EU-Finanzierung „Großes Investoreninteresse“: EU verzeichnet hohe Nachfrage bei Anleihen für ihr Kurzarbeitsprogramm

Der EU-Haushaltskommissar ist zufrieden mit dem Investoreninteresse an den neuen EU-Anleihen.
Brüssel Die EU verzeichnet eine hohe Nachfrage bei ihren Anleihen zur Finanzierung ihres Kurzarbeitsprogramms Sure. Haushaltskommissar Johannes Hahn sprach am Mittwoch von einem „großen Investoreninteresse“ für eine Anleihe in einem Volumen von neun Milliarden Euro mit einer Laufzeit von 15 Jahren. Der Bond mit einer Verzinsung von 0,228 Prozent sei zehnfach überzeichnet gewesen. Vor allem in Asien und im Mittleren Osten habe es starkes Interesse gegeben.
Das EU-Programm zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie auf dem Arbeitsmarkt wird schätzungsweise ein Volumen von mehr als 90 Milliarden Euro haben. „Wir werden die Decke von 100 Milliarden Euro voraussichtlich nicht durchstoßen“, sagte Hahn.
Von der Gesamtsumme werden 62,5 Milliarden Euro über Anleihen finanziert. Die Gelder gingen bislang an 16 Mitgliedsländer, darunter die von der Wirtschaftskrise besonders betroffenen Staaten wie Italien, Spanien oder Griechenland.
Die Anleihen für Sure sind eine Art Generalprobe für die Bonds zur Finanzierung des 750 Milliarden Euro großen Corona-Wiederaufbaufonds, im EU-Jargon „Next Generation EU“ genannt. Laut Hahn läuft bei den Vorbereitungen für das größte Anleiheprogramm in der Geschichte der EU bislang alles planmäßig.
„Ich bin sehr zuversichtlich, dass die Ratifizierungsprozesse über den Eigenmittelbeschluss in den Mitgliedstaaten pünktlich abschlossen werden“, sagte Hahn. „Die Mitgliedstaaten sind sehr entschlossen zu liefern.“ Erst wenn alle 27 Mitgliedsländer, darunter 23 Landesparlamente, zugestimmt haben, kann die Kommission die Anleihen begeben.
Acht Staaten, darunter Italien, Portugal und Bulgarien, haben schon ratifiziert. Die Gelder, die vor allem für die Ökologisierung und Digitalisierung der Wirtschaft ausgegeben werden, sollen im Sommer an die Mitgliedsländer fließen.
Die von Ökonomen geführte Diskussion über Inflationsgefahren beunruhigt den Haushaltskommissar nicht. „Wir sind auf der konservativen Seite. Ich sehe von der Seite keine besorgniserregende Entwicklung“, sagte der frühere österreichische Minister. Die EU will die Finanzierung des Wiederaufbauplans künftig genauestens beobachten. Wie Hahn in Brüssel ankündigte, wird es einen halbjährlichen Finanzplan geben. Der erste Plan soll im Juli präsentiert werden.
Mit den Anleihen im Rahmen des Wiederaufbauprogramms wird der Markt für grüne Bonds ausgebaut. „Grüne Bonds werden die grüne Transformation befördern“, ist sich Hahn sicher.
EU wird zu einem der größten Anleiheemittenten
Die Kommission will einen Rechtsrahmen für nachhaltige Anleihen schaffen. Bereits im Sommer hatte die EU-Exekutive erstmals allgemein verbindlich definiert, wann ein Investment als „grün“ und damit nachhaltig bezeichnet werden darf. Laut Hahn wird die Kommission im zweiten Quartal weitere „ehrgeizige“ Vorschläge machen.
Mit dem Wiederaufbauprogramm wird die EU zu einem der größten Anleiheemittenten. Der frühere österreichische Minister rechnet mit einem Gesamtvolumen an Anleiheausgaben zwischen 150 und 200 Milliarden Euro jährlich. Damit operiert die EU auf dem Bondmarkt in Größenordnungen wie Deutschland, Italien oder Frankreich.
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