Gianluigi Nuzzi, Jahrgang 1969, ist Journalist und Fernsehmoderator. Seine beiden Vatikan-Bücher wurden Bestseller: 2009 erschien „Vatikan AG“, in dem er über die Vatikanbank und ihre Machenschaften schrieb, und 2012 „Seine Heiligkeit“, in dem er geheime Dokumente aus dem Vatikan veröffentlichte. Das Buch löste „Vatileaks“ aus. Der Kammerdiener von Papst Benedikt XVI., Paolo Gabriele, wurde verhaftet und verurteilt, weil er Dokumente vom Schreibtisch des Papstes entwendet hatte. Nuzzi hat nie preisgegeben, ob Gabriele sein Informant war. „Alles muss ans Licht“, sein neues Buch, geht über die desolate Finanzsituation im Vatikan.
„Museen und Läden, Bauaufträge und Warenlieferungen sind ein Riesengeschäft“, schreibt Nuzzi. Berater von McKinsey hätten schon 2009 herausgefunden, dass verschiedene Kostenstellen wie Instandhaltungen um 200 bis 400 Prozent höhere Kosten auswiesen als marktüblich. Das Governatorat mit 1900 Beschäftigten ist für das Funktionieren des Staates zuständig. In dem „Steuerparadies“ gibt es einen Supermarkt, Tankstellen, Tabakläden, Bekleidungsgeschäfte, Läden für Unterhaltungselektronik. Nuzzi findet heraus, dass es keine Aufzeichnungen über Waren ein- und Ausgang gibt. „Die Verlust aufgrund von Bestandsabweichungen“ liegt 2013 bei 1,6 Millionen Euro. Es gibt „persönliche Umsatzsteuerbefreiungen“.
Es fehlt eine vollständige Bestandsaufnahme der Vermögenswerte sämtlicher Teilorganisationen des Vatikans und aller Körperschaften. Wenn die Liegenschaften des Vatikans gut gemanagt würden, könnten Mieteinkünfte das Vierfache einbringen, schreibt Nuzzi. Viele Kardinäle und andere Kirchenmenschen zahlten für ihre großen Wohnungen sehr wenig. „Würde man Marktpreise ansetzen, könnten die den Beschäftigten überlassenen Wohnungen anstelle der heutigen 6,2 Millionen 19,4 Millionen Euro an Erträgen abwerfen“, schreibt Nuzzi.
Es drohe ein Rentenloch in Höhe von 800 Millionen Euro, heißt es im Buch in Bezug auf Berechnungen der Cosea-Kommission von 2013, die das Versorgungssystem durchleuchtet. Verpflichtungen von 1,2 bis 1,3 Milliarden Euro stünden einem Guthaben von rund 450 Millionen Euro gegenüber.
Rund 50.000 Euro kostet die Einleitung eines Seligsprechungsprozesses, so Nuzzi, manchmal ist es mehr, sogar 750.000 Euro. Es fehlt Transparenz. Die Cosea-Mitglieder fragen vergebens nach Bankunterlagen für Spenden. Kurzfristig werden die Konten eingefroren