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Atomenergie Schulze rügt Frankreich wegen längeren Laufzeiten für Alt-AKW

Umweltministerin Schulze lobt den deutschen Atomausstieg. Und sie sorgt sich, weil Nachbarländer anders agieren – und Laufzeiten verlängern.
10.03.2021 - 06:31 Uhr 7 Kommentare
Die deutsche Umweltministerin kritisiert die französische Atompolitik. Quelle: Reuters
Umweltministerin Svenja Schulze

Die deutsche Umweltministerin kritisiert die französische Atompolitik.

(Foto: Reuters)

Berlin Zehn Jahre nach der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima hat Bundesumweltministerin Svenja Schulze die Abkehr Deutschlands von der Atomenergie hervorgehoben und das Nachbarland Frankreich für seine Energiepolitik kritisiert. Die Verlängerung der Laufzeiten für Frankreichs älteste AKW bezeichnete die SPD-Politikerin als falschen Weg.

Zwar respektiere sie den Grundsatz nationaler Energiesouveränität, „doch bereitet mir die zunehmende AKW-Überalterung in Europa große Sorge“, sagte sie der „Passauer Neuen Presse“ (Mittwoch). Die Präsidentin des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), Inge Paulini, sagte dem „Tagesspiegel“: „Es wäre besser, wenn gar keine Kernkraftwerke mehr in Europa liefen, weil es ohne sie sicherer ist.“

Frankreichs Atomaufsicht hatte Ende Februar den Weg für den Weiterbetrieb von Frankreichs ältesten Atomkraftwerken geebnet. Es geht um Meiler, die hauptsächlich in den 1980er-Jahren in Betrieb gingen. Sie haben teilweise bereits eine Betriebslaufzeit von 40 Jahren erreicht und sollen nun 50 Jahre laufen können.

„Fukushima war der traurige Beweis, dass Atomkraft auch in einem Hightech-Land wie Japan unbeherrschbar ist“, mahnte Schulze mit Blick auf den Super-GAU vom 11. März 2011. Zum Glück gebe es heute mit den erneuerbaren Energien billigere und ungefährlichere Alternativen. Den deutschen Atomausstieg als Konsequenz aus der Reaktorkatastrophe bezeichnete Schulze als „historischen Durchbruch in mehrfacher Hinsicht“.

„Zuvor hatte die Atomkraft unser Land jahrzehntelang gespalten, die Energiewende blockiert und eine tragfähige Lösung für das Atommüllproblem verhindert“, sagte die Ministerin. Der Atomausstieg von 2011 habe gesellschaftlichen Frieden gebracht sowie den Weg freigemacht für Wind- und Sonnenstrom und den gemeinsamen Neustart der Endlagersuche. Bei der Lösung des Atommüllproblems sei Deutschland seitdem enorm vorangekommen und bereits weiter als viele andere Länder mit Atomkraftwerken.

So bereitet sich Deutschland auf einen Atom-Notfall vor

BfS-Chefin Paulini sieht Deutschland als Lehre aus Fukushima besser vorbereitet. „Der Radius um Kernkraftwerke, für die Notfall-Schutzmaßnahmen vorgeplant sind, wurde auf 100 Kilometer vergrößert. Wir haben außerdem größere Vorräte an Jodtabletten angelegt, die Bestände wurden auf 189,5 Millionen Tabletten aufgestockt“, betonte Paulini. Zudem sei vor Kurzem das radiologische Lagezentrum eingerichtet worden, in dem alle Akteure in einem Notfall unter Leitung des Umweltministeriums zusammenkommen.

Politiker von SPD und Grünen warnten davor, über den Wiedereinstieg in die Atomkraft nachzudenken. Solche „Renaissance“-Tendenzen beobachte er vor allem in den Reihen der Union, sagte Ex-Grünen-Chef Cem Özdemir der Deutschen Presse-Agentur.

„Ein Rollback beim Atomausstieg schadet dem Klimaschutz und dem Standort, denn er behindert den Ausbau der Erneuerbaren“, warnte Özdemir. Auch SPD-Fraktionsvize Matthias Miersch sagte der dpa, allen politisch Verantwortlichen müsse der Jahrestag von Fukushima eine Mahnung sein, dass „Atomkraft keine Zukunft“ haben könne.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), der kurz nach dem Reaktorunglück Regierungschef wurde, betonte, die Katastrophe sei ein „tiefer Schock“ gewesen. Der Grünen-Politiker räumte ein, dass die Energiewende in Deutschland teuer gewesen sei und auch die Strompreise erhöht habe.

Das will Kretschmann für den Fall einer Regierungsbeteiligung seiner Partei im Bund umkehren. „Wir werden sicher, wenn wir die Bundestagswahl gewinnen sollten, Modelle entwickeln, um die Strompreise weiter relevant zu senken“, sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. Als Stellschrauben nannte er die Abschaffung der Stromsteuer und die Senkung der EEG-Umlage.

Mehr: Zehn Jahre nach Fukushima: Diese Zahlen zeigen die extreme Veränderung der Energiewelt

  • dpa
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7 Kommentare zu "Atomenergie: Schulze rügt Frankreich wegen längeren Laufzeiten für Alt-AKW"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Frau Schulze auch eine überforderte Ministerin; nie richtig gearbeitet aber will bürgernahe Umweltpolitik betreiben, die sie nicht einmal versteht. Die Windräder, Photovoltaik nicht besonders umweltfreundlich, hinzu kommt keine Versorgungssicherheit und übrigens ist
    Gas auch nicht umweltfreundlich; die Dänen stellen in nächsten 3 Jahren die Gasversorgung aus Umweltgründen ein.
    Die Franzosen sind schlauer als die dummen Deutschen, erzeugen ihre Energie wesentlich billiger und umweltfreundlich. Auch verkaufen sie den Strom den Deutschen und die nehmen den Strom gerne an.!!!! Was können die Minister dieser Regierung? Versager 1. Güte

  • Herr Hofmeister hat recht. Nur eine Anmerkung: Frau Schulze ist erkenntnisblockiert und daher nicht lernfähig.

  • Ich würde mir wünschen, dass die Medien etwas mehr über die Energiepolitik anderer EU-Länder berichten würden, und zwar von der Erzeugung bis zum Endverbraucher und mit welchen Problemen die dort zu kämpfen haben. Man könnte sich da mal z. B. Frankreich, Dänemark, Österreich und Polen herauspicken. Ich werde das Gefühl nicht los, dass in dieser Hinsicht auch so mancher deutscher Politiker mit Scheuklappen herumläuft. Die Stellungnahme von Svenja Schulze ist mir zu plump, denn wir kaufen ja den Franzosen große Mengen Atomstrom ab, wenn er bei uns knapp ist. Wo soll er denn herkommen, wenn auch die Franzosen auf Abschalten setzen. Andererseits verschenken wir mehr oder weniger unseren Strom an das Ausland, wenn wir zu viel Ökostrom (Solar, Wind) erzeugen. Die Differenz zahlen wir Bürger doppelt, einmal durch den Eigenverbrauch und durch Produktionsstätten, die durch die hohen Strompreise ins Ausland verlegt werden, wodurch bei uns gut bezahlte Arbeitsplätze und damit Steuereinnahmen wegfallen, die wir dringend für den Sozialbereich brauchen, den wir ja alle gemeinsam tragen. Die Chinesen schalten bekanntlich nicht ab, im Gegenteil, sie bauen aus. Wir sollten uns die Denkgewohnheit abgewöhnen, dass wir die Welt retten. Da sollten wir mal die Zeit von Bismark bis in die Gegenwart anschauen, was aus den Visionen, die von deutschem Boden ausgegangen sind, letztendlich wurde. Was ich mir wünsche ist etwas mehr Pragmatismus und weniger Selbstüberschätzung.

  • Herr Hofmeister hat recht. Und sehr interessant fand ich den Beitrag von Bill Gates, der
    Kernkraft fuer unverzichtbar haelt. Aber das ist ja der, der die Corona Krise verursacht
    hat um daran zu verdienen? Oder? Uebrigens kommt gerade die Nachricht, dass in
    Fukushima niemand verstrahlt wurde, wobei das dortige Desaster nicht nur haette
    vermieden werden koennen, sondern es haette auch mit geringen Mitteln effizient
    bekaempft werden koennen.

  • Herr Hofmeister hat recht. Und sehr interessant fand ich den Beitrag von Bill Gates, der
    Kernkraft fuer unverzichtbar haelt. Aber das ist ja der, der die Corona Krise verursacht
    hat um daran zu verdienen? Oder? Uebrigens kommt gerade die Nachricht, dass in
    Fukushima niemand verstrahlt wurde, wobei das dortige Desaster nicht nur haette
    vermieden werden koennen, sondern es haette auch mit geringen Mitteln effizient
    bekaempft werden koennen.

  • Herr Hofmeister hat recht. Und sehr interessant fand ich den Beitrag von Bill Gates, der
    Kernkraft fuer unverzichtbar haelt. Aber das ist ja der, der die Corona Krise verursacht
    hat um daran zu verdienen? Oder? Uebrigens kommt gerade die Nachricht, dass in
    Fukushima niemand verstrahlt wurde, wobei das dortige Desaster nicht nur haette
    vermieden werden koennen, sondern es haette auch mit geringen Mitteln effizient
    bekaempft werden koennen.

  • Nur weil Frankreich eine richtige und sinnvolle Energiepolitik betreibt, sollte Deutschland nicht aus ideologischen Gründen als Schulmeister auftreten. Die Regierung Merkel hat in den entscheidenden Momenten, Energiepolitik, Flüchtlingspolitik und Corona Krise versagt. Merkel wird als schlechteste Besetzung des Kanzleramtes in die Geschichte eingehen. Unter normalen Umständen wäre der Rücktritt von Merkel, Spahn und von der Leyen spätestens nach dem Corona Impfstoff Desaster die logische Konsequenz. Warum thematisieren die Medien nicht die Verantwortung für die Toten und Schwerstkranken durch zu späte Impfung? Weil Tote keine Lobby haben. So wird es später in den Geschichtsbüchern stehen. Die Atompolitik unserer Regierung ist falsch und unsinnig. Wenn CO2 wirklich vermieden werden soll, liegen die erforderlichen Massnahmen auf der Hand. Fossile Brennstoffe vermeiden, Atomkraftwerke anschalten bzw. neubauen. Dann ist der CO2 Ausstoss für Deutschland kein Thema mehr. Frau Schulze sollte erkennen, daß die Energiepolitik anderer Länder sie nichts angehen. Nein, ich bin und werde kein AFD-Wähler. Ich bin CDU Mitglied. Mit freundlichen Grüssen Eckard Hofmeister

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