Anschlag in London Attentäter wollten eigentlich LKW anmieten

Terroristen überrollten und töteten Anfang Juni mit einem angemieteten Lieferwagen drei Menschen. Dann gingen sie mit Messern auf weitere Menschen los. Über 100 muslimische Imane in England weigerten sich später, für die drei von der Polizei getöteten Attentäter das rituelle islamische Totengebet zu sprechen. Sie seien des Islam nicht würdig.
London Die Terroristen auf der London Bridge wollten ihren Anschlag offenbar mit einem größeren Lkw statt mit einem Lieferwagen ausführen. Bei der Online-Anmietung des 7,5-Tonners seien die Attentäter aber an der Zahlungsabwicklung gescheitert, berichtete Scotland Yard in der Nacht zum Samstag. Mit einem Lastwagen hätte es vermutlich in der britischen Hauptstadt noch mehr Opfer gegeben.
Nach der missglückten Internetbuchung am Morgen des 3. Juni mieteten die drei Attentäter nach Polizeiangaben den kleineren Transporter an - diesmal per Handy. Damit fuhren sie am Abend mehrmals über die Brücke, ehe sie gezielt in Passanten rasten und so drei Menschen töteten. Anschließend rannten die Täter zum nahen Borough Market und erstachen dort fünf Menschen. Dafür nutzten sie 30 Zentimeter lange, pinkfarbene Keramikmesser. Wenige Minuten später erschossen Polizisten Rachid Redouane (30), Khuram Shazad Butt (27) und Joussef Zaghba (22).
Inzwischen ist auch die Identität der acht Todesopfer geklärt, die aus fünf Ländern stammten: Drei Männer kamen aus Frankreich, zwei Frauen aus Australien, eine Frau stammt aus Kanada, ein Mann aus Spanien und eines der Opfer aus Großbritannien. Dutzende Menschen wurden verletzt.
Der Chef der Anti-Terror-Abteilung von Scotland Yard, Dean Haydon, appellierte an mögliche Zeugen: „Wir arbeiten rund um die Uhr um zu verstehen, was diese Männer vor dem Anschlag getan haben, aber wir müssen mehr über diese ungewöhnlichen Messer erfahren.“ Wo die Waffen, die am Griff mit einem Band umwickelt waren, herkommen und wo sie verkauft wurden, könne zu einer heißen Spur führen.
Im Laderaum des Lieferwagens wurden den Ermittlern zufolge zwei Lötlampen und 13 Flaschen gefunden, bei denen es sich um Molotow-Cocktails handeln soll. Außerdem lagen Bürostühle im Transporter. Dies sollte den Familien der Täter vorgaukeln, dass das Fahrzeug für einen Umzug genutzt wurde, vermutet die Polizei.
Zu dem Anschlag wurden nach Angaben von Scotland Yard bislang 262 Menschen aus 19 Ländern vernommen. Es gab 20 Festnahmen, die bislang letzte am Samstagmorgen. Sieben Verdächtige seien noch in Gewahrsam.
Zwölf Gebäude in den Stadtteilen Barking und Ilford seien bislang durchsucht worden, hieß es weiter. An einer der Adressen habe Redouane im April eine Wohnung angemietet, die von den Tätern offensichtlich als Unterschlupf genutzt worden sei. In der Wohnung fanden die Ermittler nach eigenen Angaben einen aufgeschlagenen Koran – auf der offenen Seite ging es demnach um den „Märtyrertod“.
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