EU-Finanzhilfen Portugal hat Angst vor der Zukunft

Die portugiesische Flagge am Gebäude des portugiesischen Finanzministeriums in Lissabon.
Lissabon Weltuntergangsstimmung statt Erleichterung: Nach dem Hilfsantrag an die EU hat in Portugal erst recht das große Zittern eingesetzt. Die Auflagen für die Kredite aus Brüssel würden die Rezession dramatisch verstärken und das ärmste Land Westeuropas ins Grab bringen, warnten nicht nur linke Politiker am Donnerstag. Auch Konservative, Unternehmer und der einfache Bürger blicken düsterer denn je in die Zukunft. „Da kommt ein Tsunami auf uns zu“, räumte auch der Staatssekretär für Industrie, Carlos Zorrinho, ein.
„Hilfe“, titelte am Donnerstag die seriöse Zeitung „Público“ in riesigen Lettern eindeutig zweideutig auf Seite Eins. Alle Portugiesen sind sich darüber im Klaren, das nach den drastischen Sparmaßnahmen der vergangenen 15 Monate nun weitere große Opfer zu erbringen sind. Die große Frage aber ist, ob Portugal ähnliche Kraftakte leisten kann wie etwa Irland oder Griechenland. Die meisten Experten bezweifeln das.
Portugal benötigt Wachstum, ist aber, im Gegensatz zu anderen EU-Sorgenkindern, strukturschwach und kaum wettbewerbsfähig. Das Mindestgehalt in Irland liegt zum Beispiel bei über 1400 Euro, in Portugal bei mageren 475 Euro. Und das, obwohl die Portugiesen nach einer jüngsten Studie etwa für Medikamente mit die höchsten Beträge der EU zahlen müssen. „Immer mehr Menschen kommen zu uns, weil sie sich entscheiden müssen, ob sie Lebensmittel oder Medikamente kaufen“, erzählt eine Sprecherin des Wohlfahrtverbandes Cáritas Portugal.
Portugal bittet um Hilfe
Die Kirche berichtet von zunehmender Not und Hunger. Die Arbeitslosigkeit erreichte den Rekord von 11,2 Prozent.
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Die Kassen vieler Staatsfirmen sind leer, Gerichtsmitarbeiter erzählen im Fernsehen: „Wir haben keine Druckertinte mehr, weil die Lieferunternehmen nicht mehr bezahlt werden“. Die Kreditwürdigkeit von Staatsfirmen wie der Bahn CP oder des traditionsreichen TV-Senders RTP wurden diese Woche von der Ratingagentur Moody's auch prompt auf „Ramschstatus“ herabgestuft.
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