Eskalation im Nahen Osten: „Die IS-Metastasen in Libyen“
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Eskalation im Nahen Osten„Die IS-Metastasen in Libyen“
Vom Chaos im Bürgerkriegsland Libyen profitiert der IS. Tausende Kämpfer sollen sich der Terrormiliz bereits angeschlossen haben. Die USA erwägen einen Einsatz. Auch Verteidigungsminister von der Leyen reagiert.
Kairo Nicht nur Brüssel, auch Washington wird langsam nervös. Man sei extrem beunruhigt über die „Metastasen des IS in Libyen“, erklärte diese Woche das Pentagon. Zusätzlich zu Syrien und Irak wollen die US-Generäle in den nächsten Wochen möglicherweise eine dritte Front gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) eröffnen und die Gotteskrieger auch in Nordafrika angreifen.
Noch sei nichts entschieden, gab US-Verteidigungsminister Ashton Carter zu Protokoll. Man prüfe jedoch verschiedene Optionen für eine „entschiedene militärische Konfrontation“, hieß es aus dem US-Oberkommando. Präsident Barack Obama rief den Nationalen Sicherheitsrat zu Libyen zusammen.
In Libyen herrscht nach dem Sturz von Langzeitherrscher Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 Bürgerkrieg. Zahlreiche bewaffnete Gruppen bekämpfen sich. Zwei konkurrierende Regierungen beanspruchen die Führung des Landes - die international anerkannte Regierung im ostlibyschen Tobruk und das von Islamisten dominierte in Tripolis. Das Chaos in Libyen nutzen vor allem die Dschihadisten der IS-Miliz aus, die einen zentralen Küstenstreifen in Libyen kontrollieren.
Eine amerikanische Spezialeinheit ist bereits in dem Mittelmeeranrainer aktiv, um Kontakt mit örtlichen Milizen aufzunehmen und die Lage insgesamt zu erkunden. Frankreich, Großbritannien und die ehemalige Kolonialmacht Italien werden ebenfalls mitbomben, wie ihre Regierungen nach algerischen Medienberichten Libyens Grenznachbarn Algerien und Tunesien in den letzten Tagen mitteilten. Französische Aufklärungsflugzeuge operieren bereits am Himmel über Libyen.
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Die vielen Namen der Extremistenmiliz IS
Die Abkürzung steht für „Islamischer Staat im Irak und der Levante“ und ist vor allem im Englischen noch häufig zu hören. Sie kommt der Übersetzung des arabischen Namens recht nahe. Dort ist vom Islamischen Staat im Irak und „al-Scham“ die Rede, also Großsyrien unter den Omajaden und später den Abbasiden.
Die Kurzform von „Islamischer Staat im Irak und Syrien“.
Diese Abkürzung benutzt die Bundesanwaltschaft in ihren Pressemitteilungen. Sie steht für den „Islamischen Staat im Irak und Großsyrien“.
So nennt sich die Organisation selbst seit der Ausrufung ihres Kalifats 2014. Die Abkürzung steht für „Islamischer Staat“. Kritiker lehnen diese Bezeichnung ab, weil sie den Anspruch der Miliz untermauere, einen echten Staat – und noch dazu einen islamischen – geschaffen zu haben. Manche sprechen deshalb vom „sogenannten Islamischen Staat“.
Als Alternative ist in den vergangenen Monaten vermehrt die Bezeichnung Daesch oder Daisch in Mode gekommen. Dies ist die arabische Abkürzung für die Bezeichnung „Islamischer Staat im Irak und al-Scham“ (Al Daula al-Islamija fi al-Irak wa al-Scham). In den Ohren von Muttersprachlern klingt sie despektierlich, der IS selbst lehnt sie ab. Das ist ein Grund mehr für Gegner der Extremisten, sie zu verwenden.
Auch Deutschland schließt nach den Worten von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) und Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) nicht aus, Bundeswehrsoldaten „zur Stabilisierung des Landes“ nach Libyen zu schicken. Berlin denkt nicht an einen Kampfeinsatz gegen den IS. Seine Truppen sollen stattdessen den libyschen Sicherheitskräften helfen, Recht und Ordnung wiederherzustellen, sobald sich die politischen Kontrahenten auf eine Regierung der Nationalen Einheit geeinigt haben.
Doch danach sieht es nicht aus. Die Mission des US-Libyenvermittlers und deutschen Diplomaten Martin Kobler erlitt diese Woche einen schweren Rückschlag, weil die verfeindeten Parlamente in Tripolis und Tobruk die in monatelanger Kleinarbeit ausgehandelte neue Einheitsregierung ablehnten und niederstimmten. Die international anerkannte Volksvertretung in Tobruk kritisiert die extrem hohe Zahl von 32 geplanten Ministern und 60 Staatssekretären.
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