Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke
Soldat mit Mundschutz in Peking

Auch in der Mitte der chinesischen Hauptstadt steigen die Vorsichtsmaßnahmen.

(Foto: Reuters)

Epidemie in China Ausbruch des Coronavirus: Die Nachrichtenlage im Überblick

Rund 2800 Fälle des Virus sind inzwischen verzeichnet. Die Bundesregierung fürchtet keine Pandemie, zieht aber Rückholaktionen in Erwägung. Der Überblick.
27.01.2020 - 21:12 Uhr Kommentieren

Düsseldorf In China stehen wegen des Ausbruchs des neuartigen Coronavirus noch immer mehr als 45 Millionen Menschen quasi unter Quarantäne. In der chinesischen Provinz Hubei sind Fernreisen untersagt, teils wird auch der Autoverkehr eingestellt.

Das chinesische Staatsfernsehen berichtete am Montag unter Berufung auf Behördenangaben, dass die Zahl bestätigter Infektionen landesweit auf 2744 gestiegen sei, die Zahl der Toten auf 80, weiterhin meist ältere Menschen mit schweren Vorerkrankungen. Mit den rund 50 Fällen außerhalb Chinas sind inzwischen fast 2800 Fälle weltweit bestätigt.

Die wichtigsten Entwicklungen zum Verlauf der Epidemie im Überblick:

  • Laut einem Bericht des „Spiegels“ bereitet sich die Bundeswehr darauf vor, rund 90 Bundesbürger noch in dieser Woche aus den am stärksten betroffenen Gebieten um die Millionenstadt Wuhan auszufliegen. China bittet demnach, auf den Einsatz von Militärflugzeugen zu verzichten.
  • Der Autozulieferer Webasto aus der Nähe von München hat seinen Mitarbeitern ein Dienstreiseverbot nach China erteilt.
  • Auch BMW folgt den Empfehlungen des Auswärtigen Amts und rät seinen Mitarbeitern von Reisen in die Provinz Hubei ab. Nicht zwingende Reisen nach China seien demnach auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben.
  • In Chinas Hauptstadt Peking ist einem Medienbericht zufolge erstmals ein Mensch an dem neuartigen Coronavirus gestorben. Wie der chinesische Staatssender CCTV am Montagabend (Ortszeit) über den Kurznachrichtendienst Weibo berichtete, war der 50-jährige Mann zuvor von einer Reise aus Wuhan zurückgekehrt.
  • Die Märkte in Europa wie den USA zeigen sich vom Nachrichtenstand um den Krankheitsausbruch beeindruckt. Der Dax verlor am Montag rund 2,7 Prozent, auch der Dow-Jones-Index und der S&P 500 notierten mehr als ein Prozent in der Verlustzone.

Was Sie sonst noch wissen sollten:

Großbritannien bittet Reisende, die in den vergangenen zwei Wochen aus Wuhan zurückgekehrt sind, sich zu Hause zu isolieren. Die Rückkehrer sollten den Kontakt mit anderen Personen vermeiden, teilte das britische Gesundheitsministerium mit. Sie sollten telefonisch das Gesundheitsamt kontaktieren. Die Behörde versuche, die betroffenen 1460 Personen zu lokalisieren.

Die Zentren für Seuchenkontrolle (CDC) in den USA beobachten zeitgleich nach eigenen Angaben inzwischen 110 Verdachtsfälle in 26 Bundesstaaten. Neue bestätigte Fälle gebe es bislang nicht, teilt die Behörde mit. Erstmals ist auf Sri Lanka ein Fall nachgewiesen worden. Eine chinesische Frau in Colombo sei positiv auf das Virus getestet worden, erklären Behörden.

Die Bundesregierung gibt sich angesichts der Sorgen über eine Ausbreitung des Coronavirus entspannt. „Die Gefahr, dass sich das Coronavirus in Deutschland ausbreiten könnte, ist derzeit sehr gering“, heißt es in einer Information des Bundespresseamts. Auch wenn vereinzelte Fälle auftreten sollten, sei man gut für die Behandlung aufgestellt.

Der Alltag geht auch in Schutzbekleidung weiter. Quelle: AFP
U-Bahn in Wuhan

Der Alltag geht auch in Schutzbekleidung weiter.

(Foto: AFP)

Ernster nimmt es die Wirtschaftsmetropole Schanghai. Die Metropole verhängt für Unternehmen einen Zwangsurlaub. Die Firmenmitarbeiter dürften erst am 9. Februar aus den Neujahrsferien kommen und ihren Betrieb wieder aufnehmen, teilt die Stadtverwaltung mit. Die Vorsichtsmaßnahme gelte für Behörden und private Firmen. Ausnahmen gebe es für Medizintechnik- und Pharmaunternehmen. Zuvor hatte schon die chinesische Regierung die Neujahrsferien um drei Tage bis zum 2. Februar verlängert, wie der Staatssender CCTV berichtete.

Auch Malaysia verhängt eine vorübergehende Einreisesperre für Chinesen aus der Millionenstadt Wuhan und der umliegenden Provinz Hubei, wo das neue Coronavirus seinen Ursprung hatte. Die chinesische Sonderverwaltungszone Macau will Einwohnern aus der Provinz Hubei die Einreise verweigern, sofern sie keinen Nachweis erbringen können, Coronavirus-frei zu sein. Das gelte auch für Reisende, die Hubei in den vergangenen 14 Tagen besucht haben, gibt die Regierung der Insel bekannt. Sie ist wegen ihrer Casinos und großer Einkaufszentren ein beliebtes Reiseziel.

So sieht der Erreger der Krankheit aus. Quelle: via REUTERS
Coronavirus unter dem Mikroskop

So sieht der Erreger der Krankheit aus.

(Foto: via REUTERS)

Der Bürgermeister von Wuhan hat am Montagmorgen das eigene Krisenmanagement nach dem Ausbruch des Coronavirus in der Millionenstadt kritisiert. Dieses sei „nicht gut genug“ gewesen, sagte er in einem Interview mit dem staatlichen Fernsehsender CCTV. Inzwischen hat die Regierung in Peking die Bekämpfung der Krankheit in die Hand genommen. Das Virus soll seinen Ursprung in einem Fischmarkt in Wuhan haben. Dort sollen auch illegal Wildtiere verkauft worden sein.

Nicht zuletzt verteuert das Coronavirus chinesische Kreditabsicherungen. Der Preis für die Ausfallversicherung von Krediten mit Laufzeit von fünf Jahren steigt auf 41 Basispunkte von 37 Basispunkten am Freitag. Das ist nach Daten des Datenanbieters His Markit der höchste Stand seit mehr als drei Monaten.

Das berichtet Handelsblatt-Korrespondentin Sha Hua:

Alle wichtigen medizinischen Informationen zum Virus im Überblick:

  • Coronaviren: Der Erreger 2019-nCoV zählt zu den Coronaviren – so benannt, weil sie von zackenartigen Strukturen umgeben sind, die einer Krone ähneln. Sieben Vertreter dieser Gruppe verursachen beim Menschen Atemwegserkrankungen. Von dreien davon ist bekannt, dass sie mitunter schwere Symptome auslösen: Beim ebenfalls aus China stammenden Sars-Virus (Schweres Akutes Respiratorisches Syndrom) wurden 2002/03 rund 8000 Fälle bekannt, etwa 800 Menschen starben. 2012 tauchte in Vorderasien das Mers-Virus (Middle East Respiratory Syndrome) auf. Es ist weniger ansteckend, aber aggressiver: Von rund 2500 Infizierten bis November 2019 starben knapp 860 – etwa jeder dritte. 2019-nCoV ist sehr eng mit Sars verwandt.
  • Infektiosität: Wie ansteckend das neue Virus ist, lässt sich bisher nur schwer beurteilen. Chinesische Behörden gehen davon aus, dass ein Infizierter durchschnittlich 1,4 bis 2,5 Menschen ansteckt – das wäre ähnlich wie bei Sars. „Solche Zahlen sind extrem unzuverlässig“, sagt der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité. Demnach hängt die Übertragungsrate von sehr vielen Faktoren ab – etwa ob Menschen sozial aktiv sind oder eher zu Hause bleiben. Genau darauf zielen nach Ansicht Drostens die Maßnahmen in China ab. „Ich denke, diese Maßnahmen bringen etwas.“ Positiv ist, dass Menschen meist erst mit der Symptomatik infektiös werden – im Gegensatz zur Grippe, bei der Menschen schon ansteckend sind, bevor sie erkranken.
  • Aggressivität: Das neue Coronavirus scheint weniger aggressiv zu sein als Sars und Mers. Bis Montag starben 80 von rund 2800 Infizierten – das entspräche einer Sterberate von 2,9 Prozent. Allerdings dürfte die Zahl täuschen, denn gerade am Anfang eines Ausbruchs werden eher die schweren Fälle bekannt. Eine Mortalität um drei Prozent wäre nach Ansicht Drostens sehr viel. Der Experte geht davon aus, dass auch die für Sars gewöhnlich angegebenen zehn Prozent ein viel zu hoher Wert sind. „Vermutlich gab es damals viel mehr als die bekannten 8000 Sars-Fälle“, erläutert er.
  • Symptome: Die Inkubationszeit – der Zeitraum zwischen Infektion und Beginn von Symptomen – beträgt zwei bis 14 Tage. Die Lungenerkrankung äußert sich durch Fieber, trockenen Husten, Abgeschlagenheit und Atemnot. Weil das Virus die unteren Atemwege infiziert, haben Betroffene keinen Schnupfen. Letztlich ähneln die Symptome denen einer Sars-Infektion. Kein Wunder, denn das neue Virus dockt am gleichen Rezeptor an. Der Test auf das Virus basiert meist auf der Analyse von Sputum (Auswurf) und dauert etwa zwei Stunden.
  • Therapie: Eine spezielle Therapie für die Lungenerkrankung gibt es nicht. Schwer erkrankte Patienten werden symptomatisch behandelt: mit fiebersenkenden Mitteln, der Therapie etwaiger bakterieller Zusatzinfektionen und mitunter mechanischer Beatmung.
  • Impfung: Eine Impfung wäre das beste Mittel, die Epidemie einzudämmen. Laut Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin werden derzeit Impfstoffkandidaten gegen Mers am Menschen getestet. Sie seien – erfolgreiche Resultate vorausgesetzt – frühestens in einigen Monaten verfügbar. „Darauf ließe sich dann aufbauen“, sagt Schmidt-Chanasit.
  • Reservoire: Die Reservoire verschiedener Coronaviren liegen im Tierreich. Bei Mers sind Kamele der Ursprung, bei Sars und dem neuen Erreger liegen die Reservoire vermutlich bei Fledermäusen. Auf den Menschen sprang der Sars-Erreger vermutlich von Schleichkatzen über, die auf chinesischen Märkten angeboten werden. Auch 2019-nCoV geht vermutlich von einem Tiermarkt in China aus. Von welcher Tierart das Virus übersprang, ist derzeit nicht bekannt.
  • Schutz: Zum Schutz vor diesem wie auch anderen Viren empfehlen Experten gewöhnliche Hygienemaßnahmen: regelmäßiges Händewaschen, Desinfektionsmittel und Abstand zu Erkrankten. Den Nutzen von normalen Atemmasken – wie derzeit in China überall auf den Straßen zu sehen – schätzen Schmidt-Chanasit und Drosten als eher gering ein.
  • Prognosen: Manche Experten rechnen mit einem langen Ausbruch. „Wir sollten das als Marathon betrachten und nicht als Sprint“, sagte Chris Whitty, der die britische Regierung in Gesundheitsfragen berät. „Das Ausmaß und die Auswirkungen dieses Ausbruchs sind derzeit unklar, weil sich die Lage rapide entwickelt“, schrieb ein Team um Anthony Fauci von den US-Nationalen Gesundheitsinstituten (NIH) im Fachblatt „JAMA“. Der Virologe Drosten hingegen kann sich vorstellen, dass die Epidemie ähnlich schnell endet wie der Sars-Ausbruch, der schnell abflaute und 2004 für beendet erklärt wurde. „Ich bin geneigt, optimistisch zu denken, weil das eine Sars-ähnliche Krankheit ist.“ Dazu passe, dass es außerhalb Chinas bislang kaum zu einer Weiterverbreitung kam. „Das ist extrem ermutigend.“ Sars kursiert zwar weiter – aber nur im Tierreich.

Bundesregierung prüft Evakuierung Deutscher aus Wuhan

  • alm
  • rtr
  • dpa
Startseite
Mehr zu: Epidemie in China - Ausbruch des Coronavirus: Die Nachrichtenlage im Überblick
0 Kommentare zu "Epidemie in China: Ausbruch des Coronavirus: Die Nachrichtenlage im Überblick"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%