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Celeste Drake US-Behörden sollen „Made in America“ einkaufen – eine Frau soll das für Biden umsetzen

Die Handelsexpertin hat eine zentrale Funktion: Sie soll Tausende Bundesbehörden im ganzen Land dazu bringen, vorzugsweise US-Produkte zu erwerben.
04.08.2021 - 15:05 Uhr 1 Kommentar
Ein Hauptziel der Regierung von Joe Biden ist es, die heimische Industrie zu alter Stärke zurückzuführen. Quelle: Bloomberg/Getty Images
Statue beim Stahlproduzenten US Steel

Ein Hauptziel der Regierung von Joe Biden ist es, die heimische Industrie zu alter Stärke zurückzuführen.

(Foto: Bloomberg/Getty Images)

Washington Die Frau, die die amerikanische Fertigungsindustrie retten soll, könnte rhetorisch mit jedem Motivationstrainer mithalten. Die Zukunft der US-Wirtschaft werde davon abhängen, „das verarbeitende Gewerbe neu zu erfinden“, schrieb Celeste Drake vor ein paar Tagen in einem Blogpost des Weißen Hauses. „Zu lange“ sei die Fertigungsindustrie vernachlässigt worden, „und die daraus resultierenden Schwächen in unseren Lieferketten haben uns verwundbar gemacht“. Doch die USA wären nicht die USA, so Drake, „wenn wir uns nicht immer wieder neuen Herausforderungen stellen“.

Drake ist die Direktorin des neu geschaffenen „Made in America“-Büros. Ihre Stelle ist angesiedelt im Amt für Verwaltung und Haushaltswesen (Office of Management and Budget, kurz OBM). Die Handelsexpertin, Juristin und langjährige Lobbyistin hat eine zentrale Funktion: Sie soll Tausende Bundesbehörden im ganzen Land dazu bringen, vorzugsweise amerikanische Produkte zu erwerben – selbst wenn diese teurer sind als importierte Waren.

Ein Hauptziel der Regierung von Joe Biden ist es, die heimische Industrie zu alter Stärke zurückzuführen. Schon sein Vorgänger Donald Trump hatte das versprochen, unter anderem wollte er US-Hersteller mit Strafzöllen auf ausländische Waren schützen. Demokrat Biden führt den protektionistischen Kurs fort, teilweise konsequenter als Trump.

Die Berufung der „Made in America“-Direktorin Drake ist Teil einer Reihe von Maßnahmen, die Lieferketten, Produktion und Innovationen unabhängiger vom Rest der Welt machen sollen. Allerdings könnten Biden und Drake an ihren eigenen Ansprüchen scheitern: Das verarbeitende Gewerbe schrumpft seit Jahrzehnten, von 20 Millionen Jobs in den 70er-Jahren sind rund zwölf Millionen übrig.

Fünf Millionen neue Arbeitsplätze im Bereich „Fertigung und Innovation“ will Biden in seiner Amtszeit schaffen, doch das gilt unter Experten als illusorisch. Allein während der Pandemie verlor die Branche eine halbe Million Jobs – trotz Rekordwachstums sind die Verluste noch nicht wieder ausgeglichen.

Die Berufung der „Made in America“-Direktorin Drake ist Teil einer Reihe von Maßnahmen der US-Regierung. Quelle: UCLA
Celeste Drake

Die Berufung der „Made in America“-Direktorin Drake ist Teil einer Reihe von Maßnahmen der US-Regierung.

(Foto: UCLA)

Ihre Berufung festigt auch die Drähte zwischen Biden und den Arbeitnehmerverbänden. In den USA ist nur ein Zehntel der Angestellten in Gewerkschaften organisiert, aber in umkämpften Bundesstaaten mit vielen Arbeitern ist ihr Einfluss nicht zu unterschätzen. Drake war von 2011 bis 2019 Expertin für Handels- und Globalisierungspolitik bei der AFL-CIO, dem größten Gewerkschaftsdachverband der USA und Kanadas. Die Organisation mit rund neun Millionen Mitgliedern sprach sich bei den Präsidentschaftswahlen 2020 für Biden aus.

Wahrscheinlich hat Biden es zum Teil der AFL-CIO zu verdanken, dass er in Teilen des industriellen Mittleren Westens seinen Konkurrenten Trump überholen konnte. Drake hat in ihrer Karriere zahlreiche Handelsabkommen mitgestaltet, unter anderem auch den unter Trump erneuerten nordamerikanischen Freihandelspakt USMCA. Die Juristin ist nicht nur international, sondern auch auf dem Capitol Hill bestens vernetzt, sie arbeitete für mehrere demokratische Abgeordnete als Rechtsberaterin.

Ihre Arbeit spielt sich eher im Hintergrund ab, sie steht nicht im Scheinwerferlicht wie Wirtschaftsministerin Gina Raimondo oder die Handelsbeauftragte Katherine Tai. Doch ihre Funktion hat direkte Auswirkungen auf Firmen, die sich in den USA für öffentliche Aufträge bewerben. Das neue „Buy American-Dekret verpflichtet Vertragspartner der US-Regierung, die Komponenten von gelieferten Waren zu 75 Prozent aus den USA zu beschaffen. Zuvor waren es 55 Prozent.

Bald kommt auf Drake eine neue Mammutaufgabe zu

Drake sorgt dafür, dass das Dekret in der Praxis umgesetzt wird: Jede US-Behörde soll sich mit ihr vernetzen, außerdem haben es potenzielle Interessenten künftig schwerer, den Zuschlag zu bekommen. Laut Drake wird sich die Zahl der Ausnahmeregeln drastisch verringern. Wo „Made in America“ draufsteht, soll auch tatsächlich „Made in America“ drinstecken.

Neben der Umsetzung der „Buy America“-Regeln könnte auf Drake bald eine neue Mammutaufgabe zukommen. Noch im Sommer will der US-Kongress ein rund eine Billion Dollar schweres Infrastrukturpaket verabschieden. Bei der Verteilung der Mittel dürften aller Wahrscheinlichkeit nach amerikanische Firmen gegenüber Interessenten aus dem Ausland bevorzugt werden. Der Koordinierungsbedarf zwischen der Privatwirtschaft, öffentlichen Ausschreibungen und der Regierung wird steigen – und Celeste Drake sitzt an entscheidender Stelle.

Mehr: Wie Amerika mit seinem Protektionismus Deutschland schadet – und sich selbst

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1 Kommentar zu "Celeste Drake: US-Behörden sollen „Made in America“ einkaufen – eine Frau soll das für Biden umsetzen"

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  • Ein tolles Bild und Symbol zeigt es doch gerade den Bereich in dem die USA mit am meisten Know- How und Eigenständigkeit verloren haben. Die billigen Stahlqualitäten können andere billiger und die besseren und teueren können sie nicht mehr selbst produzieren da mittlerweile das Wissen und Personal daür fehlt. Ein Prozeß der in den 70- gern begann und das Land auf das heutige Niveau geführt hat. Dank der Kohorten von Ökonomen etc. Wobei die Stahlindustrie nur ein Beispiel ist für viele andere Sektoren. Bei Walmarkt gab es zeitweise praktisch kein US-Produkt mehr außer vieleicht frische Lebensmittel. Darum viel Spaß Frau Drake.

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