Aus Sicht von Beobachtern bleibt der EZB derzeit kaum etwas anderes übrig. Die Risikoaufschläge für Staatsanleihen der beiden großen Euro-Staaten waren zuletzt deutlich gestiegen. Für Italien und Spanien, die ohnehin schon unter einer hohen Schuldenlast ächzen, wurde es dadurch immer teurer, sich zu refinanzieren. „Die Notenbank greift als Feuerlöscher ein, so lange es andere nicht tun können“, sagt Commerzbank-Volkswirt Michael Schubert. „Sie greift immer dann ein, wenn die Gefahr einer Kettenreaktion groß ist.“ Zwar soll künftig der europäische Rettungsfonds EFSF Anleihen von Krisenstaaten kaufen können. Dem Beschluss des Euro-Gipfels vom 21. Juli müssen aber noch die nationalen Parlamente zustimmen und das dürfte noch eine Weile dauern.
Am Montag sanken die Renditen zehnjähriger italienischer und spanischer Anleihen kräftig. Dadurch wird die Refinanzierung für Rom und Madrid wieder günstiger. Zuletzt waren die Renditen für zehnjährige Anleihen über die von Experten als kritisch angesehene Marke von sechs Prozent geklettert.
Ihre Unabhängigkeit von der Politik ist ein herausragendes Merkmal der europäischen Notenbank. Wenn die Währungshüter nun Geld drucken, um damit Staatsanleihen zu kaufen, verwischen sie diese eigentlich klare Trennung von Haushalts- und Geldpolitik. Es könne der Eindruck entstehen, die Notenbank reagiere auf Zuruf der Politik, sagte der Wirtschaftsweise Christoph Schmidt der „Welt am Sonntag“. Denn die EZB finanziert im Endeffekt die Staatsschulden derjenigen, die mit ihrer allzu laxen Haushaltspolitik gegen den Stabilitätspakt verstoßen haben. Das könnte sich negativ auf die Disziplin der Haushaltspolitiker auswirken - auch in weiteren Ländern, befürchten Ökonomen. Die EZB weist das zurück. Sie wolle mit dem Programm nur die Wirkung ihrer Geldpolitik sicherstellen.
Sollte tatsächlich einer der 17-Eurostaaten seine Schulden nicht mehr bedienen können, müssen die Gläubiger - also auch die Notenbanken - auf ihr Geld ganz oder teilweise verzichten. Die EZB müsste die Ramschanleihen als Verlust verbuchen und mit ihren Gewinnen verrechnen. Unter dem Strich könnte dann ein Minus stehen. Verluste und Gewinne der EZB entfallen nach einem bestimmten Schlüssel auf die nationalen Notenbanken. Die Bundesbank erhält wegen der Größe der deutschen Volkswirtschaft den größten Anteil der Gewinne aber auch möglicher Verluste. Für das Bundesfinanzministerium würde dies weniger Geld bedeuten, da die Bundesbank ihren Gewinn an Berlin überweist. „Kommt es ganz schlimm, könnten die Zentralbanken im Notfall aber auch einen Teil ihres Goldes verkaufen“, sagt Schubert.
Die Währungshüter können unbegrenzt Geld drucken - auch, um Anleihen zu kaufen. Dadurch kann allerdings das Inflationsrisiko steigen.
Die Notenbank hat am 10. Mai 2010 beschlossen, auf unbestimmte Zeit und in nicht genannter Höhe Staatsanleihen zu kaufen. Damit reagierte sie mit einer historischen Kehrtwende auf die schwere Euro-Krise, die Griechenland damals erstmals an den Rand der Staatspleite gebracht hatte. Zuvor hatte sich die EZB immer strikt gegen einen solchen Schritt gewehrt. Dass die Notenbank indirekt die Schulden klammer Staaten finanzieren könnte, hatte bis dahin als Tabubruch gegolten. Zuletzt standen Bonds im Wert von mehr als 70 Milliarden Euro in den Büchern der EZB - aus Griechenland, Portugal und Irland.
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Im Krisensommer 2011 offenbart sich der desaströse Zustand unserer Demokratien. Eine übermächtige Finanzwirtschaft führt Politik und Eliten vor.
Seit dem Crash von 2008 wissen wir, dass nichts so irrational, gefährlich und unproduktiv ist wie das Meuteverhalten der Finanzakteure, die keinem anderen als dem eigenen Nutzen folgen…
Jeder Staat meinte, „seine“ Wirtschaft optimal in Stellung bringen zu müssen, indem Kosten gesenkt, Verpflichtungen gelöst und außerdem sagenhaft viel Geld verdient werden konnte.
Dieser neue Kapitalismus hat die Ideale und Stärken der Demokratien in einem Maß untergraben, wie kein äußerer Feind es gekonnt hätte. Die „Märkte“ sind zur Parallelgesellschaft des 21. Jahrhunderts geworden. Sie können jenseits der für alle anderen gültigen Maßstäbe von Haftung und Verantwortung handeln…
Die Demokratien haben sich vom neuen Finanzkapitalismus ihr Selbstbewusstsein abkaufen lassen. Der Aufstieg der Demokratie war nicht möglich ohne die soziale und rechtliche Zivilisierung des Kapitalismus, ohne die Zurücksetzung der Macht der ökonomisch Stärkeren. Die alternden Demokratien kapitulieren vor ihr.
Erst die Deregulierungseuphorie demokratischer Regierungen hat den sagenhaften Aufstieg der Finanzoligarchie möglich gemacht, und die Nebenwirkung trat sofort ein – die abrupt sinkende Fähigkeit zur politischen Selbstkorrektur. Noch eindrucksvoller als die Liste des zahlreichen Finanzcrashs ist die Unfähigkeit, daraus Konsequenzen zu ziehen…
warum alles so "negativ"... es ist doch schön, dass auch mal die "unfehlbaren" mächtigen Länder merken wie es ist, wenn man mit immer "enger-gesetzten" Parametern "gerated" wird und einem dadurch die Luft abgeschnürt wird (wie es bei vielen deutschen mittelständischen Betrieben passiert ist).... evtl. hilft das ganze ja - dass die Leute alle wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkehren und wieder eine "vernünftige" Finanzpolitik betreiben (was auch die letzte Hoffnung ist). Das Problem an der Sache ist nur, dass alles Geld welches die Länder jetzt auf den Markt schmeissen, innerhalb kürzester Zeit verpufft und in den Händen von einigen wenigen Grosskapitalisten, hedge-Fonds, Investoren und Banken liegt....
Einer so objektiven Quelle wie diesem Weltungergangsblog kann ich natürlich nichts mehr entgegensetzen.
@armeradel
Die letzten Krisen, von denen Sie sprechen, wurden nur vorübergehend beseitigt, indem neue Schulden angehäuft wurden. Irgendwann ist der Bogen aber überspannt. Und an dem Punkt befinden wir uns mittlerweile!
Je mehr man sich dagegen zu stemmen versucht, umso heftiger wird der Endknall sein! Natürlich wird man noch alles versuchen, um den Tag hinaus zu zögern, aber letztendlich ist er nicht mehr aufzuhalten.
Ich stimme auch k.h.a mit seinem Kommentar (weiter oben) vorbehaltlos zu!
@Einwanderer
"Irgendwo gibt es ein Problem" ???
Es gibt zig schwerwiegende Probleme ohne Lösung derjenigen, die sie lösen sollten. Alles was bisher dagegen unternommen wurde, hat die Krise noch verschlimmert. Ein Träumer ist der, der noch daran glaubt, dass alles nicht so schlimm wird.
Damit wir uns richtig verstehen, das gesamte Kredit- und Finanzsystem steht auf des Messers Schneide! Und eine komplette Neuordnung wird wahrscheinlich unausweichlich sein.
Vor etwa drei Wochen ist bereits in einem Artikel von Michael Snyder (The Economic Collapse, 19.07.2011) auf den derzeitigen Crash hingewiesen worden. Außerdem kann man anhand vieler Zahlenbeispiele klar belegen, dass das derzeitige Finanz- und Währungssystem so nicht mehr fortzuführen ist.
Mir wäre es auch liebe, es bliebe ruhig, aber die Fakten sprechen dagegen.
Die FED ist die Quelle aller Krisen. Bernanke und Yellen die absoluten Geldvernichter. Weg mit der FED und diesen Leuten. Schon Greenspan war nur Chaos.
Ich verstehe die ganze Aufregung nicht.
Da machen einige große Institutionelle eine kleine Schuldenkrise zum Anlass bei 7250 DAX Aktien zu verkaufen, die sie bei 6100 wieder kaufen wollen. Gespickt mit den richtigen Optionen.
Das ganze Euro- und Ratinggeschwafel ist doch nur Ablenkung für die selbst inszenieret Volatilität um Milliarde zu scheffeln.
Seit doch ehrlich, die wievielte Krise in den letzten 25 Jahren ist das? Die 10 oder 15te? Ob Panzer auf den Kremel rollen, die Asiaten angeblich Wrtschaftskrise haben oder 2001 ein paar durchgeknallte zwei Flieger ins WTC lenken, von den Krisen hat immer nur das große Kapital gesorgt und deftig davon profitiert.
Wenn die Staaten wurklich sapren wollen, dann besteuert solche gewinne mit 95% und der Spuk hört sofort auf.
Zum Glück stimmt das nicht, die Fed kann, im Gegensatz zur EZB, nicht bankrott gehen. Siehe meinen Blog unter http://wirtschaftsphilosoph.wordpress.com/2011/08/08/kann-die-fed-bankrott-gehen/
Irgendwo gibt es ein Problem, und schon kommen die Drohungen heraus, dass es bald zu Ende sein wird. So kann ein Rattenfänger jene, die sich fürchten, dort abholen wo sie sind. Mit sachlicher Kritik oder gar konstruktiven Beiträgen hat das genau garnichts zu tun, von da her ist es auch irrelevant.
Bedauerlicherweise professoral-wissenschaftliches Geschwafel.
Das alles ist mit bekannten Mitteln nicht mehr beherrschbar.
Was kommen muss, ist eine gesteuerte Währungsreform. Vorschlag: Abwertung 1:100, das bedeutet z.B. aus den ca.
2 Billionen deutschen Schulden werden nach Währungsschnitt
nur noch 20 Mrd.Die amerikanischen Schulden von ca. 14 Billionen valutierten dann nur noch mit 140 Mrd. Dann Neustart mit neuer Weltwährung auf freiwilliger Basis für
teilnahmewillige Staaten.Utopie ?