Die Schweiz Amerikas Pandora Papers: In South Dakota parken Superreiche 360 Milliarden Dollar

Die in Stein gehauenen Köpfe vergangener US-Präsidenten sind das Wahrzeichen von South Dakota, ansonsten gibt sich der US-Bundesstaat eher langweilig. Doch hinter der biederen Fassade werden Milliardenvermögen verwaltet.
New York South Dakota, really?? Das haben sich in diesen Tagen wohl viele Amerikaner gedacht, als sie dank der Pandora Papers erfuhren, dass die Reichen und Mächtigen aus aller Welt ihre Milliarden in dem dünn besiedelten Staat in der Mitte des Landes versteckt haben.
Den meisten Amerikanern war South Dakota wohl höchstens wegen Mount Rushmore ein Begriff – jener Felsen, in den die Köpfe der vier US-Präsidenten George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt and Abraham Lincoln eingehauen sind.
Bisher waren eher Bundesstaaten wie Delaware oder auch Florida als besonders freundlich für bestimmte Holding-Gesellschaften bekannt. South Dakota mit seinen knapp 900.000 Einwohnern und seiner Prärielandschaft, die an Westernfilme erinnert, hatten die wenigsten auf dem Schirm.
Doch wie die jüngsten Pandora-Enthüllungen des International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) zeigen, sind in dem Bundesstaat 360 Milliarden Dollar in gut abgesicherten Trusts geparkt.
Die Kunden wissen zu schätzen, was South Dakota so besonders macht: Wer hier einen Trust eröffnet, muss keinen Namen registrieren. Der Trust schützt vor Schuldnern. Der Trust schützt vor Steuern. Und der Trust schützt sogar vor Unterhaltszahlungen, wenn er vor der Ehe gegründet wurde.
„Creating your Dynasty“ – Ihre Dynastie schaffen. Mit diesen Worten wirbt die Wealth Advisors Trust Company mit zwei sympathischen Rentnern auf dem Bild damit, dass Trusts in South Dakota zudem anders als anderswo kein Limit von 100 Jahren haben, und damit, dass Gläubiger hier am wenigsten Rechte haben.
Kunden aus 54 Ländern
Die South Dakota Trust Company (SDTC) LLC rühmt sich auf ihrer Website damit, mehr als 100 Milliarden Dollar in Trusts zu verwalten, mit 100 Kunden zusammenzuarbeiten, die entweder schon Milliardäre sind oder es bald sein könnten. 15 Prozent davon seien internationale Gelder von Kunden aus 54 Ländern.
„Für einige ist South Dakota ein ‚Fly-over‘-Staat“, sagte der Oberste Richter des Supreme Courts des Bundesstaats, David Gilbertson 2019 in einer Rede – also ein Staat, den die meisten Amerikaner nur aus dem Flugzeugfenster kennen, ein Staat, den sie überfliegen, um von einer Küste zur anderen zu kommen. „Diese Annahme gilt jedoch nicht für die Welt der Trusts“, stellte er fest. „Ihre Dollar setzen hier sehr häufig zur Landung an.“
Das war keineswegs als Kritik gemeint. Die Kombination aus dem Fehlen von Einkommensteuer, Körperschaftsteuer, Erbschaftsteuer sowie keinerlei Limits für ewige Renten hätten „atemberaubende Ergebnisse“ gebracht, attestiert der Richter und prophezeit weiteres Wachstum.
Angefangen hat alles in den späten Neunzigerjahren. Damals kam der New Yorker Anwalt Jonathan Blattmachr auf die Idee, eine inländische Steueroase zu schaffen. Nachdem er im eigenen Bundesstaat New York mit seinem Vorschlag auf Empörung gestoßen war, fand er in Alaska schnell Anhänger.
Der Bundesstaat machte sich das Modell zunutze, um Investoren zu locken. Bald darauf ahmten auch South Dakota, Delaware und Nevada das Modell nach. Über die Jahre machten die Politiker in South Dakota die Trust-Gesetze immer freundlicher.
In gewisser Weise hat diese finanzfreundliche Politik in dem Bundesstaat auch Tradition: 1981 ließ der Gouverneur William Janklow – Spitzname „Wild Bill“ – die damaligen Gesetze gegen Wucherzinsen abschaffen. Damit lockte er vor allem Banken mit ihrem Kreditkartengeschäft nach South Dakota. Heute machen seine Nachfolger mit Trusts das große Geschäft.
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