Medienberichten zufolge drei weitere Städte unter Quarantäne. Die Behörden haben auch die Sieben-Millionen-Stadt Huanggang, Ezhou mit etwa einer Million Bewohner und die 500.000-Einwohnerstadt Chibi abgeriegelt, berichtet die „New York Times“. In der Hauptstadt Peking werden zudem alle Großveranstaltungen des chinesischen Neujahrsfests am Wochenende abgesagt. Das habe die Verwaltung der chinesischen Hauptstadt erklärt, berichtet NTV.

Die Städte Huanggang und Ezhou befinden sich knapp 50 Kilometer östlich von Wuhan, wo die Lungenerkrankung zuerst nachgewiesen worden war. Dort wird die medizinische Lage immer dramatischer: Einige Ärzte vermuten inzwischen, dass die Zahl der Erkrankten sogar auf 6000 steigen könnte, berichtet das Wirtschaftsmagazin „Caixin“. Die Stadt Wuhan habe für die Quarantäne 5400 Betten bereitgestellt. Chinesische Medien berichten von einem massiven Andrang auf die Krankenhäuser in der Region.

Bereits am Mittwochabend hatte sich die Zahl der Todesfälle von neun auf 17 fast verdoppelt. Das jüngste Opfer war 48, das älteste 98 Jahre alt. Am Donnerstagmorgen wurde bekannt, dass die Zahl der bestätigten Fälle inzwischen bei 571 liegt.

Die Zeit für eine Lösung drängt also, meinen Experten. Doch bis zur Entwicklung eines Impfstoffs wird es wohl noch mindestens ein Jahr dauern, sagt die globale Impfallianz Gavi. Positiv sei allerdings, dass sich ein Impfstoff leichter entwickeln lasse als bei Krankheiten wie Malaria oder HIV.

Besonders brisant an der Situation ist: Derzeit bereitet sich das ganze Land auf das chinesische Neujahrsfest vor. Hunderte Millionen Menschen reisen nach Hause, um das Frühlingsfest zu begehen und ihre Familien zu besuchen. Im vergangenen Jahr wurden innerhalb von 40 Tagen rund um das Fest fast drei Milliarden Trips unternommen. Und die Elf-Millionen-Einwohnerstadt Wuhan, in der die Lungenerkrankung zuerst nachgewiesen wurde, befindet sich mitten in China. Sie ist vor allem für Zugstrecken ein wichtiger Drehpunkt.

„Die Reiseperiode rund um das Frühlingsfest ist lang, und die Züge sind voll. Manche Menschen sind womöglich schon krank und unterwegs. Es könnte sein, dass es keine effektive Methode gibt, sie zu kontrollieren“, gab Zhong Nanshan zu. Er hatte 2003 das Team geleitet, das schließlich den Ausbruch des sogenannten Sars-Virus unter Kontrolle brachte.

Die Infektionskrankheit Sars, die mit dem derzeitigen Coronavirus „2019 nCoV“ verwandt ist, hatte ebenfalls in China ihren Ursprung. Damals fielen ihr fast 800 Menschen zum Opfer – auch weil die anfänglichen Vertuschungsversuche der chinesischen Behörde eine Ausbreitung begünstigt hatten.

Diesen Fehler will die Regierung in Peking nun offenbar nicht widerholen: Seitdem Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping am Montagabend die Eindämmung des Virus und das Leben der Patienten zur obersten Priorität erhoben hat, berichten die chinesischen Medien relativ frei über das Wuhan-Virus. Das renommierte Wirtschaftsmagazin „Caixin“ hob zum Beispiel seine Bezahlschranke für alle chinesisch-sprachigen Stücke über das Coronavirus auf.

WHO ruft keine Notlage aus

Trotz der rasanten Zunahme sind alle Seiten um Ausgleich bemüht. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rief vorerst keine „gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite“ aus. Der Notfallausschuss, der die WHO berät, sah dafür am Mittwoch keinen Anlass, wollte aber am Donnerstag erneut tagen.

„Es handelt sich hier um eine sich entwickelnde und komplexe Gemengelage“, so Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der WHO. „Wir brauchen mehr Informationen, um weiter vorzugehen.“

Der Notfall-Ausschuss empfahl, den Informationsaustausch unter den Staaten weiter zu verbessern, wie der Vorsitzende Didier Houssin sagte. Allerdings seien sich die Mitglieder des Notfallausschusses in der Beurteilung der Situation nicht einig gewesen. Mit einer offiziellen „Notlage“ wären weitere konkrete Empfehlungen an Staaten verbunden gewesen, um die Ausbreitung über Grenzen hinweg einzudämmen.

Zu solchen Empfehlungen kann beispielsweise gehören, dass Reisende auf Krankheitssymptome geprüft werden und dass medizinisches Personal besser geschützt wird.

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Für die Menschen in Deutschland besteht nach Einschätzung der Bundesregierung zurzeit nur ein „sehr geringes“ Gesundheitsrisiko. Es gebe keinen Grund, jetzt in Alarmismus zu verfallen, sagte ein Sprecher von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU).

Auch europaweit seien bislang keine Verdachtsfälle bekannt. Nach Auffassung der EU-Präventionsbehörde ECDC gebe es auch nur ein moderates Risiko für eine Einschleppung. Noch sei unklar, wie schwerwiegend und wie tödlich die Krankheit sei, meinte ECDC-Direktorin Andrea Ammon.

Trotzdem zeigen sich einige EU-Länder offenbar besorgt. Am Donnerstagmorgen wurden in Rom 202 Flugpassagiere und Besatzungsmitglieder einer China-Southern-Airlines-Maschine aus Wuhan untersucht. Es ist das erste Mal in Italien, dass eine derartige Überprüfung vorgenommen wurde. Informationen über mögliche Verdachtsfälle lagen zunächst nicht vor.

Bisher, so berichten die chinesischen Behörden, gebe es noch keinen Beweis für einen „Super-Spreader“, also einen Erreger, der besonders ansteckend ist. Da sich das Virus aber ständig verändere, sei dies nur ein Zwischenbefund.

Während der Sars-Pandemie spielten die „Super-Spreaders“ eine Schlüsselrolle. Allein ein Patient infizierte demnach 22 von 119 Fluggästen, laut einer wissenschaftlichen Studie.

Einfluss auf Unternehmen in der Region

Die Ausbreitung hat auch Einfluss auf die Betriebsprozesse der dort ansässigen Unternehmen. So bat Apple-Lieferant Foxconn seine Angestellten, die sich aktuell in Taiwan aufhalten, angesichts des Ausbruchs vorerst dortzubleiben. Außerdem stellte das Unternehmen rund 35.000 Gesichtsmasken als Schutz für die Feierlichkeiten in einer Kongresshalle bereit.

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Um den Kontakt von Mensch zu Mensch zu minimieren, hat der Tech-Konzern Tencent seine jährliche chinesische Neujahrstradition ausgesetzt, bei der die Geschäftsführer rote Päckchen an ihre Mitarbeiter verteilen. Bereits im Vorfeld hatten mehrere Unternehmen wie die Finanzdienstleister HSBC oder Citic Securities ihren Mitarbeitern untersagt, nach Wuhan zu reisen.

Auch Drittländer, darunter Japan, Südkorea und die USA, verschärften ihre Kontrollen von Flugreisenden aus China. Bei einem Reisenden aus der Volksrepublik sei in Seattle eine Ansteckung mit dem Virus diagnostiziert worden, teilte die US-Behörde für Seuchenkontrolle CDC am Dienstag mit.

Die Ansteckung sei mit einem neuen Test bestätigt worden, der von der Behörde selbst entwickelt worden sei. Der Patient sei in guter Verfassung. Es würden jedoch weitere Fälle in den USA erwartet.

Mehr: Was das Coronavirus für die Aktienmärkte bedeutet, lesen Sie hier.

Mit Agenturmaterial.

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