Kommentar Die Deutschen sollten Davos zu einem Heimspiel machen

Die deutsche Bundeskanzlerin tritt regelmäßig beim World Economic Forum auf, so auch 2019.
Berlin Als WEF-Gründer Klaus Schwab diese Woche versuchte, die kurzfristige Absage von US-Präsident Donald Trump für das World Economic Forum (WEF) in Davos zu kompensieren, griff er auf ein bewährtes Mittel zurück: „Aber die deutsche Kanzlerin Angela Merkel kommt.“
Merkel gehört zu den Dauergästen des Elitetreffens in den Schweizer Bergen, Trumps Fehlen wird sie dennoch nicht ausgleichen können. Die deutsche Kanzlerin füllt zwar regelmäßig die große Halle im Kongresszentrum, doch zum Top-Thema in Davos reicht ihr Auftritt kaum. Das dürfte diesmal kaum anders werden, da sie dem Ende ihrer Kanzlerschaft entgegengeht.
So wie Merkel geht es auch dem Rest der Deutschen in Davos: Sie sind präsent, aber doch nicht so, dass sie bei den anderen Teilnehmern aus aller Welt einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Dabei könnten die Deutschen die Davoser Weltbühne zu einem Heimspiel machen: Die Magie des Veranstaltungsortes wäre ohne Thomas Manns Roman „Der Zauberberg“ nicht denkbar. WEF-Gründer Schwab ist gebürtiger Deutscher. Das ganze Spektakel findet in der unmittelbaren Nachbarschaft statt.
Dennoch stellt die deutsche Delegation nur 125 der mehr als 3000 Teilnehmer. Zum Vergleich: Aus den USA kommen sechs Mal so viele.
Auch ist es nicht so, dass die Deutschen keine interessante Story zu erzählen hätten. Angesichts der Erschütterungen in Großbritannien (Brexit), Frankreich (Gelbwesten), Italien (Populisten) und den USA (Trump) ist Deutschland immer noch ein Hort politischer Stabilität und wirtschaftlichen Wohlstands.
Das internationale Interesse am „Modell Deutschland“ ist durchaus spürbar. Gleichzeitig versprechen deutsche Politiker seit Jahren, endlich mehr Verantwortung in der Welt zu übernehmen. In Davos zeigen sie das jedoch nur selten.
So gab es beim WEF 2018 gerade mal eine Veranstaltung, „The German Gamble“, die sich auf Deutschland konzentrierte. Für die immer noch viertgrößte Volkswirtschaft der Welt ist das überraschend wenig.
Zwar sind Wirtschaftsminister Peter Altmaier, Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (beide CDU) und Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) auf verschiedenen Podien vertreten und auch Gesundheitsminister Jens Spahn hat sich angemeldet.
Aber für den Gast aus Deutschland, auf den in Davos alle neugierig sind, der neuen CDU-Chefin und möglichen Merkel-Nachfolgerin Annegret Kramp-Karrenbauer, wird im Programm immer noch nach einer Lücke gesucht.
Noch mehr als die deutschen Politiker scheuen die deutschen Top-Manager den großen Auftritt in Davos. Im vergangenen Jahr gab es zwar das denkwürdige Dinner deutscher CEOs mit Trump, daran möchten die meisten Teilnehmer jedoch nicht mehr erinnert werden. Zu groß war die Kritik an ihrem allzu braven Auftreten.
In diesem Jahr sind zwar sind einige wie Post-Chef Frank Appel und Deutsch Banker Christian Sewing auf dem Podium, die meisten deutschen Manager hören lieber zu oder sagen im kleinen Kreis ihre Meinung. Schade. Noch im Oktober hatte das WEF Deutschland zum innovativsten Standort der Welt gekürt. Das mag etwas übertrieben sein, aber die von vielen Ländern bewunderte deutsche Wirtschaft hätte in Davos sicher einige Erfolgsgeschichten zu erzählen.
Würde man die „Davos Men and Women“ fragen, an welchen Auftritt eines Deutschen sie sich noch gut erinnern könnten, würden viele wohl die Debatten mit dem ehemaligen deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble auf der Weltbühne nennen. Mit seinem kuriosen „Denglish“ und seinen klaren Ansagen sorgte Schäuble oft für gute Unterhaltung und denkwürdige Eindrücke. Doch er kommt nicht mehr nach Davos – viele werden ihn vermissen.
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...viele werden ihn vermissen....!!!