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Digital Markets Act Apple-Zwang: EU will alternative App-Stores – auch für iPhone-Nutzer

Apple wehrt sich gegen ein geplantes EU-Gesetz. Der Konzern fürchtet um die Sicherheit seiner Nutzer – und um ein lukratives Geschäftsmodell.
23.06.2021 - 11:57 Uhr Kommentieren
Der Konzern verdient bei Verkäufen anderer Unternehmen mit. Quelle: AFP
Apple-CEO Tim Cook vor App-Store-Icons

Der Konzern verdient bei Verkäufen anderer Unternehmen mit.

(Foto: AFP)

Brüssel Wenn Gesetz wird, was die EU-Kommission vorschlägt, dann kann sich die Welt für die Nutzer von Apples iPhone stark verändern. Dann sollen sie eine App auf ihrem Handy ersetzen dürfen, die es bislang nur von Apple selbst gibt: den App Store. Über den neuen Store könnten sie dann weitere Programme herunterladen und installieren, ohne dass Apple noch Einfluss darauf hätte.

Die Pläne sind schon seit Dezember bekannt, sie sind Teil des Digital Markets Act (DMA), der derzeit im Europaparlament verhandelt wird. Trotz der vielen Diskussionen um dieses Gesetz wurde die Idee, weitere App-Stores zuzulassen, bislang nicht kritisiert. Dass sie angenommen wird, ist also wahrscheinlich.

Jetzt aber meldet sich Apple mit seinen Bedenken gegen das sogenannte „Sideloading“. In einem Positionspapier warnt der Konzern eindringlich vor dem Eingriff in sein iOS-Betriebssystem, das neben iPhones auch auf iPads läuft. Zwei Argumente führt Apple an:

Argument eins: die Sicherheit. Apple überprüft alle Apps, die in seinem Store angeboten werden. Damit sei ein Team von 500 Experten beschäftigt, heißt es in dem Papier. Fast eine Million problematische Apps seien 2020 abgelehnt oder entfernt worden und eine ähnliche Zahl von Updates. Dabei geht es um Spam, Verletzung der Privatsphäre, versteckte Funktionen und Funktionen, mit denen Straftaten begangen werden können. Sollte es auf iPhones weitere App-Stores geben, könnte Apple diesen Schutz nicht mehr bieten. 

Der negative Effekt könnte sich auch auf solche Nutzer auswirken, die nur den Apple-eigenen Store nutzen, meinen Vertreter von Apple. Denn bislang hätten sich Hacker meist vergeblich daran versucht, iPhones zu hacken. In dieser Situation würde Sideloading eine Flut von Angriffen auf die Plattform auslösen – die dann auch andere iPhone-Nutzer treffen könnten. Außerdem könnten Nutzer von ihrem Arbeitgeber oder ihrer Schule gezwungen werden, eine ganz bestimmte App herunterzuladen, die es dann nur in einem anderen Store gibt.

Zwar kann man auch auf Apple-Computern Programme aus unterschiedlichen Quellen installieren, doch ein Vertreter von Apple sagte, dass das iPhone zum Beispiel wegen der enthaltenen Standort- und Kreditkartendaten für Hacker ein sehr viel interessanteres Ziel sei.

Digital Markets Act soll Dienste entflechten

Argument zwei: der Wettbewerb. Ein offeneres Handy-Betriebssystem gibt es mit Googles Android bereits. Google ermöglicht es etwa dem Hersteller Samsung, seinen eigenen App-Store auf Android-Handys zu betreiben. Auch von Amazon gibt es einen App-Store für Android-Geräte. Apple meint, dass die Konsumenten die Wahl haben sollten zwischen dem offenen Android-System und dem abgeschotteten iOS-System. Immerhin ist es auch das Ziel des Digital Markets Act, Wettbewerb zu ermöglichen.

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Warum aber dann die Regulierung? Die großen Tech-Konzerne haben um ihre ursprünglichen Produkte herum ganze Ökosysteme an Programmen geschaffen, die gut ineinandergreifen. Bei Google zum Beispiel ist es die Suchmaschine, die nahtlos mit dem Handy-Betriebssystem und dem Kartendienst zusammenarbeitet. Das Netzwerk Facebook integriert Spiele, Messenger und einen Marktplatz. Zu Apples Ökosystem gehört sogar die Hardware.

Das macht es auf der einen Seite komfortabel für die Nutzer, die sich ganz auf ein Ökosystem einlassen. Andererseits schwächt es den Wettbewerb, die Konzerne sichern sich eine gewisse Marktmacht. Das Bundeskartellamt hat vor Kurzem Ermittlungen wegen der Geschäftspraktiken in Apples App Store aufgenommen.

Ziel des DMA ist es, die Dienste so zu entflechten, dass sie leichter miteinander kombinierbar sind und neue Anbieter bessere Chancen haben. Und dazu gehört eben auch, dass ein Handyhersteller wie Apple nicht vorgeben darf, was die Nutzer mit ihrem Gerät machen.

Das ist nicht nur eine prinzipielle Frage. Die Kosten für Apps könnten in konkurrierenden App-Stores deutlich niedriger sein. Denn Apple nimmt bis zu 30 Prozent Provision für Käufe im Store und auch für Käufe innerhalb von Apps. Insbesondere bei Spielen wurde immer mehr darauf gesetzt, dass der Nutzer in der App für Zusatzfunktionen bezahlt. Und jedes Mal fließt ein beträchtlicher Teil davon an Apple.

Provisionsgeschäft könnte leiden

Zuletzt gipfelte dies in Klagen und Gegenklagen zwischen dem Unternehmen Epic Games und den Store-Betreibern Apple und Google. Apple und Google hatten beide das Spiel Fortnite aus ihren Stores genommen, weil darin Käufe getätigt werden konnten, ohne dass eine Provision an den Store geflossen wäre. Wenn es künftig möglich ist, Apps auf anderem Wege herunterzuladen, könnte das Geschäft mit Provisionen stark leiden.

„Die App-Stores sind reine Goldgruben“, sagt Tiemo Wölken, der für die Sozialdemokraten im Europaparlament an dem Gesetz arbeitet. Er warnt Nutzer aber auch davor, unbedarft irgendwelche Stores zu installieren und darüber Software herunterzuladen. Viele der Sicherheitsvorgaben von Apple und Google seien durchaus sinnvoll. Nur solle der Nutzer eben selbst entscheiden dürfen, wem er die Sicherheit seines Handys anvertraut.

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