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Chipmangel Spitzentreffen im Weißen Haus: Wie Joe Biden die Halbleiterkrise lösen will

Die US-Industrie leidet unter dem Halbleitermangel. Die Regierung in Washington will die Krise mit Maßnahmen in vier Bereichen bekämpfen.
12.04.2021 - 11:45 Uhr Kommentieren
Der US-Präsident warnt bei jeder Gelegenheit davor, dass die USA im Rennen um moderne Technologie abgehängt würden. Quelle: AFP
Joe Biden

Der US-Präsident warnt bei jeder Gelegenheit davor, dass die USA im Rennen um moderne Technologie abgehängt würden.

(Foto: AFP)

Washington Das jüngste Symptom der Halbleiterkrise in den USA ist Stillstand. So teilten die Hersteller General Motors (GM) und Ford vergangene Woche mit, sie müssten ihre Produktion an insgesamt sieben Standorten in Nordamerika drosseln.

Grund ist der akute Mangel an Halbleitern, der schon in den vergangenen Monaten zu Engpässen geführt hatte. Die Nachschubprobleme machen sich in immer kürzeren Abständen bemerkbar. Betroffen ist nicht nur die Autoindustrie, sondern auch die Elektronikbranche.

Die US-Regierung erklärt das Thema nun zur Top-Priorität und läutet die aktuelle Woche mit einem Spitzentreffen der Wirtschaft ein. Unter anderem werden sich am Montag die CEOs von Intel, GM, Ford, der Google-Mutter Alphabet und des Telekommunikationsunternehmens AT&T virtuell ins Weiße Haus schalten. Am Gipfel nehmen die Topberater für Wirtschaft und nationale Sicherheit von US-Präsident Joe Biden teil sowie US-Handelsministerin Gina Raimondo.

Eingeladen ist auch Taiwan Semiconductor Manufacturing (TSMC), der weltgrößte Hersteller von Computerchips. Die Firma mit Sitz in Taiwan kontrolliert fast zwei Drittel der globalen Auftragsfertigung für Halbleiter.

Der Gipfel ist Teil einer umfassenden Strategie, die die Biden-Regierung verfolgt. Denn in der Halbleiterkrise geht es nicht nur um drohende Milliardenverluste, sondern vor allem um das Wettrennen mit China um Zukunftstechnologien. Die vier wichtigsten Punkte im Überblick:

Abschottung

Im Februar hatte Biden angekündigt, die Lieferketten in zentralen Branchen bis Ende Mai überprüfen zu wollen. Die US-Regierung behält sich vor, danach gegebenenfalls mit protektionistischen Maßnahmen einzugreifen. Untersucht wird unter anderem die Produktion von Halbleitern, Batterien für Elektroautos, Pharmazeutika, Seltenen Erden, Mobiltelefonen, militärischer Ausrüstung und anderer Güter.

Die Abhängigkeit von Importen wird nicht erst seit Biden als Risiko für die nationale Sicherheit betrachtet. Noch ist unklar, wie die Lieferketten konkret verändert werden sollen, um Wettbewerber wie China und Taiwan zurückzudrängen. In Washington werden aber neue Strafzölle nicht ausgeschlossen.

Investitionen

Biden strebt Investitionen in Höhe von 37 Milliarden US-Dollar an, um die Chipherstellung in den USA anzukurbeln. Die Mittel sind Teil seines geplanten Mega-Infrastrukturpakets, das mehr als zwei Billionen US-Dollar kosten soll. Der Kongress muss das Paket bewilligen. Bereits Vorgänger Donald Trump hatte ein Gesetz angestoßen, das die heimische Halbleiterindustrie unterstützen soll. Bislang gab es aber dafür noch keine Finanzierung.

Deutsche Konzerne wie BMW, Bosch oder Volkswagen drängen in den USA schon länger auf höhere Investitionen. Es ist gut möglich, dass auf dem Capitol Hill demnächst Bewegung in das Thema kommt. Der Kongress arbeitet an einem Gesetz, das neue Mittel für 5G-Mobilfunknetze, Künstliche Intelligenz und Quantencomputer bereitstellen soll. Auch das jährliche Militärbudget sieht Bundeszuschüsse für die Halbleiterherstellung und Chipforschung vor. 

Diplomatie

Seit Wochen bemühen sich die US-Botschaften um mögliche Allianzen mit internationalen Partnern. Konkret planen die USA und Japan ein Halbleiter-Abkommen, berichtete die japanische Wirtschaftszeitung „Nikkei“. An diesem Freitag ist der Antrittsbesuch des japanischen Ministerpräsidenten Yoshihide Suga in Washington geplant.

Suga ist voraussichtlich der erste ausländische Regierungschef, den Biden empfängt. Jeder Vorstoß der USA, der Alternativen zu chinesischen Halbleitern auslotet, ist automatisch gegen Peking gerichtet

Aufmerksamkeit

Biden warnt bei jeder Gelegenheit davor, dass die USA im Rennen um moderne Technologie abgehängt würden. Die Zahlen geben ihm recht: So entfielen nach Angaben des Branchenverbands US Semiconductor Industry Association vor 30 Jahren rund 37 Prozent der weltweiten Halbleiterproduktion auf die USA. Heute sind es nur noch zwölf Prozent. „Wir fallen zurück, während der Rest der Welt aufholt. Das können wir nicht zulassen“, sagte Biden kürzlich und hob explizit den Wettbewerb mit China um Halbleiter, Batterien, Biotechnologie, Chips und saubere Energie hervor.

Ein Teil des geplanten Infrastrukturpakets soll in Forschung und Entwicklung fließen, um Innovationen zu fördern. Biden setzt mit den Appellen auch Gegner im Kongress unter Druck, denen das Paket zu teuer ist. 

Die Krise hat sich in der Pandemie verschärft

Halbleiter sind Schlüsselkomponenten im Automobilbau und werden unter anderem in Infotainment-, Servolenkungs- und Bremssystemen eingesetzt.

Die Krise in der Chipherstellung hatte sich in den USA in der Pandemie verschärft – und zuletzt auch wegen der Blockade im Suezkanal. Als in der Pandemie die weltweite Nachfrage nach Autos zurückging, reduzierten die Unternehmen die Produktion, gleichzeitig stieg die Nachfrage nach Halbleitern in der Techbranche für Computer, Telefone und Spielkonsolen.

Sobald sich die Autoproduktion erholte, waren die Fahrzeughersteller mit einem akuten Mangel an Chips und Halbleitern konfrontiert. Nahezu jeder große Autohersteller, der in den USA produziert, ist betroffen. 

Die Agentur Moody‘s prognostiziert, dass der Chipmangel amerikanische Riesen wie Ford und GM etwa ein Drittel ihres Gewinns kosten wird. Weltweit könnten in diesem Jahr 1,28 Millionen Fahrzeuge weniger gebaut werden, so die Schätzungen. 

Auch die IT- und Elektronikbranche schlägt Alarm. Der US-Branchenverband Internet & Television Association (NCTA) berichtete dem Wirtschaftsministerium von Problemen mit der Chipversorgung.

Die Herstellung von Fernsehboxen, Routern und Servern könnte sich verzögern und „Auswirkungen auf die Breitband- und Kabelfernsehbranche in Höhe von Hunderten von Millionen US-Dollar haben“, warnte die Gruppe.

Auch der Flugzeughersteller Boeing kritisierte „das Fehlen kritischer Fertigungskapazitäten im Inland“ für Halbleiter. 

Mehr: Wie die Dürre in Taiwan die Lieferketten für Halbleiter bedroht.

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