Dschochar Zarnajew Todesurteil wegen Anschlag auf Boston-Marathon aufgehoben

Der Attentäter des Boston-Marathons erhält nun doch nicht die Todesstrafe.
Boston Ein US-Berufungsgericht hat das im Prozess wegen des Terroranschlags auf den Boston Marathon verhängte Todesurteil gegen Dschochar Zarnajew aufgehoben. Die Richter ordneten an, dass über das Strafmaß neu entschieden werden müsse. Dabei stellte das Gericht klar, dass Zarnajew trotzdem mindestens lebenslange Haft erwarte: „Dschochar wird seine verbleibenden Tage im Gefängnis verbringen. Die einzige Frage ist, ob er durch Hinrichtung sterben wird.“
Grund für die Entscheidung ist die Ansicht der Juristen, dass das Gericht im Prozess nicht sichergestellt habe, dass die Geschworenen tatsächlich unvoreingenommen gegenüber Zarnajew sind. „Das Bezirksgericht war nicht in der Lage, Vorurteile oder Befangenheit zu identifizieren, indem es sich weigerte, potenziellen Juroren inhaltsspezifische Fragen zu dem zu stellen, was sie (über den Fall) gelesen und gehört hatten.“ Zarnajews Anwälte hatten argumentiert, dass eine intensive Medienberichterstattung es unmöglich gemacht habe, einen fairen Prozess in Boston zu führen.
Die Richter des 1. Bundesberufungsgerichts in Boston hatten bei einer Anhörung dazu im vergangenen Dezember viele Fragen zu einer möglichen Voreingenommenheit der beiden Geschworenen gestellt. So fragten sie, warum die beiden nicht entlassen worden seien, oder warum der Vorsitzende Richter des Prozesses nicht zumindest nachgefragt habe, nachdem die Postings bekannt geworden seien. Sie betonten, dass das Gericht in Boston eine seit langem bestehende Regel habe, die zu einer solchen Nachforschung verpflichte.
Zarnajews Anwälte trugen vor, dass einer der beiden Geschworenen, der zudem Sprecher der Jury wurde, nach dem Anschlag zwei Dutzend Kommentare auf Twitter veröffentlicht habe. In einem Tweet nach Zarnajews Festnahme bezeichnete er den Verdächtigen als ein „Stück Müll“.
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Zarnajew hatte im April 2013 gemeinsam mit seinem kurze Zeit später getöteten Bruder Tamerlan im Zieleinlauf des Boston-Marathons zwei Sprengsätze gezündet, durch die drei Menschen getötet und 260 verletzt wurden. Zarnajew hatte die Tat gestanden und sitzt heute in einem Hochsicherheitsgefängnis im US-Bundesstaat Colorado. Er wurde in 30 Anklagepunkten schuldig befunden und verurteilt.
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