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Arbeitszeit Wer arbeitet am meisten?

Sind wir Deutschen so fleißig, wie wir glauben? Täuschen wir uns in uns selbst? Von China bis in die USA, von Spanien bis Norwegen erzählen Menschen von ihrem Alltag im Job, ihren Verträgen und vom Wert der Arbeit.
30.10.2013 - 15:00 Uhr Kommentieren
SW Film,

Arbeitnehmer im Uhrwerk von Industrie und Handel: Wo empfinden Menschen Arbeit als besonders belastend?

(Bild aus dem Schwarz-Weiß-Film, „Moderne Zeiten")

(Foto: picture alliance)

Die Griechen leiden unter dem EU-Spardiktat und trauen sich nicht, Urlaub zu nehmen, in China wehren sich Arbeitnehmer gegen Überstunden und in Norwegen ist die Freizeit ohnehin viel wichtiger. Ein Job bedeutet weltweit Schutz vor Armut und ist ein Versprechen auf den Aufstieg oder der Schutz vor dem sozialen Fall. Doch viele macht die Arbeit, Stress oder die Angst vor dem Jobverlust krank. Wie unterschiedlich arbeiten die Menschen rund um den Globus, wie wichtig ist ihnen die Arbeit? Sieben Arbeitnehmer erzählen von ihrem Job. Den Anfang macht eine junge Amerikanerin.

Nein, viel Zeit hat sie nicht mitgebracht. Eine halbe Tasse schwarzen Tee – mehr bringt Sarah Richards nicht unter zwischen zwei Meetings, um über ihren Arbeitsalltag zu erzählen. Während sie an diesem Novembertag in einem New Yorker Café sitzt, blinkt abwechselnd ihr Blackberry und ihr iPhone macht pling, jeweils ungefähr ein Mal pro Minute. „So ist das eben“, sagt Richards und lächelt.

Die 27-Jährige heißt nicht wirklich Sarah Richards. Sie möchte ihren Namen nicht veröffentlicht sehen, weil sie frei über ihren Job sprechen will. Über ihre Arbeitszeiten und die Belastungen, die sie mitbringen. Wobei Richards schon die Eingangsfrage eigentlich gar nicht nachvollziehen kann: Läuft sie Gefahr, sich zu überarbeiten? „Ach was“, wiegelt die junge Frau ab, „mein Job macht mir großen Spaß, ohne viel Arbeit fühle ich mich nicht gut.“ Und: „Wenn man etwas werden will, muss man eben ranklotzen.“ Eine „durchaus amerikanische Arbeitsmoral“ habe sie und sei stolz darauf.

Richards ist Engländerin, seit vier Jahren ist sie in New York bei einer große Agentur für Public Relations und Marketing angestellt. Dort erarbeitet sie Kommunikationsstrategien für die Kunden, skizziert Reden für Manager oder beobachtet die Berichterstattung in den Medien und erstellt Analysen. Mit einem US-Arbeitsvertrag, der sie zu 40 Stunden pro Woche verpflichtet und ihr 25 Urlaubstage im Jahr erlaubt.

Das ist sehr großzügig für amerikanische Verhältnisse – viel großzügiger, als Richards in Anspruch nehmen würde: Ihre Arbeitszeit beträgt in Wahrheit 60 bis 80 Stunden, Richards wird in diesem Jahr wahrscheinlich 15 Urlaubstage ungenutzt lassen. In ihrem vorigen Job, ebenfalls bei einer US-Firma, hätten nur zwei Wochen Urlaub pro Jahr im Vertrag gestanden. Nicht einmal diese habe sie in Anspruch genommen.

Richards‘ Arbeitstag sieht in der Regel so aus: Um 5.30 Uhr steht sie auf, geht joggen oder aufs Laufband. Spätestens um 7 Uhr ist sie im Büro, wo sie dann meist bis nach 20 Uhr bleibt. Abends, zu Hause, arbeitet sie dann weiter. Projekte müssen vorangetrieben, Kundenwünsche bedient werden, auch am Wochenende.

Auf Dienstreisen sind die Tage oft noch länger, aber das stört Richards nicht. Jetzt, am Anfang der Berufslaufbahn, würden die Weichen gestellt, sagt sie. „Ich bin noch jung und halte das aus.“ Der Schlüssel sei, dass ihr der Job Freude bereite und sie sich nichts anderes vorstellen könne. Ihr Privatleben müsse zwar oft leiden, räumt die 27-Jährige ein. „Aber die Freunde, die ich oft vor den Kopf stoße, verstehen mich schon.“

Ihre Kollegen im Team hätten im Übrigen eine ähnliche Einstellung zur Arbeit wie sie. „Da geht niemand am Feierabend nach Hause, wenn noch Arbeit daliegt“, schildert Richards. Das habe mit einer hohen Arbeitsmoral zu tun, aber durchaus auch mit Angst, die durch die lockeren Arbeitsschutzgesetze in den USA entsteht: „Du kannst morgen gefeuert werden, also strengst du dich an.“ Gleichzeitig sei ihr Arbeitgeber aber auch kein Sklaventreiber.

Die Vorgesetzten achteten darauf, dass sich niemand mit der Zahl an Projekten verhebt und jeder das schaffen kann, was er sich vornimmt, ohne zusammenzubrechen.
Trotzdem sei der Job eben auch nichts für Leute mit „Neun-bis-fünf-Haltung“. In ihrem Beruf, in Amerika zumal, gehe es eben härter zu als anderswo. Das gelte besonders für New York, wo man länger und härter schuftet, wo die Ellenbogen weiter ausgefahren sind als in anderen Städten. Innerhalb ihrer Branche, sagt Richards, gelte die alte Weisheit von Frank Sinatra: „Wer es in New York schafft, schafft es überall.“

Sarah Richards (27), New York

(Nils Rüdel)

Spanien: „Die Arbeitgeber erzeugen Angst“
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