Weltgeschichte Europas größte Eislauffläche bringt Wintervergnügen nach Moskau

Die Eisfläche auf dem WDNCh-Gelände ist 20.500 Quadratmeter groß.
Moskau Wumms – die Erde hatte mich wieder. Genau genommen saß ich freilich nicht auf der Erde, sondern auf dem Eis. Der Flug war kurz, die Landung hart. Immerhin hatten die dicke Hose und der am besten gepolsterte Teil meines Körpers Schlimmeres verhindert. Meine erste Berührung mit der Eisbahn in Russland – vor inzwischen gut 15 Jahren - war also alles andere als harmonisch.
Doch in Moskau ist der Winter lang und kalt. Der erste Schnee fällt laut historischem Bauernkalender schon Mitte Oktober, ab November kann es dann frostig werden. Klar, dass Eishockey und Eiskunstlauf quasi Volkssport sind. Sich der Faszination Eislauf zu entziehen, ist fast unmöglich. „Mich überkommt ein Gefühl der Freiheit, wenn ich Schlittschuhlaufen gehe. Es ist fast, als ob ich schwebe“, schwärmt die Moskauerin Jelena.
Vorige Woche hat in Moskau die diesjährige Eislauf-Saison begonnen. Nach Angaben der Stadtverwaltung wurden in der russischen Hauptstadt über 1400 Eisbahnen geöffnet. Für jeden Geschmack und für jeden Geldbeutel ist etwas dabei: Die europaweit größte künstliche Eisfläche wurde auf dem Gelände des historischen Ausstellungsgeländes WDNCh angelegt. Die einstige Leistungsschau der sowjetischen Planwirtschaft ist heute mehr Freizeit- als Messegelände.
Zum 80. Geburtstag des Ausstellungskomplexes wurde die Eisbahn auf 20.500 Quadratmeter erweitert. Insgesamt sollen dort rund 4500 Schlittschuhläufer gleichzeitig ihre Runden drehen können. Die Eisfläche wurde in Form eines goldenen Schlüssels angelegt und mit Dekorationen geschmückt, die den Wandel der Zeit in der WDNCh von den sowjetischen Anfängen bis heute zeigen sollen.
Rund 15 Kilometer weiter, im Gorki-Park – dort, wo ich meine ersten schmerzhaften Erfahrungen mit dem Eisvergnügen in Russland gesammelt habe – dreht sich in diesem Jahr hingegen alles um das Thema Kosmos. Die Eisfläche ist fast genauso groß wie in der WDNCh. Die Saison wurde mit einem Feuerwerk eröffnet, der Park erstrahlt unter künstlichen Sternen, Planeten und Satelliten.
Für Romantiker ist wohl die Eisbahn am Roten Platz am schönsten. Die an diesem Sonntag in Betrieb gehende Bahn wird eingerahmt von einem besonderen Ensemble: Auf der einen Seite das Edelgeschäft GUM, gegenüber die Kremlmauer mit Nikolaus- und Erlöserturm und Vor- und Rückseite des Roten Platzes nehmen das Historische Museum und die Basilius-Kathedrale mit ihren unverwechselbaren gedrechselten Zwiebeltürmchen ein. Zugleich tauchen Tausende Lampen den Platz in ein märchenhaftes Licht.
Gerade bei den großen Eisflächen ist an alle Annehmlichkeiten gedacht: Schlittschuhverleih, Pavillons zum Aufwärmen, Essen und Trinken. Das Eis wird regelmäßig geglättet. Die Eintrittspreise wochentags für umgerechnet fünf bis sechs Euro sind erträglich. Bis nachmittags ist der Besuch der Eisfläche auf dem Roten Platz sogar kostenlos.
Und so werde auch ich in diesem Winter mich mal wieder auf die Bahn wagen. Verwechslungsgefahr mit dem Eiskunstlauf-Olympiasieger Jewgeni Pljuschtschenko besteht nicht, aber nach so vielen Jahren in Russland habe ich die Anzahl der Stürze inzwischen auf ein Minimum reduziert.
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