Wie andere EU-Staaten hat Deutschland seine Sicherheitsvorkehrungen hochgefahren. Das heißt, es wurden zum Beispiel die Kontrollen im Grenzraum, an Flughäfen und Bahnhöfen intensiviert. Die Sicherheitsvorkehrungen an Airports wurden generell verstärkt.
Polizei und Geheimdienste schauen sich nochmals genauer die deutsche Islamisten-Szene an und suchen nach möglichen Querverbindungen zu den Tätern. Sie durchforsten das Internet nach Hinweisen und Reaktionen der Szene und tauschen sich öfter als üblich im Gemeinsamen Terrorabwehrzentrum aus, wo 40 Sicherheitsbehörden aus Bund und Ländern vertreten sind. Nach den jüngsten Anschlägen in Europa war es auch verstärkt zu Durchsuchungen und Festnahmen gekommen, um Druck auf die Szene auszuüben. Das könnte nun wieder passieren.
Der Terrorexperte Rolf Tophoven hält das für möglich: Wenn der Fahndungsdruck zunehme, könnten sich Einzelne in die Enge getrieben fühlen, ihrem Auffliegen zuvorkommen und Anschlagspläne vorziehen. Er sieht die Attacken in Brüssel als direkte Reaktion auf die Festnahme des mutmaßlichen Top-Terroristen Salah Abdeslam - einen der Hauptverdächtigen für die Anschläge in Paris. Die belgische Polizei hatte den Mann am Freitag in Brüssel festgenommen. Tophoven meint, Abdeslams Umfeld habe nun wohl zeigen wollen, dass es auch nach dem Zugriff weiter handlungsfähig sei. Innenminister Thomas de Maizière (CDU) räumte ein, erfolgreiche Maßnahmen wie Festnahmen könnten dazu führen, dass Terroristen als Reaktion extra Anschläge begehen. Das dürfe aber niemanden vom Kampf gegen den Terror abhalten.
Die Lage ist seit Monaten enorm angespannt. Schließlich wurden mehrere direkte Nachbarn Deutschlands in jüngster Zeit vom Terror heimgesucht. Die erneuten Attacken ändern an der Terrorgefahr für Deutschland im Grunde nichts. Die Bundesrepublik ist seit langem im Fokus islamistischer Terroristen. Die Sicherheitsbehörden betonen regelmäßig, dass auch hier ein Anschlag nicht auszuschließen sei.
Bislang nicht. Es handele sich dabei aber nur um einen Zwischenstand, sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums am Mittwoch. Die Ermittlungen liefen schließlich noch. Großes Gefahrenpotenzial hat die deutsche Islamisten-Szene allemal. Mehr als 43 000 Menschen werden ihr zugerechnet. Mehr als 8600 davon sind Salafisten, die einen besonders konservativen Islam leben. Polizei und Geheimdienste stufen viele Islamisten als gefährlich ein: Gut 470 solchen „Gefährdern“ trauen sie potenziell zu, dass sie einen Anschlag begehen könnten. Zum Teil sind auch Rückkehrer aus Dschihad-Gebieten darunter. Von den mehr als 800 Islamisten aus Deutschland, die bislang Richtung Syrien und Irak ausgereist sind, ist ein Drittel wieder in Deutschland – etwa 70 mit Kampferfahrung.