Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Corona-Pandemie Keine Impfstoffe: Deutsche Unternehmer in Asien fühlen sich von der Bundesregierung im Stich gelassen

Deutsche Beschäftigte in Schwellenländern haben oftmals keine Möglichkeit, sich impfen zu lassen. Das Auswärtige Amt lehnt Bitten um Unterstützung ab.
28.07.2021 - 14:50 Uhr Kommentieren
Weniger als ein Prozent der vietnamesischen Bevölkerung ist bislang vollständig geimpft. Quelle: Reuters
Vietnam: Mitarbeiter des medizinischen Dienstes warten auf die Covid-Impfung

Weniger als ein Prozent der vietnamesischen Bevölkerung ist bislang vollständig geimpft.

(Foto: Reuters)

Bangkok Während Politiker in Deutschland über eine Impfpflicht diskutieren, wartet Alexander Götz vergeblich auf eine Dosis. Götz leitet einen mittelständischen Zulieferer für die Automobil- und Elektroindustrie in Vietnam und erlebt dort gerade ein Land auf dem Höhepunkt der Coronakrise: Weil die Fallzahlen rasant steigen, darf er ab 18 Uhr nicht mehr das Haus verlassen. 

Seine Mitarbeiter müssen sich rund um die Uhr in der Fabrik einschließen, um noch weiterarbeiten zu dürfen. Eine Aussicht auf baldige Impfung haben aber weder Götz noch seine Kollegen. Das südostasiatische Schwellenland verfügt über fast keine Impfstoffe – weniger als ein Prozent der Bevölkerung ist vollständig geimpft.

Götz, der auch Vorsitzender der German Business Association (GBA) in Vietnam ist, hatte sich erhofft, dass die Bundesregierung deutschen Staatsbürgern in dieser Situation hilft. „Schließlich gibt es in Deutschland derzeit genug Impfstoff“, sagt er. „Teilweise müssen Impfdosen ja sogar schon weggeworfen werden, weil sie das Haltbarkeitsdatum überschreiten.“

Doch seine Bitten um Unterstützung stießen auf Ablehnung. Vom deutschen Generalkonsulat in Ho-Chi-Minh-Stadt bekam Götz lediglich zu hören, man könne ja nach Deutschland fliegen und sich dort impfen lassen – sofern man noch über eine Krankenversicherung in Deutschland verfüge.

Was die Konsularbeamten des Auswärtigen Amtes dabei unerwähnt lassen: Ein schneller Impfausflug in die Heimat ist wegen Vietnams Grenzschließung derzeit für viele Manager und Experten, die im Land gebraucht werden, keine Option. Denn wer Vietnam derzeit verlässt, kommt nur mit Sondergenehmigung wieder zurück ins Land – und diese zu erhalten kann mehr als einen Monat dauern. Ähnliche Probleme haben deutsche Expats derzeit in mehreren Ländern Asiens, in denen die Reisebeschränkungen streng und die verfügbaren Impfstoffe knapp sind.

Paris schickt Impfdosen für eigene Staatsbürger um die Welt

„Unsere Probleme werden einfach ignoriert“, sagt GBA-Chef Götz, der mit seiner Unternehmervereinigung die Interessen von rund 330 großteils deutschen Investoren im Land vertritt. Laut einer Umfrage wären fast alle von ihnen dazu bereit, für die Impfungen zu bezahlen. „Mir fehlt das Verständnis dafür, dass die Bundesregierung hier nicht in der Lage ist, pragmatische Hilfe zu leisten.“

Frankreich führt unterdessen vor, dass es auch anders geht. Die Regierung in Paris schickte Impfdosen für eigene Staatsbürger in Schwellen- und Entwicklungsländer rund um den Globus – unter anderem nach Vietnam.

Torben Minko, Vietnam-Geschäftsführer des Medizintechnikherstellers B. Braun hält dieses Vorgehen für vorbildhaft: „Wenn Deutschland seine eigenen Staatsbürger hier impfen würde, wäre das eine Entlastung für Vietnams Gesundheitssystem“, sagt der Manager.

Zudem wäre die Versorgung mit Impfdosen aus seiner Sicht eine sinnvolle Form der Wirtschaftsförderung: „Impfungen sichern hier ganz konkret Arbeitsplätze“, sagt er. Denn bereits ein einziger Covid-Fall in seiner Belegschaft kann dazu führen, dass die Produktion über Wochen stillstehen muss. B. Braun wäre deshalb bereit, die Impfdosen und deren Transport für alle 1500 Mitarbeiter in Vietnam zu bezahlen, sagt Minko.

In Berlin gibt es derzeit aber keine Bereitschaft, den Auslandsdeutschen entgegenzukommen. Das Auswärtige Amt, das normalerweise dafür zuständig ist, hilfsbedürftige Deutsche im Ausland zu unterstützen, erklärt sich für nicht zuständig. Die Vornahme von Impfungen zähle „grundsätzlich nicht zu den konsularischen Aufgaben des Auswärtigen Amtes und seiner Auslandsvertretungen“, teilt ein Sprecher auf Handelsblatt-Anfrage mit. „Im Ausland lebende Deutsche sollten sich daher über Impfmöglichkeiten informieren, die das lokale Gesundheitssystem in ihrem Gastland bietet“, heißt es weiter.

„Die Impfstoffverfügbarkeit sieht nicht gut aus“

Doch auch Länder, die theoretisch Impfungen von Ausländern erlauben, bieten dazu in der Praxis derzeit kaum Möglichkeiten. Das erlebt gerade Denis Reul, der in Thailand das Südostasien-Geschäft des Automobilzulieferers Brose leitet. „Die Impfregistrierung für Nicht-Thailänder war und ist nahezu unmöglich“, sagt der Manager. „Bei vielen Unternehmen in den Industriegebieten sieht es mit Blick auf die Impfstoffverfügbarkeit nicht gut aus.“ Impfhilfe aus Deutschland hielte er für angebracht – zumindest für Staatsbürger, die noch im deutschen Sozialversicherungssystem sind.

Viele deutsche Manager im Land teilen diese Sicht: „Bei zahlreichen unserer Mitglieder gibt es die Erwartung, aus Deutschland Unterstützung bei der Impfung zu erhalten“, teilt der Chef der Deutsch-Thailändischen Handelskammer, Roland Wein, mit. Zudem würden die Mitgliedsfirmen gerne für ihre Mitarbeiter Impfstoffe importieren und auch als Spenden zur Verfügung stellen. „Die thailändische Regierung lässt das aber aktuell nicht zu“, sagt Wein. „Wir hoffen, dass es da bald zu einem Umdenken kommt.“

In Thailand sind bisher erst fünf Prozent der Bevölkerung vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Am Mittwoch meldete das Land einen neuen Höchststand bei den Neuinfektionen mit mehr als 16.500 Fällen binnen eines Tages.

Der deutsche Botschafter in Bangkok, Georg Schmidt, sprach zuletzt von einer „großen Frustration“ mit Blick auf die Impfstoffknappheit. „Mit steigenden Fallzahlen von Covid in Thailand steigen auch die Sorgen“, sagte er in einer Videobotschaft an seine Landsleute. Er fügte hinzu: „Wir teilen diese Sorgen. Die Behörden in Berlin sind darüber ausführlich informiert.“

Mehr: Chinas Impfstoff Sinovac wird für Asiens Schwellenländer zum Problem

Startseite
Mehr zu: Corona-Pandemie - Keine Impfstoffe: Deutsche Unternehmer in Asien fühlen sich von der Bundesregierung im Stich gelassen
0 Kommentare zu "Corona-Pandemie: Keine Impfstoffe: Deutsche Unternehmer in Asien fühlen sich von der Bundesregierung im Stich gelassen"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%