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Corona-Impfstoffe Wie Brasiliens Präsident in die chinesische Falle tappte

Vor einigen Monaten erklärte Bolsonaro noch, er wolle den chinesischen Impfstoff nicht. Nun hat sich seine Meinung geändert – doch China setzt Huawei als Druckmittel ein.
16.03.2021 - 16:14 Uhr 1 Kommentar
Brasiliens Präsident und seine Claqueure haben die Tiraden gegen China eingestellt – aus gutem Grund. Quelle: Reuters
Jair Bolsonaro

Brasiliens Präsident und seine Claqueure haben die Tiraden gegen China eingestellt – aus gutem Grund.

(Foto: Reuters)

Salvador Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro war bis vor wenigen Monaten gegen jede Art von Corona-Impfungen. Vor allem, wenn das Serum aus China kam, das ja mit seinem „Comunavirus“, also dem „kommunistischen Virus“, für die Pandemie verantwortlich ist.

Seine Regierung werde Coronavac nie kaufen, erklärte er noch im Oktober. Er stoppte zeitweise das Registrierungsverfahren für das Vakzin bei der staatlichen Gesundheitsaufsicht. Immer wieder beschimpften abwechselnd sein Sohn Eduardo und der Außenminister China.

Doch nun sind sie still geworden. Bolsonaro und seine Claqueure haben die Tiraden gegen China eingestellt. Der Grund: Das chinesische Unternehmen Sinovac verzögerte im Februar plötzlich die Zulieferungen für die Produktion des Serums in São Paulo. Die gerade angelaufene Vakzinproduktion droht zu stoppen. Und das ist zum existenziellen Problem für den rechtspopulistischen Präsidenten geworden.

Denn seine Zustimmungsraten sind mit dem Auslaufen der staatlichen Nothilfe abrupt gesunken. Und immer mehr Brasilianer wollen sich impfen lassen. Die überlasteten Krankenhäuser, der fehlende Sauerstoff, das katastrophale Krisenmanagement der Regierung haben dazu beigetragen.

Nun versucht die Regierung mit Hochdruck, an Serum zu kommen. Doch das ist kompliziert, wenn man vorher Brücken abgebrochen hat wie die zu China. Offiziell wandte sich der Präsident an Peking und bat um neue Impfstoffzutaten. Die kommen inzwischen wieder – zögerlich, aber immerhin. Brasilien steht nach der absoluten Zahl der Impfungen inzwischen mit knapp zwölf Millionen Impfdosen vor Deutschland.

Huawei als diplomatisches Druckmittel

Doch die Zulieferungen aus China kommen nicht umsonst. China erwartet im Gegenzug für zügige Impflieferungen den unbeschränkten Zugang von Huawei bei der Ausschreibung des 5G-Mobilfunknetzes. Brasiliens Regierung weigerte sich bisher, den chinesischen Staatskonzern zuzulassen. China würde die Technologie des Konzerns für Spionagezwecke einsetzen, lautet der Vorwurf.

Doch das ist nun kein Problem mehr. Die Telekombehörde Anatel stellte plötzlich einstimmig fest, dass es keinerlei Einwände gebe gegen die Beteiligung Huaweis. Auch für den Fall, dass die Regierung Bolsonaro, wie schon ein paarmal, ihre Politik gegenüber Huawei ändert, ist vorgesorgt: Die wöchentlichen Zulieferungen aus China für die Serumproduktion werden vermutlich noch Monate existenziell wichtig sein, damit die Impfungen nicht stoppen.

Die Ausschreibungen für das Mobilfunknetz sollen parallel dazu, aber spätestens Mitte des Jahres stattfinden. Ein besseres diplomatisches Druckmittel kann man sich kaum ausdenken, um eine andere Regierung gefügig zu machen.

Künftig dürfte an Diplomatenschulen weltweit Chinas Strategie gegenüber Brasilien in den letzten Monaten detailliert analysiert werden. Denn es ist ein Meisterstück, wie Peking aus einer Position der Schwäche heraus die Beziehungen mit Brasilien nun dominiert. China ist abhängig von Brasiliens Agrarrohstoffen. Brasilien ist einer der wenigen Staaten weltweit, die im Handel mit China einen Handelsbilanzüberschuss erwirtschaften.

Doch nun ist Chinas politischer Einfluss in Brasilien größer denn je. Bolsonaro ist in die Falle getappt. Über sein politisches Überleben entscheidet nun auch Peking mit.

Mehr: In Brasilien wird das Impfen zur Machtfrage.

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1 Kommentar zu "Corona-Impfstoffe: Wie Brasiliens Präsident in die chinesische Falle tappte"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • "Meisterstück" halte ich an dieser Stelle für etwas übertrieben. Nennen wir es mal Einfältigkeit und diplomatischer Stumpfsinn auf Seiten Bolsonaros. Zu sehr kann China die Karte zudem nicht ausreizen, da nur eine gute Impfstoffversorgung den Ursprung des Virus vergessen lässt und für positive PR sorgt.
    Überdies ist Brasilien in der aktuellen Situation mindestens so auf China als Absatzmarkt für seine Agrarprodukte angewiesen, wie die Chinesen auf Brasilien ...

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