Élysée-Chef Alexis Kohler Macrons Mann im Hintergrund

Das Arbeitstier des Präsidenten.
Paris Für einen Mann in Frankreich hat Präsident Emmanuel Macron immer ein offenes Ohr: Alexis Kohler, seinen Generalsekretär im Élysée-Palast, ein Amt vergleichbar mit dem deutschen Kanzleramtsminister. Der 44-jährige Kohler war schon bei der Gründung der Bewegung „En Marche“ als Macrons Berater dabei. Bekannt wurde der streng wirkende grauhaarige Franzose mit der Drahtgestellbrille, als er den Premierminister und die Regierungsmannschaft ankündigte. Die öffentlich sichtbare Position ist aber nicht seine Hauptaufgabe. Er steht eher im Schatten, er ist der Mann im Hintergrund, der helfen muss, Macrons Pläne mit seiner unerfahrenen Mannschaft, zu der zahlreiche Politnovizen gehören, durchzusetzen.
Der verheiratete Vater von drei Kindern wird als brillantes Arbeitstier beschrieben, kein charismatischer Leader wie der Präsident, sondern eher der Typ treuer Gefolgsmann. Unter anderem war er Kabinettsdirektor von Macron, als dieser Wirtschaftsminister war. Macron vertraut ihm, seine Ehefrau Brigitte auch, was für Emmanuel Macron wiederum ein wichtiges Argument ist. Bei der Amtseinweihung sah man Brigitte Macron und Kohler im angeregten Gespräch. Der Präsident sagte mal über Kohler, dieser sei „intelligenter“ als er selbst.
Kohler muss die Aktionen der Minister koordinieren, die Beziehungen zu den anderen Parteien pflegen und die Treffen mit den Sozialpartnern organisieren. Das macht ihn zur Schaltstelle für Macrons ambitionierte Reformagenda, die auf Widerstand von Gewerkschaften treffen dürfte. Wenn jemand seiner Richtung nicht folgt, soll der intelligente Herr Kohler aber auch sehr ungeduldig, geradeaus, manchmal sogar verletzend direkt sein.
Kohler hat schon die Gesetze zur Liberalisierung der Wirtschaft mit entworfen, als Macron Wirtschaftsminister war und zeichnet auch für dessen Wahlprogramm mit verantwortlich. Außerdem war er Macrons „Headhunter“ für hohe Behördenämter und sogar die Regierungsmannschaft.
Der in Straßburg geborene Kohler ist wie der Präsident ein Eliteschüler. Er hat einen Abschluss in öffentlichem Recht von der Eliteschule Science Po, er hat außerdem Wirtschaft bei ESSEC studiert, bevor er in die Politikerhochschule ENA ging. Er arbeitete beim Schatzamt, im Finanzministerium und beim Internationalen Währungsfonds (IWF). Im Gegensatz zu Macron hat der Eliteschüler den klassischen Gang der Politiker durch Frankreichs Institutionen gemacht, um nach oben zu gelangen. Zuletzt sammelte er bei der Reederei MSC als Finanzdirektor Erfahrung in der Privatindustrie. Während dieser Zeit blieb er aber immer in Kontakt mit Macron.
Kohlers neuer Posten ist durchaus so etwas wie ein Sprungbrett. Einige seiner Vorgänger gelangten danach in hohe Staatsämter: Dominique de Villepin etwa war Generalsekretär im Élysée-Palast unter Jacques Chirac und wurde später Premierminister. Dann könnte Macrons Schattenmann doch noch ins Licht treten.
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