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Coronavirus Zwangsferien für Unternehmen in China bedrohen Lieferketten

Der virusbedingte Produktionsstopp belastet den weltweiten Handel. Der Kreditversicherer Coface rechnet damit, dass sich neue Lieferketten etablieren.
04.02.2020 - 19:23 Uhr Kommentieren
Die Wege in China sind derzeit wegen des Virus' blockiert. Quelle: AFP
Straßenkontrolle in Wuhan

Die Wege in China sind derzeit wegen des Virus' blockiert.

(Foto: AFP)

Düsseldorf Zumindest bei Börsianern machte sich am Dienstag Erleichterung breit. Wie schon am Montag erholten sich in Europa und Amerika die Märkte. Dabei gibt es für Entwarnung noch keinen Grund. Die Zwangsferien, die viele Unternehmen ihren Mitarbeitern wegen des Coronavirus verordnet haben, stellen die Unternehmen und ihre globalen Zulieferketten vor große Probleme. (Verfolgen Sie die aktuellen Entwicklungen zum Coronavirus in unserem Newsblog.)

Der französische Kreditversicherer Coface rechnet mit einer Neuorientierung der weltweiten Lieferketten. „Kurzfristig sind vor allem der Verkehr, Einzelhandel und die Dienstleistungen betroffen, mittelfristig aber die gesamte Industrie, besonders die Auto-, Informations-, Telekom-, Computer- und Textilbranche“, sagte Carlos Casanova, Asien-Pazifik-Spezialist bei Coface. Was den Einzelhandel angehe, seien die Europäer mit ihren Luxusherstellern betroffen. Sie bekämen zu spüren, dass die chinesischen Verbraucher ihre Käufe derzeit schnell herunterfahren.

Der Coface-Ökonom rechnet damit, dass China langfristig einen hohen Preis für die Epidemie zahlen wird: „China gilt nun als intransparent und unglaubwürdig.“ Investoren würden vermehrt nach Standorten in anderen asiatischen Ländern suchen.

China sei attraktiv gewesen als „one stop solution“, also als Land, das alle Hightech-Güter gleichzeitig anbiete. Etwas Ebenbürtiges finde man in keinem der kleineren asiatischen Länder.

Deshalb würden sich die Lieferketten künftig stärker ausdifferenziert auf verschiedene Länder verteilen. „Die Investoren werden eine Weile brauchen, bis sie ihr neues Muster gefunden haben, aber sie werden das verwirklichen“, ist sich Casanova sicher.

Ein Großteil des Produktionsausfalls in der vom Coronavirus besonders betroffenen Region Hubei dürfte erst einmal von Fabriken in anderen Provinzen wie Shandong oder Zhejiang kompensiert werden, glaubt Su Yue, Ökonomin beim Wirtschaftsinformationsdienst Economist Intelligence Unit. Dabei geht es beispielsweise um Chemiedünger und Glas. Ähnlich sei es mit Autoteilen, die in Wuhan und der Umgebung hergestellt werden.

Wenig Auswirkungen auf 5G

Ein Problem hingegen könnten Glasfaserkabel und optoelektronische Bauteile werden, so Su. Ein Viertel der weltweiten Glasfaserkabel, die für den Start des neuen Mobilfunkstandards 5G benötigt werden, produzieren die Firmen in Wuhan.

Immerhin: Kurzfristig dürfte die Quarantäne erst einmal keine großen Auswirkungen auf Chinas 5G-Ausbau haben, weil es nach Ansicht von Su zuvor eine Glasfaserkabel-Überkapazität gegeben habe und die Telekommunikationsunternehmen Vorräte besitzen sollten. 

Auch Davide Cucino von der Europäischen Handelskammer in China warnt: Europäische Unternehmen „haben nicht nur Schwierigkeiten mit der Produktion oder dem Transport innerhalb Chinas, sondern auch mit dem Export. Das kann zu Problemen in den Wertschöpfungsketten führen.“ Bislang allerdings sind die Folgen noch nicht konkret spürbar.

„Es gibt noch keine Auswirkungen auf die Lieferketten, aber das kann sich schnell ändern“, sagte Bosch-Vorstandschef Volkmar Denner vergangene Woche. An der Aussage habe sich zumindest bislang noch nichts geändert, betonte eine Sprecherin des Autozulieferers am Dienstag. „Derzeit planen wir, den Großteil unserer Produktion in China am 10. Februar wieder aufzunehmen“, heißt es bei Daimler.

Den Herstellern bleibt nichts anderes übrig, als abzuwarten. „Das Unternehmen wird weiter überprüfen, wie sich die Lage entwickelt – und wenn nötig Anpassungen vornehmen“, sagte ein VW-Sprecher. Auswirkungen auf die Versorgung mit Zulieferteilen kann es in den chinesischen Werken von Volkswagen derzeit nicht geben, da die Produktion dort in dieser Woche ruht.

Pharmabranche könnte betroffen sein

Im Unterschied zu anderen Autoherstellern wie General Motors und PSA hat VW keine eigene Fabrik in der Region Hubei. In anderen Teilen der Welt läuft die Fertigung von VW normal. Volkswagen ist extrem abhängig vom Erfolg in China. Der Konzern macht dort etwa 40 Prozent seines weltweiten Fahrzeugabsatzes. Längere Produktionspausen würden VW spürbar treffen, eine Gewinnwarnung für dieses Jahr wäre die zwangsläufige Folge.

Der große amerikanische Autozulieferer Aptiv rechnet in China im ersten Quartal mit einem Produktionsausfall von 15 Prozent für die gesamte Branche. Ein längerer Produktionsstopp bei Zulieferern in China dürfte sich auch bei der Teileauslieferung auswirken. Chinesische Zulieferer sind in den vergangenen Jahren vermehrt in die weltweiten Zuliefernetzwerke der internationalen Automobilhersteller hineingewachsen.

Auch die Pharmabranche könnte betroffen sein: Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat sich an die pharmazeutische Industrie gewandt, um zu eruieren, ob es zu Lieferengpässen bei der Versorgung von Arzneimitteln in Deutschland kommen könnte. Das berichtet der Fachdienst Apotheke-Adhoc. Laut BfArM gibt es in Wuhan einen Hersteller, der Wirkstoffe für 19 Arzneimittel herstellt.

Davon seien 17 als versorgungsrelevant eingestuft. Aus der Provinz Hubei kommen von verschiedenen Herstellern Wirkstoffe für 136 Arzneimittel, von denen 48 als versorgungsrelevant gelten. Bislang hat das BArM keine Hinweise, dass es zu kurzfristigen Liefer- oder Versorgungsengpässen komme, heißt es auf Anfrage.

Mehr: Die Wirtschaft bleibt im Bann des Coronavirus. Berechnungen von Ökonomen zu den Auswirkungen auf das globale Wachstum klaffen weit auseinander.

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