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Brexit-Votum So groß ist der Schaden für Europas Konjunktur

Die Unsicherheit nach dem Nein der Briten zur EU ist groß. Viele Länder fürchten die konjunkturellen Folgen, auch Deutschland wird den Brexit spüren. Ein Streifzug unserer Korrespondenten durch Europas Wirtschaft.
01.07.2016 - 06:02 Uhr 35 Kommentare

Brexit: Wer gewinnt, wer verliert?

London, Rom, Stockholm, Berlin, Wien, Paris Kurzfristig schadet das Brexit-Votum der deutschen Wirtschaft wenig, mittelfristig womöglich schon. Zu diesem Ergebnis kommt das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in einer ersten Analyse mehrerer Studien, die im Vorfeld des Referendums erstellt wurden. Die Handelsbeziehungen mit den britischen Unternehmen bleiben rechtlich bis zum tatsächlichen Vollzug des Austritts bestehen, an Zöllen, Marktzugängen ändert sich nichts.

„Die Geschäftspartner jenseits und diesseits des Kanals werden versuchen, ihre langen und guten Beziehungen zu pflegen“, schreiben Michael Gröming und Michael Hüther. Auch Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) kam nach Analysen seines Hauses zu dem Schluss, dass die Auswirkungen auf das deutsche Wirtschaftswachstum in diesem Jahr im „nicht messbaren Bereich“ lägen.

Als größtes Risiko sehen die beiden IW-Autoren die Unsicherheit: Der IW-Index der Politischen Unsicherheit schlägt derzeit fast so stark aus wie während der Finanzkrise 2008. Dazu trugen bereits vor dem Briten-Votum die Unstimmigkeiten in der EU in der Flüchtlingsfrage, über den richtigen Reformkurs, die hohe Staatsverschuldung und die lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank bei. Dies könnte das Geschäftsklima mittelfristig beschädigen und zu Investitionszurückhaltung und in der Folge zu schwächerem Wachstum führen.

Neue Super-Wahl in Großbritannien
David Cameron
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Der Noch-Premier: Nachdem die Briten für den Brexit gestimmt haben, kündigte Cameron seinen Rücktritt für September an. Fünf Kandidaten sind scharf darauf, ihn zu beerben. Sie werden sich in mehreren Wahlen den konservativen Abgeordneten stellen, wobei jeweils derjenige mit den wenigsten Stimmen aus dem Bewerberfeld ausscheidet. Am Dienstag findet die erste Wahl statt. Weitere Wahlgänge folgen am Donnerstag und am 12. Juli.

Die dann übrig gebliebenen zwei Kandidaten werden in einer Urabstimmung unter den 150.000 Parteimitgliedern antreten. Voraussichtlich am 9. September soll der Name des neuen Partei- und Regierungschefs verkündet werden.

(Foto: AP)
Boris Johnson
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Der Ex-Favorit: Er war ein Anführer der Brexit-Debatte und galt damit auch als der Top-Kandidat für das Amt des Premierministers. Doch der Hardliner Johnson, der die EU seit Jahren kritisiert, erklärte wenige Tage nach dem Referendum überraschend, dass er nicht Camerons Nachfolger werden will. Vielleicht liegt es daran, dass er einige seiner Ankündigungen, die unter anderem zum Brexit geführt haben dürften, zurücknehmen musste.

(Foto: dpa)
Stephen Crabb
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Der Außenseiter: Auch wenn er als erster seine Kandidatur bekannt gab, werden dem 43-jährigen Arbeitsminister wenig Chancen auf Camerons Nachfolge eingeräumt. Der Befürworter für einen EU-Verbleib ist erst seit dem Rücktritt von Iain Duncan Smith im März im Amt, davor war er als Minister für Wales zuständig. Crabb stammt aus Wales, er wuchs als Sohn einer alleinerziehenden Mutter in einer Sozialwohnung auf - ein ungewöhnlicher Lebenslauf in einer Partei, die von manchen als elitär kritisiert wird. Seine Kollegen schätzen den bekennenden Christen als liebenswürdig und gewissenhaft, zweifeln aber an seinen Führungsqualitäten.

(Foto: dpa)
Liam Fox
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Der zweite Außenseiter: Der ehemalige Verteidigungsminister und notorische Euroskeptiker gehört dem rechten Lager der Tories an. 2011 musste er wegen zweifelhafter Beziehungen zu einem befreundeten Lobbyisten sein Amt niederlegen. Vor elf Jahren hatte sich Fox schon einmal für das Amt des Premierministers beworben, den Sieg trug allerdings Cameron davon. Der 54-jährige ehemalige Arzt gilt als Außenseiter, kann aber auf die Unterstützung einiger Hardliner bei den Tories zählen.

(Foto: Reuters)
Andrea Leadsom
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Die Energische: Weil sie in ihren TV-Auftritten während der Brexit-Debatte so gut überzeugen konnte, gilt sie laut der britischen Zeitung „Mirror“ als „shining light“.

Die Staatsekretärin im Energieministerium kündigte ihre Kandidatur auf Twitter unter dem Hashtag #FreshStart (Neustart) und mit der Aufforderung an, das „Beste aus den Möglichkeiten des Brexit“ zu machen. Die 53-jährige ehemalige Bankerin und Fondsmanagerin gehörte zu den führenden Vertreter des „Leave“-Lagers. Nach dem Votum vom 23. Juni rief sie zur Feier von Großbritanniens „Unabhängigkeit“ auf.

(Foto: Reuters)
Michael Gove
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Der 48-jährige Justizminister hat mit seiner Kandidatur für allgemeine Überraschung gesorgt. Der ehemalige „The Times“-Journalist war unter Cameron bis 2014 Bildungsminister, nach der Wahl 2015 leitete er das Justizressort. Gove ist ein enger Freund und langjähriger Weggefährte Camerons - seine Entscheidung, dem Brexit-Lager beizutreten, war ein schwerer Schlag für den Tory-Chef.

Im Gespann mit Brexit-Wortführer Boris Johnson galt Gove als der nüchternere, intellektuellere Vertreter der „Leave“-Kampagne. Mit seiner überraschenden Kandidatur als Cameron-Nachfolger erzwang Gove den Verzicht des ehemaligen Londoner Bürgermeisters Johnson auf das Amt. Im Falle seiner Wahl zum Premier will Gove nach eigenen Worten nicht vor dem kommenden Jahr den EU-Austritt einleiten.

(Foto: dpa)
Theresa May
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Die Innenministerin hat nach den Quoten der Buchmacher die besten Chancen, Nachfolgerin von Cameron zu werden. Dabei trat die 59-jährige May für den Verbleib in der EU ein. Die Tochter eines Vikars der Anglikanischen Kirche steht seit sechs Jahren an der Spitze des Innenministeriums. Sollte sie die nächste Regierungschefin werden, will May im Rahmen eines neuen Handelsabkommens mit Brüssel die Einwanderung von EU-Bürgern begrenzen. Das Votum der Briten für einen EU-Austritt sei auch eine deutliche Botschaft gegen die geltende Freizügigkeit gewesen, sagt die Favoritin in der Bewerberschar. Gleichzeitig bekräftigte May, dass es keinen „Zeitraum“ für den Brexit gebe. Vor dem Referendum hatte sie für einen Verbleib Großbritanniens in der EU geworben, sie spielte aber während der Kampagne keine prominente Rolle. May empfiehlt sich der zerstrittenen Partei als Figur des Ausgleichs.

(Foto: AFP)

Nach einer Analyse der Deutschen Bank sind später, beim Vollzug des Brexit, die Auto- und die Pharmabranche am stärksten betroffen. Die Automobilindustrie exportiert 12,8 und die Pharmaindustrie 10,8 Prozent ihrer Ausfuhren nach Großbritannien. Die erwartete Aufwertung des Euro gegenüber dem Pfund verteuert ihre Produkte für Briten. Für die Automobilindustrie war 2015 Großbritannien das wichtigste Exportland, in das 810.000 Autos verkauft wurden.
Der Industrieverband BDI fürchtet, dass die Unsicherheit zu „einem deutlichen Rückgang des Geschäfts mit den Briten führen wird“, sagte BDI-Hauptgeschäftsführer Markus Kerber. „Neue deutsche Direktinvestitionen auf der Insel sind kaum zu erwarten“, sagte er. Die Industrie hoffe deshalb, dass sich in den Verhandlungen der EU mit den Briten der Wille zu weiterer Zusammenarbeit durchsetzen möge.
Donata Riedel, Berlin

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35 Kommentare zu "Brexit-Votum: So groß ist der Schaden für Europas Konjunktur"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • "... konnten deshalb so ungeniert machen, was sie wollten, weil es bisher Keinen wirklich interessierte."

    Okay, es wird von Seiten der "Vertreter" der Bürger bei der EU (sowohl auf nationaler, parlamentarischer als auch Kommissionsebene) auch wirklich alles getan, damit dem (dem Bürger) die Lust am Interessieren vergeht (bzw. die gar nicht erst aufkommt).

    Aber: wenn die Bürger dann einfach aufgeben und denen ihre "Allüren" und Ablenkungsmanöver durchgehen lassen, sei es aus mangelndem Selbstbewusstsein und -vertrauen, Ignoranz oder schlicht Bequemlichkeit, sind sie hinterher SELBST SCHULD, wenn die "da oben" machen können, was sie wollen! Und das auch noch in ihrem Namen!!

  • Ich bin überrascht, wie entspannt Frau Merkel den Brexit sieht. habe da einen interessanten Artikel gefunden: http://www.transatlantic-times.com/2016/06/30/nach-dem-brexit-schadensbegrenzung-la-angela-merkel/

  • @Bernd Thebread01.07.2016, 12:34 Uhr

    "Die EU braucht kein Update: Es braucht ein Reset"

    Vollkommen richtig. Ohne komplette Zerschlagung der EU geht es nicht.

  • Rainer von Horn,

    "Dumm nur, Herr Kersey, ....."

    Und was hat Herr Kersey damit zu tun?

  • Die EU braucht kein Update: Es braucht ein Reset.
    Das EU Konstrukt, seine Rechtsumgebung und auch der Lobbyismus verhindern erfolgreich, dass kluge Köpfe ihre Ideen umsetzen können.

  • Man nehme den Verlauf des britischen FTSE100-Index (mit Schwergewichten wie HSBC, Barclays, aber z.B. auch BP, Shell und Vodafone) seit dem Brexit-Votum und lege den Verlauf des DAX-Index drüber, bzw. in diesem Falle drunter:
    http://www.bloomberg.com/quote/UKX:IND
    vs.
    http://www.bloomberg.com/quote/DAX:IND
    Noch Fragen??

  • Herr Joern [email protected]
    Gold und Silber lieb der Fink gar sehr aber die Papierschnipsel um so mehr.
    Wie denken Sie sich eigentlich auf welche Weise man den wirtschaftlich nutzlosen Sparer enteignen kann? Das geht doch nur, wenn gelegentlich andere Schnipsel ausgegeben werden und das Prekariat vertrauensvoll wieder zu Sparen beginnt. Der Mehrwert steht natürlich dem Investor und Aktionär zu. Es ist sozusagen das Sahnehäubchen für unserer aufopfernden Tätigkeit an der Allgemeinheit.
    In diesem Sinne, immer schön arbeiten und sparen für uns Finken.

  • @Robbie McGuire
    Klar habe ich mir Gedanken gemacht! Sämliche Subventionen abschaffen. Forschungs- und Entwicklungsgelder mit der Bedingung zahlen, dass die Ergebnis sich am Markt selbst tragen können und dann eine Rückzahlung der zuvor gewährten Gelder vereinbaren.
    Der Staat wird von der heutigen marktfeindlichen Mafiawirtschaft dazu benutzt um an die Steuergelder der Bürger eines Staates heranzukommen. Mit Wirtschaftlicher Wertschöpfung und Mehrwertschaffung zum Wohl der Gesellschaft hat diese "Grüne Subventionsabgreifer Industriemafia" nicht mehr das geringste zu tun.
    Weder in der Energiewende/EEG noch in der E-Mobilität liegt irgend ein MEHRWERT für unsere Gesellschaft. Hier ist nur noch Abzocke und Plünderung der Gesellschaft das vorwiegende Gesellschaftsmodell. Mit korrupten Politikern und Managern im Mittelpunkt.
    Das gleiche trifft erst recht für das politische Mantra einer "CO2 freien Gesellschaft" zu! Also Schluss mit der Verteufelung des lebenswichtigen und wohlstandschaffenden CO2. Schluss mit den Lügen den Selbstbetrug einer Energiewende. Schluss mit den Dauersubventionen in der sog. EE-Branche mit dem Verbraucherbelastenden EEG.
    Schluss mit der "Grünen Industrie-Politik Mafia".! Danke!

  • Wow, das ging aber flott. Italien darf seine Banken mit 150 MRD Euro an Liquiditätsgarantien stützen. Es sind ja nur Garantien....

    Geht wohl im aktuellen Brexit-Towabo etwas unter... ;-)


    http://finanzmarktwelt.de/italien-darf-banken-mit-garantien-stuetzen-36484/

  • Beitrag von der Redaktion gelöscht. Bitte bleiben Sie sachlich. http://www.handelsblatt.com/netiquette 

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