Brad Parscale muss gehen Schlechte Umfragewerte: Trump feuert Chef seiner Wahlkampagne

Weil ihm die niedrigen Umfragewerte nicht passten, feuerte Trump seinen bisherigen Wahlkampfmanager.
Washington Der bislang wichtigste Mann in Donald Trumps Wahlkampagne muss knapp vier Monate vor den US-Präsidentschaftswahlen gehen. In der Nacht zum Donnerstag gab Trump auf seiner Facebook-Seite bekannt, dass er seinen bisherigen Wahlkampfchef und „Digital-Guru“, Brad Parscale, austauscht. Zuvor hatte die „New York Times“ über die Pläne berichtet. An die Stelle von Parscale rückt der 42-jährige Bill Stepien, zuvor Vizechef der Wahlkampagne und langjähriger Vertrauter Trumps.
Die Entscheidung wurde am selben Tag publik, an dem Umfragen den US-Präsidenten erstmals 15 Prozentpunkte hinter seinem Herausforderer Joe Biden verzeichneten. Das ist der größte Rückstand für Trump im gesamten Jahr.
Personalwechsel in Wahlkämpfen sind unter normalen Umständen nicht ungewöhnlich. Parscales Demontage kann man jedoch nicht isoliert betrachten von den desaströsen Umständen für Trumps angestrebte Wiederwahl. Parscale war der Organisator von Trumps blamabler Kundgebung in Tulsa im Bundesstaat Oklahoma, zu der trotz angekündigter Ticketanfragen von einer Million nur wenige Tausend Besucher kamen.
Trump droht Swing States zu verlieren
Der US-Präsident führt seinen Wahlkampf inmitten der Corona-Pandemie, die über 137.000 US-Bürger das Leben gekostet hat. Ein Großteil der US-Amerikaner ist unzufrieden mit Trumps Krisenmanagement, außerdem zehren Massenarbeitslosigkeit und eine geschwächte Wirtschaft an seinen Wiederwahlchancen.
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In den am härtesten umkämpften Bundesstaaten, den sogenannten Swing States, liegt Trump teilweise mit zweistelligen Werten hinter Biden. Offiziell betont der Präsident, er sei siegesgewiss. Auf Twitter verlässt er sich auf die sogenannte „Secret Vote“: mögliche Stimmen von Menschen, die sich nicht in Umfragen äußern und am Wahltag Trump wählen könnten.
Wird der neue Kampagnenchef, Bill Stepien, nun alles anders machen? Ihn unterscheidet einiges von Parscale, der 2016 die Onlinestrategie für Trump entwarf und damit zu dessen Sieg beitrug. Mit seinem markanten Bart und seiner hochgewachsenen Körpergröße war er auf Kundgebungen nie zu übersehen. Stepien hält sich eher im Hintergrund und ist optisch kaum von den vielen Anzugträgern Washingtons zu unterscheiden.
Stepien hatte Ärger mit der Justiz
Und während Parscale, ein Web-Designer aus Kalifornien, ein politischer Quereinsteiger ist, hat Stepien sein halbes Leben in Wahlkampagnen verbracht. Unter anderem arbeitete er für den ehemaligen Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, für Ex-Präsident George W. Bush, für den früheren und inzwischen verstorbenen Senator John McCain sowie für den ehemaligen New Yorker Bürgermeister und heutigen Trump-Anwalt, Rudy Giuliani.
Ärger mit der Justiz hatte er vor einigen Jahren wegen seiner Verwicklung in den sogenannten Bridgegate-Skandal: Während Chris Christies Amtszeit ließen Behörden mehrere Spuren einer viel befahrenen Brücke ohne Grund schließen, um einem demokratischen Gegner politisch zu schaden. Stepien war an der Affäre beteiligt und wurde von Christie entlassen.
Die Trump-Familie lernte er über seinen Vertrauten Jared Kushner, Schwiegersohn des US-Präsidenten, kennen. Nachdem Trump 2016 von den Republikanern zum Kandidaten nominiert worden war, trat Stepien der Präsidentschaftskampagne bei und wurde nach Trumps Wahlsieg zum politischen Direktor des Weißen Hauses ernannt.
Parscale soll nach Angaben des US-Präsidenten weiter für das aktuelle Kampagnenteam arbeiten.
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