Bill Stepien Dieser Mann soll Donald Trumps Wahlkampf retten

Das halbe Leben im Wahlkampf.
Washington Es sind nur noch knapp vier Monate bis zu den US-Wahlen – doch das Vertrauen in die Spitze seines Wahlkampfteams hat Präsident Donald Trump offenbar verloren. Den bisherigen Kampagnen-Chef und „Digital-Guru“ Brad Parscale hat er jedenfalls von seinem Posten entbunden, an dessen Stelle rückt Bill Stepien, bislang Parscales Stellvertreter.
Der 42-Jährige ist ein Trump-Loyalist, langjähriger Republikaner und ein Vertrauter der Präsidentenfamilie. Er hat sein halbes Leben in Wahlkampagnen für Top-Republikaner verbracht.
Unter anderem arbeitete Stepien für den Ex-Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, für Ex-Präsident George W. Bush, für den früheren und inzwischen verstorbenen Senator John McCain sowie für den ehemaligen New Yorker Bürgermeister und heutigen Trump-Anwalt Rudy Giuliani.
Doch Stepiens politische Karriere verlief nicht immer reibungslos. 2013 war er in den sogenannten Bridgegate-Skandal verwickelt, über den auch in Deutschland berichtet wurde. Während Chris Christies Amtszeit als Gouverneur ließen Regierungsbeamte Zufahrtsstraßen der am stärksten befahrenen Brücke in New Jersey teilweise sperren. Einen echten Grund dafür gab es nicht – vielmehr sollten die massiven Staus und Verkehrsstörungen einem demokratischen Bürgermeister schaden, der Christies angestrebte Wiederwahl nicht unterstützte.
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Eine zentrale Figur in der Affäre war die Mitarbeiterin Bridget Kelly, zu der Stepien eine Beziehung unterhielt. E-Mails zeigten, dass Stepien zumindest von der Verschwörung gewusst haben muss. Da er sie aber wohl nicht aktiv anstieß, wurde er auch nicht angeklagt – allerdings von Christie wegen „Mangels an Urteilsvermögen“ entlassen.
Die Trump-Familie lernte er über Jared Kushner kennen, den Schwiegersohn des US-Präsidenten. Nachdem Trump 2016 von den Republikanern zum Kandidaten nominiert wurde, trat Stepien der Präsidentschaftskampagne bei und wurde nach Trumps Wahlsieg zum politischen Direktor des Weißen Hauses ernannt.
Biden liegt bislang vorn
Jetzt soll er Trumps Wahlkampf retten, der alles andere als rundläuft. Umfragen sehen den Präsidenten 15 Prozentpunkte hinter seinem demokratischen Herausforderer Joe Biden. Ein Großteil der US-Amerikaner ist unzufrieden mit Trumps Management der Corona-Pandemie, außerdem mindern Massenarbeitslosigkeit und eine geschwächte Wirtschaft seine Chancen. Die Lobbygruppe „The Lincoln Project“, in der viele Republikaner versammelt sind, will eine Wiederwahl Trumps verhindern.
2016 wurden Trump zu diesem Zeitpunkt des Wahlkampfs ebenfalls keine Chancen eingeräumt. Schon damals gehörte Stepien zum engsten Zirkel um Trump, neben der Kampagnenmanagerin Kellyanne Conway und dem früheren Trump-Berater Steve Bannon. Allerdings sind beide Situationen kaum miteinander vergleichbar. Heute stützen deutlich mehr demokratische Anhänger den Kandidaten Biden als im Jahr 2016 Hillary Clinton.
Laut CNN hat Stepien Wissen über digitale Strategien, um Wahlversprechen des Präsidenten in maßgeschneiderter, zielgerichteter Werbung zu verpacken. Laut der Analyse-Website Axios will Trump vor allem Wähler in Vorstädten erreichen und Biden dort als Kandidat der Steuererhöhungen und Sicherheitsrisiken brandmarken.
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