Den Posten von David Davis (68) hat es zuvor nie gegeben - er ist der britische Brexit-Minister, soll also den Ausstieg seines Landes aus der EU managen. Der EU-Kritiker gilt als erzkonservativ, sprach sich für die Todesstrafe und gegen die Gleichstellung von Homosexuellen aus. Er hat kein Problem damit, sich auch mal gegen seine eigene Partei zu positionieren. Wegen seiner Unnachgiebigkeit trägt er den Spitznamen „Monsieur Non“. Stück für Stück kämpfte er sich nach oben: Davis war Versicherungsangestellter, studierte Informatik und war 17 Jahre lang in einem Lebensmittelkonzern beschäftigt. Seit 30 Jahren sitzt der Konservative im britischen Parlament und war zeitweise auch Staatssekretär für Europafragen im Außenministerium. Davis ist verheiratet und hat drei Kinder.
Eine Führungsrolle auf britischer Seite nimmt Tim Barrow ein, der erst seit vergangenem Januar EU-Botschafter Großbritanniens in Brüssel ist. Der 53-Jährige gilt als pragmatischer Problemlöser, der sich nicht scheut, die Wahrheit zu sagen. Barrow kann auf eine mehr als 30-jährige Karriere als Diplomat zurückblicken, Kollegen loben seinen Erfahrungsschatz. Von 2011 bis 2015 war der vierfache Vater Botschafter in Russland, von 2006 bis 2008 in der Ukraine. Zuletzt arbeitete er als politischer Direktor im Londoner Außenministerium. Auch auf Brüsseler Parkett bewegt sich Barrow sicher. Sein Vorgänger Ivan Rogers trat frustriert von seinem Amt als EU-Botschafter zurück. Rogers warf der britischen Regierung Mangel an „ernsthafter, multilateraler Verhandlungserfahrung“ vor.
Auf EU-Seite ist Verhandlungsführer Michel Barnier einer der wichtigsten Köpfe der anstehenden Austrittsgespräche. Dafür bringt der 66-jährige Franzose reichlich Erfahrung mit: Er hatte verschiedene Ministerposten in Frankreich und war zweimal EU-Kommissar. In Großbritannien hat seine Ernennung keine Freude ausgelöst, denn als Binnenmarkt-Kommissar war er von 2010 bis 2014 für die Bankenregulierung zuständig - was ihm am Finanzplatz London wenig Freunde machte. Zuletzt tourte Barnier durch die Hauptstädte Europas, um vorbereitende Gespräche mit den Regierungen der verbleibenden 27 EU-Staaten zu führen. Die Brexit-Verhandlungen selbst will er gerne bis zum Oktober 2018 abschließen. Barnier ist verheiratet und Vater von drei Kindern.
Didier Seeuws (51) wird sein ganzes in einer langen Diplomatenkarriere erworbenes Taktgefühl brauchen. Er soll die Brexit-Gespräche für den Rat, also die Vertretung der EU-Staaten, verfolgen. Sprachrohr und Chefunterhändler der EU ist zwar Barnier. Seeuws - oder ein Stellvertreter - darf bei den Gesprächen aber anwesend sein. Delikat dürfte für den Belgier die Leitung einer speziellen Arbeitsgruppe im Rat werden: Dort sind alle EU-Staaten außer Großbritannien vertreten. Seeuws wird sie über den Stand der Verhandlungen auf dem Laufenden halten - und wohl seinerseits dabei helfen, Einigkeit unter den Ländern herzustellen. Immerhin, mit unterschiedlichen Interessenlagen in Europa kennt Seeuws sich aus: Er war unter anderem belgischer Botschafter bei der EU und Kabinettschef des früheren Ratspräsidenten Herman Van Rompuy.
Der Belgier Guy Verhofstadt ist eindeutig der schillerndste Brexit-Beauftragte auf EU-Seite. Der Chef der liberalen Fraktion im Europaparlament ist ein glühender und streitlustiger EU-Verfechter. Wenn es nach ihm ginge, dann würde das Staatenbündnis deutlich enger zusammenwachsen und dabei ordentlich Tempo machen. Regierungserfahrung bringt der heutige Abgeordnete auch mit: In seinem Heimatland Belgien war er neun Jahre lang Ministerpräsident. Verhofstadts Einfluss auf die Gespräche ist indes eher begrenzt: Der 63-Jährige ist der Verbindungsmann des EU-Parlaments. Die Abgeordneten müssen dem Verhandlungsergebnis zwar am Ende zustimmen, den Verlauf der Austrittsgespräche werden aber wohl eher die EU-Kommission und die Staaten bestimmen.
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@Rainer von Horn
„wäre eine Redimensionierung des EU-Haushaltes, … Aber da denkt keiner dran (oder will keiner dran denken)“
Genau das ist doch der Grund, warum sich plötzlich - ohne überhaupt diskutieren und einen Kompromiss schließen zu müssen – alle 27 EU-Staaten in nie gesehener Kürze darüber einig waren, dass einer dafür zahlen muss, damit sich für niemanden etwas ändert.
Das MS-Duo in Berlin will nicht mehr zahlen als bisher, was zu Kürzungen im EU-Haushalt zu Lasten Polens, usw. gehen würde. Die aber wollen auf keinen Fall weniger als bisher abkassieren.
Einsparungen wären zwar im EU-Haushalt möglich, wie z. B. die Fördermittel für die inzwischen beitrittsunwillige Türkei, aber die will man aus einem nur der Anstaltsleitung bekannten Grund (als Drohkulisse für einen evtl. Liebesentzug) lieber weiter zahlen.
Das wollen die Briten natürlich in ihrer üblichen Scheckheft-Mentalität sicherlich weiter gerne finanzieren, nur um dann endlich ihre Ruhe vor den Geiern zu haben?
Während Brüssel mit seinen lächerlichen Drohgebärden die restlichen 27 Länder in der EU einzuschüchtern versucht, werden sich die Briten erst einmal entspannt bei einer Tasse Tee zurücklehnen.
Mindestens genauso wichtig wie dieser sich abzeichnende Rosenkrieg, wäre eine Redimensionierung des EU-Haushaltes, da ja nach dem Austritt ein paar MRD Nettobeiträge fehlen werden. Aber da denkt keiner dran (oder will keiner dran denken) und am Ende findet sich ein Dummer bzw. eine Dumme, die den fehlenden Betrag übernimmt...., ne wa?
Und die Deutschen haben zukünftige x-fach mehr Probleme. Und wer noch keine gehabt hatte, wird er sie noch kriegen.
Spätestens dann, wenn er seine Rente beantragt.
Die Briten haben 3 Probleme ? Da sind sie fein raus !
Die E U hat mindestens 27 Probleme , Eins größer als das Andere !!
Monsieur Barnier verhandelt nicht für die Rest-eu, sondern für frankreich.
Und auf was werden sich Briten und Franzosen wohl einigen?
Richtig: Deutschland übernimmt 59 Milliarden plus X und die Niederlande übernimmt eine Milliarde.
Die Verhandlungsstrategie der EU ist schwer zu verstehen. Ich habe den Eindruck, dass die Forderungen an die Briten so stark überzogen sind, dass es zu keinem einvernehmlichen Austritt kommen kann.
Abschied im Zorn? Wem könnte daran gelegen sein? Will man vielleicht einfach nur die Populisten in einigen europäischen Ländern von ihrer Austrittspropaganda abbringen?
Die Briten sind immer eine harte Nuss, ob im Krieg oder jetzt als Austrittskandidat.
Aber man muss nur auf die EU Rückwärts sehen und dann erkennt man ganz deutlich, die EU besteht hauptsächlich aus Watte. Die Türkei steht dafür ganz deutlich und so oft wie Erdogan die EU brüskiert, die EU und Merkel bleiben treu
an Erdogans Seite. Die Regierung ist sogar so feige, dass man bei der Armenien Abstimmung aus Berlin abhaut. Auch die BW kann von Erdogan missbraucht werden , niemand schon gar nicht VDL interessiert das . Korpsgeist der Regierung!
England ist nicht die marode Türkei. Hier stehen Werte und ein stolzes Volk das immer
zu einem Korpsgeist erwacht, wenn sie angegriffen werden. Die Verlierer werden wieder Merkel und die EU sein.
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