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Corona-Pandemie Das asiatische Impfwunder: Warum Länder in Fernost Deutschland bei der Immunisierung abhängen

Noch vor wenigen Monaten lag Asien beim Impfen weit zurück. Jetzt zieht bei der Impfquote ein asiatisches Land nach dem anderen an Deutschland vorbei. Das hat vor allem zwei Gründe.
18.11.2021 - 13:13 Uhr 1 Kommentar
Auch in Japan konnte eine hohe Impfquote erzielt werden. Das Gesundheitsministerium möchte allerdings keinen Druck auf Ungeimpfte ausüben. Quelle: Getty Images
Das Krankenhauspersonal trifft sich zu einer Besprechung in einem Impfzentrum

Auch in Japan konnte eine hohe Impfquote erzielt werden. Das Gesundheitsministerium möchte allerdings keinen Druck auf Ungeimpfte ausüben.

(Foto: Getty Images)

Bangkok Noch Mitte Juni war der Abstand enorm: Als Deutschland meldete, dass bereits die Hälfte der Bevölkerung mindestens einmal gegen das Coronavirus geimpft wurde, hatte in Asien gerade einmal ein Fünftel eine Dosis erhalten. Schwellenländer wie Thailand und Vietnam hinkten mit einer Impfquote von deutlich weniger als zehn Prozent besonders weit hinterher.

Doch seither hat sich das Bild komplett geändert: Während die Impfquoten im Westen stagnierten, legte Asien eine beeindruckende Aufholjagd hin – und steht nun kurz davor, Europa zu überholen. Nach Daten des Wissenschaftsportals Our World in Data hatten in Europas Bevölkerung Mitte November 61 Prozent mindestens eine Impfung erhalten. In Asien sind es inzwischen 60 Prozent.

Einige asiatische Volkswirtschaften sind bereits deutlich in Führung gegangen: In dem Stadtstaat Singapur sind mehr 87 Prozent mindestens einmal geimpft, in Japan und Südkorea rund 80 Prozent. Es sind aber nicht nur die wohlhabenden Länder des Kontinents, die beim Impfen weit vorn liegen: Auch Kambodscha – eines der ärmsten Länder in Südostasien – kommt auf eine Impfquote von mehr als 80 Prozent. Das Schwellenland Malaysia liegt derzeit bei 79 Prozent.

Zum Vergleich: In Deutschland verharrt die Impfquote seit Wochen bei rund 70 Prozent.

Kaum Impfverweigerer in Südostasien

Auch Länder wie Thailand und Vietnam stehen nun kurz davor, die deutsche Impfquote einzuholen. Ermöglicht wurden die rasanten Fortschritte durch eine spürbare Entspannung am Impfstoffmarkt: Die Beschaffung großer Vakzinmengen fällt den Ländern nun deutlich leichter als in der ersten Jahreshälfte. Doch die Erfolge liegen auch an der hohen Impfbereitschaft in der Bevölkerung: Im Gegensatz zu vielen westlichen Staaten sind eingefleischte Impfgegner in asiatischen Ländern eine verschwindend kleine Minderheit.

Wie groß der Unterschied ist, verdeutlicht eine Umfrage des Meinungsforschungsunternehmens Yougov: Nach den Daten von Ende Oktober gaben in Singapur und Malaysia 98 Prozent an, bereits gegen das Coronavirus geimpft zu sein oder eine Impfung zu planen. In Vietnam lag der Wert bei 97 Prozent, in Thailand bei 91 Prozent. In Deutschland fiel die Impfbereitschaft in der Studie mit 83 Prozent deutlich niedriger aus. In den USA lag der Wert zuletzt bei 74 Prozent.

Asiens Impfbegeisterung steht aus Sicht von Experten im Zusammenhang mit dem hohen Stellenwert, den die Pandemiebekämpfung in der Region bei Politikern und Bürgern seit dem Ausbruch des Virus einnimmt: Gesichtsmasken haben sich in Metropolen wie Bangkok bereits im Frühjahr 2020 durchgesetzt und werden immer noch fast ausnahmslos getragen – auch im Freien.

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Die Länder der Region führten zudem harte Reisebeschränkungen ein und sind nun erst langsam dabei, Quarantänevorschriften wieder aufzuheben. Die konsequente Vorgehensweise findet in der Bevölkerung eine hohe Zustimmung: „In den Nachrichtensendungen wird die Gefahr der Pandemie klar vermittelt“, sagt die in Bangkok arbeitende Tropenmedizinerin Phimphan Pisutsan. „Viele Menschen sorgen sich deshalb vor einer Ansteckung.“ Daraus folge aus ihrer Sicht die hohe Impfbereitschaft.

Die überdurchschnittliche Vorsicht hängt in Schwellenländern wie Thailand, Kambodscha und Vietnam mit hoher Wahrscheinlichkeit aber auch mit den schwachen Sozialsystemen zusammen: Eine Coviderkrankung ist für viele nicht nur ein gesundheitliches Risiko, sondern wegen drohender wochenlanger Einkommensausfälle auch ein finanzielles. Eine Impfung wird als wichtige Absicherung gegen mögliche Einbußen empfunden.

Ungeimpften drohen hohe Krankenhausrechnungen

Das Beispiel Singapurs zeigt aber, dass sehr hohe Impfquoten auch in wohlhabenden Ländern möglich sind. Die Gesundheitsbehörden des Landes setzten dabei auf Anreize nach dem Prinzip Zuckerbrot und Peitsche. Bereits kurz nach dem Beginn der Impfkampagne koppelte die Regierung eine Rücknahme strenger Coronamaßnahmen an das Erreichen einer 80-prozentigen Impfquote. Wer sich eine Dosis verabreichen ließ, bekam so das Gefühl, sich nicht nur selbst zu schützen, sondern auch zu einem gemeinschaftlichen Ziel beizutragen.

Gleichzeitig macht die Regierung des Stadtstaats auch erheblichen Druck auf die wenigen, die bisher nicht geimpft sind: Ab 8. Dezember will sie die Behandlungskosten von Covidpatienten, die freiwillig ungeimpft sind, nicht mehr übernehmen. Ungeimpften, die auf Intensivstationen versorgt werden müssen, drohen deshalb in Zukunft Krankenhausrechnungen von umgerechnet rund 16.000 Euro. Zudem müssen sich Ungeimpfte ab kommendem Jahr täglich auf eigene Kosten testen lassen, um an ihrem Arbeitsplatz erscheinen zu dürfen.

Alljährliche Hochschulzulassung: Südkorea im Prüfungsstress

Im Gegensatz dazu erreichte Japan seine hohe Impfquote mit einem Ansatz, der vollständig auf Freiwilligkeit beruhte: Eine Diskriminierung Ungeimpfter lehnt das Gesundheitsministerium ausdrücklich ab. „Selbst wenn Ihr Unternehmen Sie auffordert, sich impfen zu lassen, müssen Sie dem nicht folgen“, heißt es auf einer Regierungswebsite. Stattdessen setzten die Behörden auf Positivanreize wie Gutscheine und Geschenke, vor allem aber auf die Vernunft in der Bevölkerung.

Angesichts einer weitverbreiteten Impfskepsis in dem Land war die Strategie nicht ohne Risiko: Internationalen Vergleichen zufolge war in Japan das Vertrauen in Impfstoffe in der Vergangenheit so gering wie in kaum einem anderen Land. Der Corona-Impfkampagne hat dies aber kaum geschadet. Der Epidemiologe Kentaro Iwata erklärte dies in Interviews unter anderem mit dem starken Gruppendruck in seiner Heimat: Wer sich impfen ließ, konnte im eigenen sozialen Umfeld demonstrieren, für die anderen keine Gefahr mehr zu sein.

Das Ergebnis stellt Iwata zufrieden: „Die Impfkampagne war ein voller Erfolg.“ Unter den G7-Staaten liegt Japan mit 76 Prozent vollständig Geimpften nun an der Spitze vor Kanada. Ab Dezember will das Land mit der Verabreichung von „Boosterimpfungen“ für alle Einwohner ab 18 Jahren beginnen.

Mehr: Thailand stellt sich auf ein Ende des Massentourismus ein

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1 Kommentar zu "Corona-Pandemie: Das asiatische Impfwunder: Warum Länder in Fernost Deutschland bei der Immunisierung abhängen"

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  • In Deutschland wird zu viel diskutiert anstatt gehandelt!! Impfpflicht ist der Ausweg ob man das will oder nicht, Corona trägt da keine Rechnung mit; Die Mehrheit der Deutschen ist für Impfpflicht!

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