Chipmangel Spitzentreffen im Weißen Haus: Biden verspricht Milliardenhilfe für Chipindustrie

Aus dem geplanten Infrastruktur-Paket sollen 37 Milliarden Dollar in die Chipindustrie fließen.
New York Die konkreteste Zusage nach dem Treffen des Weißen Hauses mit 19 CEOs aus der Auto- und Tech-Branche kam von dem Chiphersteller Intel: Pat Gelsinger, der CEO des US-Halbleiterkonzerns, hat bei dem Treffen im Weißen Haus versprochen, dass er die Intel-Fabriken für Autochipspezialisten öffnen will, um den US-Autobauern Ford und GM bei ihrem Engpass zu helfen.
„Wir hoffen, dass einige dieser Probleme gelindert werden können, ohne drei bis vier Jahre lang Fabriken zu bauen“, sagte Gelsinger der Nachrichtenagentur Reuters. Ziel sei es, die Chips in sechs bis neun Monaten herzustellen.
Dass Zeit beim Chipmangel ein wichtiges Thema ist, hat auch US-Präsident Joe Biden verstanden. Deshalb hat er am Montag ein virtuelles Treffen mit 19 CEOs von Unternehmen wie Ford, GM, Stellantis, Alphabet, AT&T, HP, Dell und Intel anberaumt.
Vor allem die Autoindustrie ächzt derzeit unter dem Mangel an wichtigen Halbleitern. Weil die wichtigen Chips fehlen, um die Elektronik an Bord zu steuern, haben die US-Autokonzerne bereits an vielen Orten die Produktion stoppen müssen. Im ersten Halbjahr werden sie deshalb voraussichtlich eine halbe Million weniger Autos produzieren. GM und Ford haben bereits gewarnt, dass der Chipmangel sie dieses Jahr beide zusammen 4,5 Milliarden Dollar Gewinn kosten könnte.
„Chips sind Batterien, Breitband ... Das ist alles Infrastruktur. Wir müssen die Infrastruktur von heute bauen und nicht die von gestern reparieren“, sagte Biden während des Treffens mit den CEOs. „Mein Plan wird eure Lieferkette schützen und die amerikanische Fertigung wieder beleben“, versprach er.
Biden gibt Milliarden für die Chipindustrie
Biden will 37 Milliarden Dollar in die Chipindustrie in den USA investieren. Die Investitionen sind Teil seines groß angelegten Infrastruktur-Pakets, das mehr als zwei Billionen Dollar kosten soll. Bidens Sprecherin Jen Psaki erklärte nach dem Treffen mit den CEOs, dass der Präsident „direkt von den Unternehmen hören will, welche Maßnahmen ihnen am meisten helfen würden“. Der Regierung gehe es um eine grundlegende Verbesserung der Lieferketten.

US-Präsident Biden mit Vertretern der Chipbranche.
„Lieferketten immer nur von einer Krise zur nächsten anzugehen macht die nationale Sicherheit verwundbar“, mahnte der Berater des Weißen Hauses für die Nationale Sicherheit, Jake Sullivan, der ebenfalls bei der Konferenz mit den Unternehmens-Lenkern dabei war.
„General Motors ist für die Unterstützung der Biden-Regierung bei dieser wichtigen Frage dankbar, die die globale Autoindustrie beeinträchtigt“, teilte GM mit. Man freue sich auf die weitere Zusammenarbeit mit der Regierung und Kongressmitgliedern, um den weltweiten Chipmangel anzugehen.
Analysten warnen jedoch, dass es lange dauern werde, um die Chipproduktion hochzufahren. Daher dürfte der Vorschlag von Intel, seine Fabriken für Autochips zu nutzen, bei den Autokonzernen wohl gut ankommen. Bisher produziert Intel in seinen Fabriken nur Chips, die das Unternehmen selbst entworfen hat. Der Analyst Stacy Rasgon von Bernstein begrüßte die Pläne von Intel, mahnte aber auch: „Sechs bis neun Monate ist ein sehr ambitionierter Zeitplan.“
Zum Teil haben sich die Autokonzerne den Mangel an Halbleitern auch selbst zuzuschreiben: Als die Corona-Pandemie begann, haben viele Hersteller damit gerechnet, dass die Nachfrage einbricht. Deshalb haben sie ihre Bestellungen bei Chipherstellern gecancelt.
Tatsächlich war der Einbruch nur kurz, und vor allem in den USA kaufen so viele Menschen Autos wie lange nicht mehr. Die Kapazitäten der Chiphersteller werden jedoch für andere Produkte genutzt, und so hat vor allem die Autoindustrie derzeit das Nachsehen.
Mehr: Gegen den Chipmangel: Kunden finanzieren Fabrikausbau von Globalfoundries.
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