Gegner von Syriens Präsident Baschar al-Assad meldeten am Mittwoch, dass es einen Angriff auf Dörfer nahe Damaskus gegeben habe, bei dem auch Giftgas eingesetzt worden sei. Die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ berichtete später aus umliegenden Krankenhäusern von eindeutigen Symptomen bei 3600 Menschen, von denen 355 gestorben seien. Die Opposition spricht von über 1300 Todesopfern.
Quelle: www.n-tv.de
Möglich ist, dass das Nervengas Sarin eingesetzt wurde. Es kann durch die Haut aufgenommen werden und schädigt so auch Menschen, die sich mit Gasmasken schützen. Es führt zu einer Atemnot, unkontrolliertem Speichelfluss, Schaum vor dem Mund, Muskelzuckungen und Krämpfen. Wenn die Lunge betroffen ist, kommt es zu einer Atemlähmung, die zum Tod führt. Sich ohne professionelle Ausrüstung zu schützen, ist praktisch aussichtslos.
Die westlichen Staaten sind sich relativ einig, dass Assad den Angriff zu verantworten hat. Entsprechend äußerten sich die Regierungen der USA, von Großbritannien, Frankreich und nun auch von Deutschland. Dafür spricht, dass Assad den Besitz von Chemiewaffen zugegeben hat. Auch, dass er zunächst keine Kontrollen in dem Gebiet erlaubte, spricht gegen ihn. Kritiker vermuten, dass die Islamisten mit dem Gas ein Eingreifen des Westens provozieren wollen.
Ein Einmarsch in Syrien kommt wohl kaum infrage. Diskutiert werden stattdessen Einsätze wie im Kosovokrieg oder in Libyen: Als Jugoslawien Ende der 1990er Jahre Krieg gegen die Bevölkerung im Kosovo führte, bombardierte die Nato die jugoslawische Hauptstadt Belgrad, bis sich die Regierung gezwungen sah, einem Friedensplan zuzustimmen. In Libyen bekämpfte der Machthaber Muhammar al-Gaddafi die Aufständischen in seinem Land mit Kampfflugzeugen. Dies sollte durch eine Flugverbotszone unterbunden werden.
Vor allem die USA, Großbritannien und Frankreich diskutieren gemeinsam das Vorgehen. Die Türkei hat ihre Unterstützung zugesagt. Israel befindet sich seit Jahrzehnten offiziell im Kriegszustand mit Syrien, befürwortet einen militärischen Einsatz, will sich selbst aber aus Kampfhandlungen heraushalten. Auch Deutschland will sich derzeit nicht beteiligen, allerdings sprechen Außenminister und Kanzlerin davon, dass ein Giftgasangriff „Konsequenzen“ haben müsse.
Russland und China werden einem Mandat im UN-Sicherheitsrat nicht zustimmen. Völkerrechtlich ist ein Militäreinsatz darum fraglich. Allerdings wollen sich die entschlossenen Staaten davon nicht abbringen lassen. Nach Aussagen von Diplomaten sind die Pläne schon sehr konkret. Die Entscheidung werde sich „in dieser Woche abspielen“, sagte Frankreichs Präsident François Hollande.
Das Land einzunehmen und unter westlicher Regie einen neuen Staat aufzubauen, erscheint unrealistisch. Zu zersplittert ist die syrische Bevölkerung, zu tief sind die Spaltungen, zu mächtig die Islamisten. Das heißt: Der Bürgerkrieg würde wohl weitergehen, nur wäre das Assad-Regime dabei geschwächt. Außerdem würde es diplomatische Verstimmungen mit Russland geben, das den Westen mit scharfen Worten vor einem Einsatz in Syrien warnt.
Auch ohne eine Einmischung werden in diesem Krieg noch viele Menschen umkommen. Zu erwarten ist, dass dann noch mehr Giftgas einsetzt wird. Problematisch ist außerdem, dass US-Präsident Barack Obama den Einsatz von Chemiewaffen als „rote Linie“ bezeichnet hatte. Die, wenn keine Taten folgen sollte, an Bedeutung verlieren würde.