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Coinzo Die dritte Krypto-Börse in der Türkei muss schließen

Mit einem täglichen Handelsvolumen von rund 50 Millionen Euro gehörte Coinzo zu den Topadressen für Kryptohandel in der Türkei. Jetzt schließt die Plattform.
12.10.2021 - 12:36 Uhr Kommentieren
In dem Land ist in den vergangenen Jahren eine schiere Krypto-Euphorie entstanden. Quelle: dpa
Türkei

In dem Land ist in den vergangenen Jahren eine schiere Krypto-Euphorie entstanden.

(Foto: dpa)

Istanbul In der Türkei muss binnen weniger Monate mit Coinzo die dritte Plattform für den Handel mit Kryptowährungen schließen. Am späten Montagabend (Ortszeit) teilte das Unternehmen mit, alle Tätigkeiten zu stoppen. Coinzo gehörte zu den fünf größten Plattformen des Landes und machte mehr als 500 Millionen Lira (umgerechnet rund 50 Millionen Euro) Umsatz pro Tag.

„Wir haben uns entschieden, unseren Service für digitale Vermögenswerte (Kryptogeld-Plattform) einzustellen“, heißt es in der Unternehmensmitteilung. „Alle Assets in türkischer Lira und Kryptogeld unserer Benutzer sind sicher“, wird weiter versichert.

Im April erst war der Gründer der türkischen Kryptoplattform Vebitcoin mit Digitalmünzen im Gegenwert von Hunderten Millionen US-Dollar geflohen. Viele Kleinanleger haben ihr Erspartes seitdem nicht wiedergesehen. Auch der Gründer von Thodex, nach eigenen Angaben die erste lizenzierte Kryptoplattform in der Türkei, hat sich mit bis zu zwei Milliarden US-Dollar ins Ausland abgesetzt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Bei Coinzo ist das noch nicht der Fall. Trotzdem werfen die Vorgänge in dem Land ein Schlaglicht auf die weitgehend unregulierte Branche. Für sechs weitere Monate soll die Website von Coinzo online bleiben. Nutzerinnen und Nutzer hätten so die Möglichkeit, ihre Gelder abzuheben. Innerhalb von sieben Tagen soll das geschehen, wenn man sich an die beschriebene Anleitung halte.

Der Wert eines Bitcoins hat sich in den vergangenen Jahren vervielfacht. Vor anderthalb Jahren kostete ein Bitcoin umgerechnet rund 7000 US-Dollar. Zwölf Monate später waren in der Spitze über 60.000 US-Dollar fällig. Inzwischen liegt der Wert einer Kryptodevise bei umgerechnet rund 57.000 US-Dollar.

Türkei: Spitze beim Kryptohandel

Der Onlinehandel mit Kryptowährungen ist beliebt in der Türkei. Laut einer Umfrage von Statista besitzt jeder fünfte türkische Internetnutzer Kryptowährungen oder handelt sogar mit diesen. Das ist weltweiter Rekord. In Spanien waren es nur zehn Prozent der Befragten, in den USA fünf Prozent, in Deutschland vier Prozent.

Ein Grund für die Kryptomanie in dem Land ist die stark überhitzte türkische Wirtschaft, unter der vor allem Geringverdiener leiden. Die Lira hat massiv an Wert verloren, die Arbeitslosigkeit ist hoch. Die Inflation betrug zuletzt im Jahresvergleich 19,58 Prozent. Angesichts dieser hohen Teuerungsrate und des Verlusts der Lira wollen viele Menschen ihr Erspartes sinnvoll anlegen. Häufig versuchten sie ihr Glück mit Bitcoin und anderem Kryptogeld.

In der Türkei entstand dadurch in den vergangenen Jahren eine schiere Kryptoeuphorie, in der Zeitungen täglich den Bitcoin-Kurs neben dem Kurs von Dollar und Gold abbildeten und selbst Restaurants und Autohändler die Bezahlung mit den Digitalmünzen akzeptierten. Bis zu zwei Milliarden US-Dollar wurden in dem Land auf Plattformen wie Coinzo, Vebitcoin oder Thodex gehandelt – täglich. Das sind 9000 US-Dollar pro Person im Land, bei einem Pro-Kopf-BIP von knapp 10.000 US-Dollar.

Die Vorfälle um die jüngst geschlossenen türkischen Kryptoplattformen zeigen dabei, wie fragil Investments in Kryptowährungen sind. Dass es gerade ein Schwellenland wie die Türkei trifft, bringt eine weitere Wahrheit ans Tageslicht: Betroffen sind vor allem Anleger, für die Investments in Bitcoin und Co. kein Spielgeld sind, sondern manchmal der letzte Weg zur Vermögensbildung.

Die Regierung will den Sektor stärker regulieren

Eine Untersuchung in 154 Ländern kam zu dem Ergebnis, dass nur in zwölf Staaten in nicht signifikanten Mengen mit Kryptowährungen gehandelt wird. Im Großteil der Staaten spielen Bitcoin und Co. bereits eine größere Rolle – darunter in vielen Schwellenländern.

Das Problem daran ist offensichtlich: Menschen in Schwellenländern, die häufig über keine ausreichende finanzielle Bildung verfügen, legen kein überschüssiges Geld in Kryptowährungen an, sondern ihre harten Ersparnisse, deren Wert sonst von Inflation und Währungsverfall langsam aufgezehrt würde.

Damit dürfte es in der Türkei vorerst vorbei sein. Mitte April erließ die Türkische Zentralbank ein Dekret, wonach Kryptowährungen als Bezahlmittel im Land komplett verboten wurden. Die Regierung von Staatspräsident Erdogan hat bereits angekündigt, den Sektor stärker regulieren zu wollen.

Mehr: Bitcoin und Co. sind nichts für Sparer

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