Besonders drastisch drückt es Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer aus: Eine Wiederwahl Berlusconis „wäre für die Anleger ein Horror-Szenario, die Staatsschuldenkrise würde wieder hochkochen“. Die Renditen für italienische Staatsanleihen dürften wieder in die Höhe schnellen, der mühsame Reformprozess in dem Land könnte abrupt beendet sein. „Italien hat mit Berlusconi bereits viele verlorene Jahre hinter sich, eine Neuauflage würde diese Agonie verlängern“, urteilt Dekabank-Chefvolkswirt Ulrich Kater. Beim Umbau der Europäischen Union drohe wieder mehr Gegenwind aus Rom, meint Kater - Konfrontation statt Kooperation: „Ein Wahlsieg Berlusconis behindert den Wiederaufbau von Vertrauen in den Euro.“
Sollte das hoch verschuldete Land für frisches Geld an den Kapitalmärkten dramatisch höhere Zinsen zahlen müssen, könnte die Europäische Zentralbank (EZB) mit dem Italiener Mario Draghi an der Spitze zumindest in die unangenehme Lage geraten, entscheiden zu müssen, ob sie dem Land zur Seite springt. Die Chefvolkswirtin der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), Gertrud Traud, spricht von einer „wahren Bewährungsprobe für Draghi“. Die EZB könnte mit dem Kauf von Staatsanleihen für Entlastung sorgen, doch die Währungshüter haben die Latte dafür selbst hoch gelegt: Erst wenn ein Land einen Hilfsantrag beim Euro-Rettungsfonds ESM stellt und somit politische Reformauflagen akzeptiert, wäre die EZB prinzipiell bereit zum Kauf von Anleihen des betreffenden Staates.
Der Rettungsschirm ESM kann Eurostaaten bis zu 500 Milliarden Euro an Krediten geben, im Gegenzug müssen sie strenge Spar- und Reformauflagen erfüllen. Sollte Rom - wie von Berlusconi im Wahlkampf versprochen - Steuern senken, ohne die Ausfälle mit Einsparungen zu kompensieren, könnte die Situation in Europa unangenehm werden, meint Berenberg-Chefvolkswirt Holger Schmieding: „Ein Italien, das die Regeln bricht, wäre kein Kandidat für Unterstützung durch den ESM oder die EZB“. Über Finanzhilfen entscheidet einstimmig der ESM-Gouverneursrat, der aus den Finanzministern der 17 Euro-Staaten besteht. Gustav Horn vom gewerkschaftsnahen Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) befürchtet, dass Hilfen für Italien den Rettungsschirm sprengen würden: „Damit gerät die gesamte Rettungsarchitektur in Gefahr.“ Dekabank-Ökonom Kater ist jedoch überzeugt: „Von Rettungsschirmen sind wir weit entfernt.“
„Die Wahl Berlusconis ist nicht mein Hauptszenario“, erklärt Commerzbank-Ökonom Krämer. Stefan Bielmeier von der DZ Bank erwartet, dass das Mitte-Links-Bündnis Bersanis seinen Vorsprung aus den letzten Umfragen halten kann und die neue Regierung in Italien ohne Berlusconi gebildet wird. Auch die Fondsgesellschaft Fidelity hält einen Sieg Bersanis für wahrscheinlich. Die Erleichterung darüber werde zu einer Kursrallye an den europäischen Aktienmärkten führen: Und „selbst wenn die Wahl überraschend eine Regierung unter Berlusconi hervorbringen sollte, ..., werden die Märkte die Rückkehr zum Sparkurs durch Abstrafen sehr schnell erzwingen“.
Denkbar ist, dass Bersani die Mehrheit im Abgeordnetenhaus erringt, aber die nötige regierungsfähige Mehrheit im Senat verpasst. Mögliche Folgen: Hängepartie um die Regierungsbildung, Reformstillstand und Unruhe an die Finanzmärkten. Die Reaktionen wären allerdings weniger heftig als bei einer Wahl Berlusconis, meint Ökonom Krämer: „Unsicherheit ist Gift für die Märkte. Aber solange Berlusconi nicht wieder Premierminister wird, sollte die EZB die Lage stabil halten können, ohne tatsächlich italienische Staatsanleihen zu kaufen.“
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Ganz genau. Ihn als Komödiant oder Komiker abzutun ist unvollständig, einseitig und beleuchtet nur die Vergangenheit. Wer sagt denn, dass es nicht auch ein ehemaliger Komiker versteht, Politik zu machen? Im Übrigen war er Politsatiriker und ist – dank Berlusconi – aus dem italienischen Fernsehen verbannt worden, das ja Berlusconi gehört. Ich frage mich: Wurde in den USA damals Ronald Reagan so in der Presse kommentiert? Was ist mit Schwarzenegger? Grillo erhält keine finanzielle Wahlunterstützung. Sein Programm mag nicht bis ins Letzte ausgearbeitet sein, ist aber das Einzige, das vielen Menschen in Italien Hoffnung auf echte Veränderung nach Dekaden der politischen Vetternwirtschaft bietet. Wer Interesse für die politische Landschaft Italiens hat und sich mit den Sorgen und Ängsten der Menschen und deren Hoffnung, auf eine von diesen Wahlen ausgehende echte Veränderung mit Hinwendung zu neuen Wegen beschäftigen möchte sollte sich zusätzlich zu informieren.
Ich bin einfach nur enttäuscht über die einseitige und unvollständige Berichterstattung unter teilweise falschen Faktenangaben (Zitat:..."Grillo bietet kein Programm. Eine Stimme für ihn ist ein reiner Protest gegen die ganze politische Klasse und ihre Skandale...".) Ihn als Komödiant oder Komiker abzutun ist unvollständig, einseitig und beleuchtet nur die Vergangenheit. Wer sagt denn, dass es nicht auch ein ehemaliger Komiker versteht, Politik zu machen? Im Übrigen war er Politsatiriker und ist – dank Berlusconi – aus dem italienischen Fernsehen verbannt worden, das ja Berlusconi gehört. Ich frage mich: Wurde in den USA damals Ronald Reagan so in der Presse kommentiert? Was ist mit Schwarzenegger? Grillo erhält keine finanzielle Wahlunterstützung. Sein Programm mag nicht bis ins Letzte ausgearbeitet sein, ist aber das Einzige, das vielen Menschen in Italien Hoffnung auf echte Veränderung nach Dekaden der politischen Vetternwirtschaft bietet. Wer Interesse für die politische Landschaft Italiens hat und sich mit den Sorgen und Ängsten der Menschen und deren Hoffnung, auf eine von diesen Wahlen ausgehende echte Veränderung mit Hinwendung zu neuen Wegen beschäftigen möchte sollte sich zusätzlich zu informieren.
Livestream von Grillo`s Tsunami Tour auf http://www.youtube.com/watch?v=GTxnSxNu9KM
mit italienischen Faschisten wird Berlusconi dem Rest der Welt ganz gewiß zeigen was er (Berlusconi) von der Welt hält: rete cinque: DAS Weltwirtschaftsforum, wie es Belusconi gefällt.
Natürlich sind die Italiener intelligenter als der deutsche Normalwähler.
Eine Komikerpartei wäre in Deutschland absolut angebracht.
Ich wüsste auch einen Spitzenkandidaten, Georg Schramm, der die meisten Politiker hierzulande souverän eintüten könnte.
Ihr Humor ist ja gar nicht vorhanden, aber dazu braucht man auch Gehirn, aber auch das ist wohl eingeschrumpft.
Beitrag von der Redaktion gelöscht. Bitte achten Sie auf unsere Netiquette: http://www.handelsblatt.com/netiquette
Einen Komiker als Parteiführer?
Das haben wir doch auch: P€€R Steinbrück - auch wenn sein Humor ... nun ja ... nur dem zahlenden Publikum zugänglich ist...
Auch die Piraten sind am Ende an ihrem eignen EGO resp. Machtgehabe/-gerangel gescheitert!
Leider scheitern viele super Visionen/Ideen am Ende an ihrem eigenen Ego" der Menschen und dem damit verbundenen Machtgehabe !
Mein Rat :
Vor dem Betreten eines Raumes, hänge Deinen Ego symbolisch an einen Hacken. Ohne funktioniert es wesentlich besser!
Es gibt noch bessere Sprüche:
´´Die Schulden von heute,
sind die Einnahmen von morgen´´!