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Britischer Premier Weihnachtswichteln wird für Boris Johnson zur Staatsaffäre

Eine Weihnachtsfeier kann in Coronazeiten schnell zum Skandal werden. Der Premier kündigt eine Untersuchung an, doch die Zweifel an ihm wachsen.
08.12.2021 - 17:39 Uhr Kommentieren
Premierminister Boris Johnson ist wegen einer Weihnachtsfeier in der Downing Street in der Bredouille. Quelle: Reuters
Downing Street in London

Premierminister Boris Johnson steckt wegen einer Weihnachtsfeier in der Downing Street in der Bredouille.

(Foto: Reuters)

London Kaum ein Regierungschef ist so skandalerprobt wie Boris Johnson. Bisher hat der britische Premier noch jeden Proteststurm ausgesessen. Eine Weihnachtsfeier bringt ihn nun jedoch in akute Erklärungsnot.

Vor einem Jahr haben offenbar Dutzende Regierungsmitarbeiter in der Downing Street Alkohol getrunken, Wichtelgeschenke ausgetauscht und lustige Weihnachtspullis angezogen – was man eben bei solchen Anlässen so macht. Johnsons Problem: Damals herrschten strikte Corona-Kontaktbeschränkungen, jegliche Weihnachtsfeier war untersagt.

Seit der „Daily Mirror“ den offensichtlichen Regelbruch vor einer Woche enthüllte, ist der Premier in der Defensive. Das Timing könnte nicht ungünstiger sein, denn wieder ist Vorweihnachtszeit und wieder droht ein Lockdown.

Auch wenn die Verstöße ein Jahr her sind, kann eine kleine Weihnachtsfeier in Coronazeiten schnell zur Staatsaffäre werden. Vor allem erinnert die Episode die Briten daran, dass Johnson es mit den Regeln nicht so genau nimmt und die Öffentlichkeit im Zweifel belügt.

So bestritt die Regierung zunächst tagelang, dass es eine Party gegeben habe. In der Downing Street würden alle Regeln eingehalten, sagte der Premier. Am Dienstag tauchte dann aber ein internes Video auf, welches führende Regierungsmitarbeiter kurz nach der besagten Weihnachtsfeier bei einer Probe im neuen Pressekonferenzraum zeigte.

Johnsons Strategiewechsel: Erst alles leugnen, dann doch untersuchen

Johnsons damalige Sprecherin Allegra Stratton und ein Berater spielten den Fall durch, wie man auf Journalistenfragen nach der verbotenen Party reagieren würde. Dabei wurde viel gelacht.

Das Boulevardblatt „Daily Mail“ sprach von einem „kranken Witz“, empörte Tories gingen auf Distanz zu ihrem Premier. Flugs änderte Johnson seine Strategie. Er entschuldigte sich am Mittwoch im Parlament und behauptete, er sei über dieses Video „genauso wütend“ wie der Rest des Landes.

Sein Kabinettschef werde nun eine Untersuchung einleiten. Sollte sich dabei herausstellen, dass doch gegen Regeln verstoßen wurde, „wird es disziplinarische Folgen für alle Beteiligten haben“.

Ob dieser Versuch der Vorwärtsverteidigung die Sache erledigt, ist mehr als fraglich. Es ist gewöhnlich keine gute Idee, die Schuld auf Untergebene abzuwälzen. Es könnten schließlich weitere Beweise auftauchen. Als Erste trat am Mittwoch bereits Sprecherin Stratton zurück, die selbst nicht bei der Party war. Unter Tränen entschuldigte sie sich für ihre Äußerungen in dem Video.

Die Opposition freute sich über das unverhoffte Geschenk. „Letzte Woche hat er uns erklärt, es gab keine Party“, sagte Oppositionsführer Keir Starmer. „Jetzt denkt er, da gäbe es etwas zu untersuchen.“ Obendrein meldete sich Johnsons ehemaliger Chefberater Dominic Cummings auf Twitter und fragte bissig, ob denn auch die anderen Lockdown-Partys untersucht würden, die damals in Johnsons Dienstwohnung stattgefunden hätten.

Auch in eigener Partei wachsen Zweifel am Premier

Dass ausgerechnet Cummings nun Regelverstöße im Haushalt Johnson anprangert, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Schließlich war er selbst vergangenes Jahr mitten im Lockdown trotz eines positiven Coronatests quer durchs Land gefahren.

Johnson setzt darauf, dass die Aufregung sich wie damals legen wird. Er konzentriere sich auf den Kampf gegen die Omikron-Variante, während die Opposition politische Spielchen spiele, sagte er im Parlament.

Doch häufen sich die Skandale inzwischen derart, dass selbst in der eigenen Partei die Zweifel an Johnson wachsen. Die konservative Abgeordnete Tracey Crouch sprach für viele: „Meine Wähler haben jedes Recht, wütend zu sein. Ich werde nicht einmal beginnen, diese Feier in der Downing Street zu verteidigen.“

Mehr: Wegen Omikron-Variante: Großbritannien verschärft Einreiseregeln

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