Brexit trifft vor allem die Geringverdiener: Die gespaltene Insel
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Brexit trifft vor allem die GeringverdienerDie gespaltene Insel
Die Kluft zwischen Arm und Reich in Großbritannien wird kleiner. Die neue Premierministerin Theresa May will das Land nach dem Brexit-Votum vereinen. Doch unter dem EU-Austritt könnten gerade Geringverdiener leiden.
Die Unterschiede zwischen Arm und Reich in Großbritannien haben sich gemildert – der EU-Austritt bedroht diesen Fortschritt.
London Es sind hehre Worte. Sie wolle sich sozialer Gerechtigkeit und der Einigkeit des Landes widmen, ruft die neue britische Premierministerin Theresa May aus, als sie vergangene Woche vor der Downing Street einen ersten Ausblick auf ihre Amtszeit gibt. Sie wolle alle Menschen vertreten, nicht nur die Privilegierten, sagt sie. Doch wie weit der Weg zu einer egalitären Gesellschaft im klassenbewussten Großbritannien noch ist, legte eine neue Studie offen, die das angesehene Institut for Fiscal Studies (IFS) am Dienstag in London veröffentlichte.
Die Zahl der einkommensschwachen Haushalte auf der Insel habe sich demnach in den letzten Jahren zwar reduziert. Doch vor allem niedrig bezahlte Beschäftigte drohen nun die Brexit-Falle zu laufen. Denn ihr Einkommen hängt laut der Studie immer stärker von der konjunkturellen Entwicklung ab – und die dürfte sich im Schatten des EU-Austritts-Votums in den nächstens Jahren deutlich eintrüben.
Die gespaltene Insel. „Nach dem Referendum steht uns eine Zeit großer nationaler Veränderungen bevor“, sagte May in ihrer Antrittsrede ruhig und bestimmt und klingt dabei fast wie eine britische Konservative im Labour-Mantel. So richtete sie ihre Worte direkt an diejenigen, die nicht privilegiert und reich geboren sind. „Ich weiß, dass es manchmal nicht einfach ist.“
Wachstum, sagte sie später, sei bislang eher den privilegierten Briten zugutegekommen als den Durchschnittsbürgern. Das müsse sich ändern. Die Studie des britischen Think Tanks zeigt, dass bei dieser Aufgabe noch viel Arbeit vor der britischen Premierministerin liegt – aber das Großbritannien in den letzten Jahren durchaus bereits erste Schritte auf diesem Weg unternommen hat.
So habe das starke Wirtschaftswachstum auf der Insel in Kombination mit einem geringen Ansteigen der Gehälter dafür gesorgt, dass sich die starken Unterschiede im Einkommen der Beschäftigten auf der Insel wieder etwas angeglichen hätten, heißt eine der Kernsätze der Studie, für die mehr als 20.000 Haushalte befragt und deren Daten im Finanzjahr 2014 bis 2015 detailliert ausgewertet wurden. Das Durchschnittseinkommen habe sich um zwei Prozent gegenüber der Finanzkrise im Jahr 2007/08 erhöht und die Kinderarmut sei angesichts der weiter fallenden Arbeitslosigkeit gesunken.
Theresa Mays Weg zur Macht
Neben ihrer Arbeit im Finanzsektor sitzt Theresa May im Stadtrat des Londoner Bezirks Merton.
May wird Abgeordnete für die Konservative Partei (Tories) im Unterhaus. Sie vertritt den Wahlkreis Maidenhead westlich von London.
Während der Labour-Regierung hat May verschiedene Posten im konservativen Schattenkabinett. Sie ist unter anderem zuständig für Bildung, Familie und Kultur.
Als erste Frau in der Geschichte wird May „Chairman“ der Konservativen Partei, vom Amt her vergleichbar mit einer Generalsekretärin.
May wird zur neuen Innenministerin („Home Secretary“) ernannt.
Vor der Abstimmung über den Brexit spricht sich May erst spät für einen Verbleib in der EU aus. Nach dem britischen Votum für den Brexit setzt sich May im parteiinternen Machtkampf um die Nachfolge von Premierminister David Cameron durch.
May übernimmt den Vorsitz der Konservativen Partei von Cameron.
May wird britische Premierministerin und zieht damit in den Amtssitz in der Londoner Downing Street Nr. 10.
„Da viele Sozialleistungen in den vergangenen Jahren in Großbritannien gekürzt worden waren, hätte man annehmen können, dass sich die Ungleichheit in Großbritannien weiter erhöht hat”, zeigt sich Andrew Hood, ein der Autoren der Studie und Research-Ökonom des Instituts von den Ergebnissen überrascht. „Aber die Kombination von starkem Beschäftigungswachstum, vereinzelten Gehaltssteigerungen bei den Niedrig-Löhnern and einem Mangel an Gehaltserhöhungen bei den übrigen Beschäftigten“ hätten dazu geführt, dass sich die Kluft zwischen Arm und Reich unter dem Niveau vor der Finanzkrise wieder eingependelt habe.