Corona-Maßnahmen 3G-Pflicht in der Arbeitswelt: Wie die Regelung in Italiens Unternehmen funktioniert

Ohne Fiebertest und 3G-Nachweis kommt niemand aufs Firmengelände.
Rom Die Drehkreuze vor der Villa Patrizi sind abgesperrt. Alle Mitarbeiter des staatlichen Eisenbahnbetreibers, die das von Palmen flankierte Gebäude im Norden Roms betreten wollen, müssen durch den Besuchereingang nebenan. Hier gilt Maskenpflicht, an den Wänden hängen Desinfektionsspender.
Wer ins Büro will, muss vorbei an den zwei Sicherheitsleuten, die sich neben grauen Kontrollsäulen aufgebaut haben: Oben wird Fieber gemessen, unten der QR-Code gescannt. Nur wenn der grüne Haken auf dem Display erscheint, geht es weiter aufs Gelände.
Seit 15. Oktober gilt in Italiens Arbeitswelt eine strikte 3G-Regelung: Nur wer geimpft, genesen oder frisch getestet ist, darf zur Arbeit kommen. Wer keinen „Green Pass“ dabeihat, ob auf dem Smartphone oder ausgedruckt, bleibt draußen – und wird ohne Gehalt vom Dienst suspendiert. Die Regelung gilt im ganzen Land, für große Konzerne wie für kleine Betriebe.
Während Deutschland noch über die Sinnhaftigkeit diskutiert, funktioniert das System in Italien schon vier Wochen. Und das sehr reibungslos.
Die Regierung von Mario Draghi wollte mit der Maßnahme die Impfquote hochtreiben. Das ist gelungen: Stand Donnerstag sind knapp 84 Prozent der Bevölkerung über zwölf Jahre komplett geimpft. Mehr als 86 Prozent haben mindestens eine Dosis.
Seit dem Beschluss im September ist die Anzahl der wöchentlich verabreichten Dosen stabil über einer Million geblieben. Die Zahl der Covidtests hingegen ist stark gestiegen, liegt seit Mitte Oktober fast durchgängig zwischen 400.000 und 500.000 am Tag. Von Juni bis August hatten sich die Tests bei täglich etwa 200.000 eingependelt.
„Ich finde die 3G-Regelung gut, weil niemand ausgeschlossen wird“, sagt Joachim Bernauer, Direktor des Goethe-Instituts in Rom. Eine Spaltung der Belegschaft will er um jeden Preis vermeiden. „Auch Ungeimpfte müssen willkommen sein.“
Er schätzt, dass ein Bruchteil seiner italienweit 150 Mitarbeiter noch nicht geimpft ist. Abfragen darf er den Status aber nicht. „Daher wird jeder von uns morgens beim Empfang per App kontrolliert.“ Ob das Zertifikat durch Test, Impfung oder Genesung erworben worden ist, lässt sich bei der Überprüfung nicht erkennen. „Wir bekommen lediglich einen Namen angezeigt, im Zweifel dürfen wir den Ausweis verlangen.“
In Italien gibt es nur drei Hotspots
Die App „VerificaC19“ nutzen alle Arbeitgeber, genau wie Restaurants, Museen oder andere Orte des öffentlichen Lebens, in denen der Green Pass schon seit September Pflicht ist. Jeder kann die App kostenlos runterladen, um etwa Babysitter oder Putzkraft daheim zu überprüfen. Der Großteil der Italiener hat die strikten Maßnahmen akzeptiert. Nur 900 Regelverstöße gab es bislang in den Firmen – bei mehr als 1,5 Millionen Kontrollen der Ordnungshüter.
Der Erfolg der Regelung zeigt sich deutlich in den Infektionszahlen. Zwar hat die vierte Welle auch in Italien begonnen, aber viel weniger drastisch als in Deutschland. Am Donnerstag lag die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen bei knapp 8000, vor genau einem Jahr waren es noch mehr als 32.000 Fälle gewesen.
Anders als damals ist auch die Lage in den Krankenhäusern noch entspannt: 423 Intensivbetten sind derzeit belegt, vor einem Jahr waren es noch knapp 3000. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt leicht an, lag zuletzt bei knapp 73. Von Zahlen wie in Bayern oder Thüringen ist man hier aber weit entfernt.
Wirkliche Hotspots gibt es derzeit nur in den Provinzen Bozen (285), Görz (272) und Triest (503). Sie liegen alle im Norden des Landes – und sind Gegenden, in denen die Zahl der Impfgegner und Coronaleugner besonders hoch ist.
In Triest wurde von Anfang an am stärksten gegen den Green Pass in der Arbeitswelt protestiert. Zum Start vor vier Wochen wollten Mitarbeiter den wichtigen Hafen vor Ort blockieren und damit die gesamte Logistik des Landes lahmlegen – was ihnen aber misslang.
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