Astra-Zeneca-Stopp in Europa „Das Brexit-Schmollen wird europäische Leben kosten“– Politiker in Großbritannien kritisieren Impf-Stopp

Die Briten sind stolz auf den „britischen Impfstoff“ des Pharmakonzerns Astra-Zeneca.
London Die Briten reagieren mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit und Empörung, nachdem mehrere EU-Regierungen den Corona-Impfstoff von Astra-Zeneca vorläufig suspendiert haben. Mehr als elf Millionen Menschen in Großbritannien haben bereits eine Erstimpfung mit dem Vakzin aus Oxford erhalten, und die Kampagne gilt als großer Erfolg.
Die Regierung trat den Zweifeln an dem Medikament daher entschieden entgegen. „Der Impfstoff ist sicher und wirkt extrem gut“, betonte Premierminister Boris Johnson am Dienstag in einem Gastbeitrag in der „Times“.
Außenminister Dominic Raab erinnerte in der BBC daran, dass die Weltgesundheitsorganisation WHO, die britische und die europäische Medikamentenbehörde den Impfstoff für sicher befunden hätten. Er rief die Briten dazu auf, sich weiter impfen zu lassen. Britische Wissenschaftler schütteln den Kopf über den aus ihrer Sicht kontraproduktiven Impf-Stopp. Reihenweise treten sie in Fernsehen und Radio auf, um ihr Entsetzen kundzutun.
„Die Entscheidungen von Frankreich, Deutschland und anderen Ländern sind rätselhaft“, sagte Michael Head, Gesundheitsexperte der University of Southampton. Denn die Thrombose-Fälle im nicht geimpften Teil der Bevölkerung seien höher als im geimpften Teil. Anthony Harden, stellvertretender Chef der Impfarbeitsgruppe der Regierung, sagte, es gebe keinen nachweisbaren Anstieg an Blutgerinnseln in der Bevölkerung seit dem Impfbeginn.
Die Suspendierung sei „ein Desaster für die Impfbereitschaft in Europa, die in manchen Ländern ohnehin schon auf wackligen Füßen steht“, sagte Peter Openshaw, Mediziner am Imperial College London. In London wird zudem befürchtet, dass die Diskussion in Europa auch die hohe Impfakzeptanz im Königreich drücken könnte.
Konservative vermuten politische Motive
Da es offenbar keine wissenschaftliche Grundlage für den Impf-Stopp gebe, vermuten konservative Politiker und Kommentatoren politische Motive. Einige weisen darauf hin, dass die Europäer immer noch verschnupft seien, dass Astra-Zeneca die Lieferungen an die EU gekürzt hat. Andere versuchen, einen Zusammenhang zum Brexit herzustellen.
Der Bann sei nicht der Wissenschaft geschuldet, sondern der Politik, twitterte der konservative Abgeordnete Anthony Browne, in dessen Wahlkreis der Firmensitz von Astra-Zeneca liegt. „Das Brexit-Schmollen der EU wird europäische Leben kosten.“
Auch Nigel Farage mischte sich in die Debatte ein. „Diese Idioten in Europa stellen ihre Abneigung gegenüber dem Vereinigten Königreich über die Gesundheit ihrer Bevölkerung“, twitterte der ehemalige Chef der Brexit-Partei.
Munition erhielten die Kritiker des Astra-Zeneca-Banns von Nicola Magrini, dem Chef der italienischen Medikamentenbehörde AIFA. Dieser räumte in einem Interview mit der Zeitung „La Repubblica“ ein, dass es sich um eine rein politische Entscheidung handele.
Schon seit Monaten stehen die Europäer auf der Insel im Verdacht, die Vorbehalte gegenüber dem „britischen Impfstoff“ zu schüren. Die Entscheidung mehrerer EU-Regierungen, das Vakzin wegen mangelnder Daten zunächst für Über-65-Jährige nicht zuzulassen, galt bereits als unfreundlicher Akt.
Die Verteidigung von Astra-Zeneca und der Universität Oxford nimmt dabei mitunter patriotische Züge an. Viele Briten sind stolz darauf, dass britische Forscher das Vakzin entwickelt haben und wollen sich diesen Erfolg nicht schlechtreden lassen.
Vor allem jedoch sind sie fassungslos, wie die Europäer die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu ignorieren scheinen. Der Pfizer-Impfstoff weise eine ähnlich hohe Zahl von Thrombose-Fällen auf wie das Vakzin von Astra-Zeneca, twitterte der konservative Kommentator Iain Dale. „Welche Logik steckt dahinter, den einen zu suspendieren und den anderen nicht? Diese Frage beantworten sie nicht.“
Mehr: Was der Astra-Zeneca-Stopp für die Impfstrategie in Deutschland bedeutet.
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Was von der politischen Einschätzung zu halten ist, kann jeder selbst entscheiden. Was jedoch offensichtlich ist - die EU ignoriert wissenschaftliche Fakten und trifft Entscheidungen deren Grundlage, die nicht mehr nachvollzogen werden können. Die für mich erdrückendsten Fakten sind der Vergleich von Thrombose Häufigkeit bei Frauen die die Pille nehmen im Vergleich zum Astra Zeneca Wirkstoff. Dieser Vergleich kann bei der EMA eingesehen werden - der Wert liegt um ein vielfaches höher als in dem vorliegenden Fall.
Nach all den desaströsen Entscheidungen um die Impfstoffbeschaffung, bei denen immer auch ein politischer Wind geweht hat, mag dann ein Schelm sein der auch hier Böses denkt!
Denke auch das die Briten auf dem Astra-Zeneca Auge blind sind.
Der Parasit N. Farage sollte sich grundsätzlich still verhalten.
Lügen was das Zeug hält und sich jahrelang auf Kosten der EU bereichern.
Man kann sicherlich geteilter Meinung sein, ob die Entscheidung der "Suspendierung" in der EU richtig oder übertrieben ist; Klärung der Todesfälle ist auf jeden Fall angesagt. Aber in bestimmten britischen Kreisen die Entscheidung als "politisch" zu brandmarken ist sicherlich so nicht zutreffend. Eigentlich bin ich froh, dass die Herrschaften *ala Johnson hier nichts mehr zu melden haben.