EU-Währungskommissar Paolo Gentiloni: „Das Wachstum nicht abwürgen“
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EU-Währungskommissar im InterviewGentiloni wirbt für Maastricht-Reform: „Wir können nicht zulassen, dass das Wachstum abgewürgt wird“
Der EU-Kommissar fordert eine ehrliche Debatte über den Schuldenpakt und warnt vor zu harter Sparpolitik. In einem zentralen Punkt widerspricht er Finanzminister Scholz.
Brüssel EU-Währungskommissar Paolo Gentiloni ist der Einschätzung von Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) entgegengetreten, dass sich der Euro-Stabilitätspakt in der Krise bewährt habe und daher nicht reformbedürftig sei.
„Klar ist: Veränderungen sind nötig”, sagte EU-Währungskommissar Paolo Gentiloni im Interview mit dem Handelsblatt und anderen europäischen Wirtschaftsmedien. Er wolle nicht den Rest seiner Amtszeit damit verbringen, „wegzuschauen und die Realität zu ignorieren”, betonte der frühere italienische Premier.
Die sogenannten Maastricht-Kriterien verlangen eigentlich, dass die Euro-Länder ihr Haushaltsdefizit auf drei Prozent und ihre Gesamtverschuldung auf 60 Prozent ihrer jährlichen Wirtschaftsleistung begrenzen. Doch die Haushaltsdefizite der Euro-Staaten liegen im Schnitt bei sieben, ihre Schuldenstände bei 100 Prozent.
Das Thema droht die EU-Staaten zu entzweien. Länder wie Italien und Frankreich fürchten, eine rasche Rückkehr zu den strengen Vorgaben könnten dem Aufschwung schaden. Bundesfinanzminister Scholz dagegen findet die Regeln flexibel genug. Auch die nordischen Länder wie Dänemark und Schweden pochen auf eine Rückkehr zu klaren Haushaltsvorgaben.
Zusätzlichen Konfliktstoff bergen die hohen Energiepreise. Gentiloni mahnte, dass „Investitionen in erneuerbare Energien nicht infrage gestellt, sondern verstärkt werden“ müssten.
Lesen Sie hier das ganze Interview:
Herr Kommissar, selbst der Vater des Stabilitätspakts, Klaus Regling, stellt die Euro-Schuldengrenzen in ihrer derzeitigen Form infrage: Wenn man an Regeln festhält, die „wirtschaftlich widersinnig geworden sind“, setze man seine Glaubwürdigkeit aufs Spiel. Schaden die Maastricht-Kriterien inzwischen mehr, als sie nutzen? Das Bild ist gemischt, der Stabilitätspakt hatte positive Effekte. Er war ein wertvolles Instrument, um unsere Fiskalpolitik zu koordinieren, und er hat die Haushaltsdefizite im Rahmen gehalten. Aber jetzt erkennen wir Probleme und müssen darüber diskutieren.
Was meinen Sie genau? Schon vor der Pandemie hat sich gezeigt, dass die Anwendung der Regeln sehr komplex geworden ist und dass sie konjunkturverstärkend wirken. Nun kommen weitere Herausforderungen hinzu. Wir haben im kommenden Jahrzehnt einen Bedarf an zusätzlichen Investitionen von jährlich 520 Milliarden Euro, allein um unsere Klimaziele zu erreichen. Vieles muss vom Privatsektor übernommen werden, einiges aber auch vom Staat. Wir müssen verhindern, dass sich wiederholt, was nach der Finanzkrise geschehen ist, als die öffentlichen Nettoinvestitionen für ein Jahrzehnt auf null zurückgingen.
Die Maastricht-Kriterien definieren eine Schuldenobergrenze von 60 Prozent der nationalen Wirtschaftskraft. Passt das noch in die Zeit? Wir haben im Euro-Zonen-Schnitt einen Schuldenstand von 100 Prozent erreicht. Das müssen wir vernünftig und wirklichkeitsnah angehen. Es ist entscheidend, dass wir die Verschuldung reduzieren. Aber wir können nicht zulassen, dass dabei das Wachstum abgewürgt wird. Wir brauchen eine richtige Balance. Wir werden daher eine interessante Diskussion haben, aber keine leichte. Klar ist: Veränderungen sind nötig.
Die Schuldenregeln sind allerdings in den europäischen Verträgen festgeschrieben. Ich meine auch keine Veränderungen der Verträge, sondern eine Reform der sie begleitenden Regeln. Die Kommission ist nicht dafür zuständig, Vertragsänderungen vorzuschlagen.
Ist es denn realistisch zu erwarten, dass Länder wie Griechenland oder Italien je wieder die Marke von 60 Prozent erreichen? Das Ziel ist klar, aber der Weg dahin ist Gegenstand von Diskussionen. Wir hören uns jetzt erst einmal alle Vorschläge aufmerksam an. Im kommenden Jahr werden wir dann unsere eigene Sicht präsentieren.
Auch die Haushaltsdefizite der Euro-Länder sind derzeit viel größer als die drei Prozent, die eigentlich maximal erlaubt sind. Die Defizitregel steht unter Druck, in der Tat. 2019 lagen die Defizite im Schnitt bei 0,5 Prozent, vergangenes Jahr waren es sieben Prozent. Auch 2021 und 2022 werden sie nicht unter die Drei-Prozent-Marke fallen. Aber mittelfristig ist die Defizitregel eine, die – mit etwas Flexibilität – nicht unerfüllbar ist. Das Problem, wie wir den Schuldenstand reduzieren, ist damit anders gelagert als das Problem der Drei-Prozent-Grenze. Der Anstieg der Haushaltsdefizite ist wahrscheinlich eher temporär, dagegen ist es schwierig, das Schuldenniveau als temporär zu definieren.
Olaf Scholz, der wahrscheinlich nächste deutsche Kanzler, betont, dass sich der Stabilitätspakt in der Krise bewährt habe. Auch andere nordeuropäische Länder argumentieren, die geltenden Regeln böten genug Flexibilität. Können wir uns die Reformdebatte dann nicht sparen? Tatsächlich haben wir in der Krise Flexibilität bewiesen, nicht nur bei den Schuldenregeln, sondern auch bei den Subventionsvorschriften. Das war absolut notwendig. Aber wenn wir auf die nächsten zehn, fünfzehn Jahre vorausschauen, müssen wir darauf achten, dass die Lücke zwischen Zielen und Wirklichkeit nicht zu groß wird. Ich würde es persönlich gern vermeiden, den Rest meiner Amtszeit damit verbringen zu müssen, wegzuschauen und die Realität zu ignorieren. Das würde die Rolle der Kommission schwächen.
Sie widersprechen der Einschätzung von Herrn Scholz also? Ich schätze die Meinung von Herrn Scholz, so wie ich die Meinung aller führenden europäischen Regierungsvertreter schätze. Es ist nicht mein Job, Unterschiede herauszustellen, sondern zu versuchen, einen Konsens zu finden.
Viel Glück: Acht nordeuropäische Länder haben Ihnen schon in einem Brief mitgeteilt, dass sie keine Lockerung der Schuldenregeln hinnehmen wollen. Die Debatte war im EU-Kreis schon immer ziemlich kontrovers. Ich bin daher nicht überrascht, dass es unterschiedliche Positionen gibt, die ich selbstverständlich akzeptiere. Aber ich würde gern verhindern, dass wir eine Lagerbildung innerhalb der Euro-Zone erleben, sondern dass wir offen diskutieren. Wichtig ist, dass wir die Debatte nicht als Fortsetzung der Auseinandersetzungen der vergangenen zehn Jahre sehen.
Sondern? Als das erste Kapitel in einer neuen Geschichte: Die Geschichte unserer Wirtschaft nach der Pandemie, einer Wirtschaft, die durch die Klimatransformation herausgefordert wird. Wenn wir aus dieser Perspektive auf die Debatte blicken, ist es leichter, konstruktiv zu diskutieren. Mein Eindruck ist, dass auch die Minister, die den Brief unterschrieben haben, offen dafür sind, über den erhöhten Investitionsbedarf, eine wachstumsfreundliche Gestaltung des Schuldenabbaus und über eine Vereinfachung der Regeln nachzudenken, vor allem mit Blick auf das Zusammenspiel der EU-Institutionen.
Was konkret schwebt Ihnen hierbei vor? Der Ansatz, den wir beim Wiederaufbaufonds Next Generation EU gewählt haben, hat sich bewährt: Die Mitgliedstaaten machen Reformvorschläge, die dann von der Kommission analysiert und schließlich dem europäischen Rat zur Abstimmung vorgelegt werden.
Paolo Gentiloni
Paolo Gentiloni entstammt einem italienischen Adelsgeschlecht, das ins 13. Jahrhundert zurückreicht. In jungen Jahren war er Maoist, später engagierte er sich bei den Grünen, wechselte dann zu den Liberalen. Inzwischen gehört der 66-Jährige der sozialdemokratischen Partei Partito Democratico (PD) an. Er war in mehrmals Minister in Italien, zuletzt sogar für eineinhalb Jahre italienischer Premier.
Seit Ende 2019 gehört Gentiloni der EU-Kommission an und ist für Wirtschaft, Währungs- und Steuerfragen zuständig. In dieser Rolle wirbt Gentiloni für eine „Balance“ in der Schuldendiskussion: Ein Abbau der Staatsverschuldung sei wichtig, dürfe aber nicht übereilt geschehen.
In der Pandemie hat die EU beschlossen, den Schuldenpakt auszusetzen. Erst 2023 sollen die Regeln wieder gelten. Würde es Sinn ergeben, die Aussetzung weiter zu verlängern, um mehr Zeit für eine Einigung zu haben? Es ist nicht leicht, die Wiederanwendung der Regeln weiter zu verschieben, jedenfalls nicht unter den vorhersehbaren ökonomischen Umständen. Aber wenn wir im kommenden Jahr einen Konsens über die grundlegende Richtung einer Reform erzielen, ohne schon alle Einzelheiten geklärt zu haben, können wir die Zeit mit einer Übergangsphase überbrücken.
Wie schätzen Sie die Rolle der möglichen Berliner Ampelkoalition bei der Kompromissfindung ein? Wird mit ihr eine differenzierte Sicht auf die Schuldendebatte möglich sein? Bisher habe ich ein interessantes zwölfseitiges Sonderungspapier gesehen. Es gibt bisher viele Vorschläge von Experten, jetzt warten wir die Vorschläge der Regierungen ab, etwa, ob sie offen dafür sind, unterschiedliche Arten von Schulden unterschiedlich zu behandeln.
Was halten Sie von der Idee, öffentliche Investitionen aus der Berechnung von Defiziten auszuklammern? Sehen Sie es mir nach, dass ich jetzt sparsam mit eigenen Vorschlägen bin. Klar ist, dass wir den Investitionsbedarf adressieren müssen. Zu den Klimaschutzausgaben könnten wir noch Investitionen in die digitale Transformation oder die soziale Widerstandskraft zählen.
Die Energiepreise sind rasant gestiegen. Befürchten Sie, dass die Konjunkturerholung abgewürgt wird? Wir haben gerade bei der Herbsttagung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank in Washington darüber ausführlich gesprochen, auch im Kreis der G20-Staaten. Die meisten wenngleich nicht alle Experten erwarten, dass der Preisschub vorübergehend ist und wenig mit den notwendigen klimapolitischen Anpassungen zu tun hat, sondern vielmehr das Resultat einer aufgestauten Nachfrage ist. Aber: Wir sollten die Lage nicht unterschätzen.
Was bereitet Ihnen die größten Sorgen? Der Preisschub ist die erste große Hürde auf dem Weg in eine klimaneutrale Wirtschaft. Wie wir mit dieser Hürde umgehen, ist darum entscheidend. Wir sollten gefährdete Haushalte schützen und unsere nationalen Maßnahmen europäisch und global koordinieren. Auf jeden Fall sollten wir sicherstellen, dass die Investitionen in den Übergang zu erneuerbaren Energien nicht infrage gestellt, sondern verstärkt werden.
Ein anderes Thema, das ebenso dringlich ist: Polen übt scharfe Kritik daran, dass die Kommission die Mittel aus dem Wiederaufbaufonds nicht freigibt. Die Regierung spricht von „Erpressung“. Was muss geschehen, damit Polen an sein Geld kommt? Es ist nicht unsere Absicht, irgendwen – entschuldigen Sie die Wortwahl – zu erpressen. Sondern sicherzustellen, dass die vorgeschriebenen Regeln akzeptiert werden. Dazu gehört die Umsetzung der Reformvorschläge, die sich 2019 bei der Überprüfung der wirtschaftlichen Lage der Mitgliedstaaten ergeben hat.
Und auch, dass Polen akzeptiert, dass europäisches über dem nationalen Recht steht? Zunächst ist zu betonen, dass die Europäische Union eine Werte- und Rechtsgemeinschaft ist und dass das Recht in allen Mitgliedstaaten zu achten ist. Der Vorrang des EU-Rechts vor dem nationalen Recht, einschließlich der verfassungsrechtlichen Bestimmungen, ist ein Grundprinzip unserer Rechtsordnung, die wir schützen müssen. Alle Urteile des Europäischen Gerichtshofs sind für alle Organe der Mitgliedstaaten, einschließlich der nationalen Gerichte, verbindlich.
Aber über die rechtsstaatliche Situation in Polen wird innerhalb der Kommission und unter den Mitgliedstaaten separat gesprochen. Bei den Mitteln aus dem Wiederaufbaufonds geht es allein um die ökonomischen Empfehlungen.
Die Fragen stellten Moritz Koch und Korrespondenten weiterer europäischer Wirtschaftsmedien.
7 Kommentare zu "EU-Währungskommissar im Interview: Gentiloni wirbt für Maastricht-Reform: „Wir können nicht zulassen, dass das Wachstum abgewürgt wird“"
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Herr Helmut Metz
- Korrektur -
"Die THEORIE, auf der der Euro und die Gemeinschaftswährung basiert, funktioniert nicht. "
Es sollte hier natürlich heißen: "Die THEORIE, auf der der Euro und die Währungsunion basiert, funktioniert nicht." ;-)
Herr Helmut Metz
- Fortsetzung 2 -
Denn sie können nur durch “Innere Abwertung”, sprich Lohnkürzung und Sozialabbau, an [Wettbewerbsfähigkeit] gewinnen." https://lostineu.eu/der-deutsche-euro-ist-das-problem/ Aber eben nicht nur mit Lohnkürzungen und Sozialabbau, sondern auch mit ungenügenden Investitionen in die Infrastruktur - sei es mit ungenügenden Investitionen in die Infrastruktur des Straßennetzes (wo dann etwa in Italien Brücken einstürzen) oder mit ungenügenden Investitionen in das Gesundheitssystem (siehe jetzt Corona). Deutschland, für den der Euro viel zu schwach ist, profitiert dagegen nur scheinbar: die Exportunternehmen in den PIGS-Ländern hatten nicht den Hauch einer Chance gegen die deutschen Exporteure und wurden ruiniert, aber deshalb ließen die PIGS-Staaten via Target2-Zahlungssystem bei der BuBa "anschreiben", wodurch deren Target2-Saldo explodierte. Wer profitierte dagegen fast exklusiv? Die CEO´s der deutschen Exportunternehmen und deren Aktionäre. Die wollen natürlich weiterhin möglichst keine Konkurrenz..." https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/urteil-zu-anleihekaeufen-schaeuble-sieht-fortbestand-des-euro-durch-ezb-urteil-in-gefahr/25812782.html
Herr Helmut Metz
- Fortsetzung -
Komplett irrsinnig ist insbesondere die sogenannte "Innere Abwertung". In der Krise der Euro-PIGS-Länder konnten diese Länder nicht mit einer eigenen Währung abwerten. Stattdessen hat man sie nach bester Brüning´scher Schule kaputt gespart. In Italien betrifft das etwa die Investitionen in die Infrastruktur allgemein, aber - was nun Corona betrifft - auch Investitionen in die Infratruktur des Gersundheitssystems im speziellen." https://www.handelsblatt.com/meinung/kommentare/kommentar-europas-einheitswaehrung-steht-auf-dem-spiel/25723840.html
und
"Zerlegt man den Euro rein ökonomisch, so muss man nüchtern konstatieren, dass Robert Mundells "OCA-Theorie" ("Theorie optimaler Währugsräume") vollumfänglich gescheitert ist. Insbesondere die sogenannte "Innere Abwertung" mit der den PIGS-Staaten aufoktroyierten Austeritätspolitik (Hallo, Herr Schäuble!!) erweist sich als verheerend: "Doch vergleicht man die Euroländer mit den Nicht-Euroländern in der EU, so kommt man zu einem anderen Ergebnis: Sowohl beim Wachstum als auch bei der Neuverschuldung stehen Briten [mittlerweile bekanntlich Ex-EU; der Kommentator], Polen & Co. besser da. Der Euro ist das Problem, nicht die Union (also die EU)... Die Währungsunion verhindere eine nachhaltige Erholung. Wenn man die [Wettbewerbsfähigkeit] am Leistungsbilanz-Überschuss misst, so haben es Nicht-Euroländer leichter, voran zu kommen – weil sie ihre Währung abwerten und so ihre Exporte steigern können. Für Länder wie Griechenland hingegen ist der Euro eine Falle.
Herr Helmut Metz
Ich würde vorrschlagen, als Allererstes die Großportraits von ROBERT MUNDELL aus den Brüsseler Zimmern und aus den Räumen der EZB restlos zu entfernen. Die THEORIE, auf der der Euro und die Gemeinschaftswährung basiert, funktioniert nicht. Was diese komplett fehlerhafte - ja geradezu irrsinnige (und dann auch noch mit dem Nobelpreis "prämierte" - Theorie bereits angerichtet hat, habe ich hier bereits mehrfach beschrieben:
"Was für Griechenland gilt, trifft ähnlich auch für Italien zu: Italien KANN im Euro nicht abwerten, MÜSSTE es aber unbedingt. Was verantwortungsvollen Ökonomen bereits vor 9 Jahren bewusst war, müssen EU und EZB jetzt umso schmerzhafter erkennen: Robert Mundell´s "Theorie optimaler Währungsräume", auf der Euro und Währungsunion basieren, funktioniert nicht - insbesondere funktioniert die "Innere Abwertung" nicht: https://de.wikipedia.org/wiki/Theorie_optimaler_W%C3%A4hrungsr%C3%A4ume Nahezu eine ganze Generation junger Griechen, Italiener, Spanier wurde durch das Kaputtsparen verheizt. Was für ein Blutzoll! Und wofür? Nur für eine "alternativlose" Ideologie!! Diesen Ländern hilft nur ein Schuldenschnitt und die Rückkehr zu eigenen Währungen, mit denen sie wieder abwerten können. Mundell ist gescheitert - und damit auch die Währungsunion." https://www.handelsblatt.com/meinung/kommentare/kommentar-europas-neuer-krisenfall-die-eu-kann-italien-nicht-retten/24419470.html
und
Die Einheitswährung steht zu Recht auf dem Spiel, da gerade diese Krise jetzt zeigt, dass sie eine komplette Fehlkonstruktion ist. Und sie ist eine komplette Fehlkonstruktion, weil es die Theorie dahinter, nämlich die "Theorie optimaler Währungsräume" von Robert Mundell, selber ist. Und für diese komplette Fehlkonstruktion hat Mundell selbstverständlich auch noch den Wirtschaftsnobelpreis bekommen.
Herr Josef Dietl
"Aber wenn wir auf die nächsten zehn, fünfzehn Jahre vorausschauen, müssen wir darauf achten, dass die Lücke zwischen Zielen und Wirklichkeit nicht zu groß wird."
Das würde ich mir mal in der Klimapolitik wünschen. Energie- und Mobilitätswende werden geplant wie mit Feenstaub.
Wer schließt da die Lücke zwischen Zielen und Wirklichkeit?
Herr Rüdiger Storm
Der Italiener Gentiloni als EU-Kommissar möchte eine weitere Aufweichung der schon jetzt wachsweichen Stabilitätskriterien, Italien ist hoffnungslos überschuldet, und man wundert sich, warum die EU immer mehr an Zustimmung verliert.
Ernsthaft?
Das wurde alles prophezeit im Zuge von Euro und Maastricht-Verträgen, nun triff es langsam ein. Danke!
Herr Hans Schönenberg
Da soll sich der Euro ist endgültig von den "harten" Regeln verabschieden. Ich befürchte: da wir an diversen Stellen und von diversen "Fachleuten" gebohrt, bis es in absehbarer Zeit soweit ist. Ich gehe davon aus, dass die "Väter/Mutter" des Euro das seinerzeit auch so einkalkuliert haben. Nur: mit den "harten" Regeln war der Euro als Gemeinschaftswährung durchsetzbar.
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- Korrektur -
"Die THEORIE, auf der der Euro und die Gemeinschaftswährung basiert, funktioniert nicht. "
Es sollte hier natürlich heißen:
"Die THEORIE, auf der der Euro und die Währungsunion basiert, funktioniert nicht." ;-)
- Fortsetzung 2 -
Denn sie können nur durch “Innere Abwertung”, sprich Lohnkürzung und Sozialabbau, an [Wettbewerbsfähigkeit] gewinnen."
https://lostineu.eu/der-deutsche-euro-ist-das-problem/
Aber eben nicht nur mit Lohnkürzungen und Sozialabbau, sondern auch mit ungenügenden Investitionen in die Infrastruktur - sei es mit ungenügenden Investitionen in die Infrastruktur des Straßennetzes (wo dann etwa in Italien Brücken einstürzen) oder mit ungenügenden Investitionen in das Gesundheitssystem (siehe jetzt Corona).
Deutschland, für den der Euro viel zu schwach ist, profitiert dagegen nur scheinbar: die Exportunternehmen in den PIGS-Ländern hatten nicht den Hauch einer Chance gegen die deutschen Exporteure und wurden ruiniert, aber deshalb ließen die PIGS-Staaten via Target2-Zahlungssystem bei der BuBa "anschreiben", wodurch deren Target2-Saldo explodierte.
Wer profitierte dagegen fast exklusiv? Die CEO´s der deutschen Exportunternehmen und deren Aktionäre. Die wollen natürlich weiterhin möglichst keine Konkurrenz..."
https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/urteil-zu-anleihekaeufen-schaeuble-sieht-fortbestand-des-euro-durch-ezb-urteil-in-gefahr/25812782.html
- Fortsetzung -
Komplett irrsinnig ist insbesondere die sogenannte "Innere Abwertung". In der Krise der Euro-PIGS-Länder konnten diese Länder nicht mit einer eigenen Währung abwerten. Stattdessen hat man sie nach bester Brüning´scher Schule kaputt gespart. In Italien betrifft das etwa die Investitionen in die Infrastruktur allgemein, aber - was nun Corona betrifft - auch Investitionen in die Infratruktur des Gersundheitssystems im speziellen."
https://www.handelsblatt.com/meinung/kommentare/kommentar-europas-einheitswaehrung-steht-auf-dem-spiel/25723840.html
und
"Zerlegt man den Euro rein ökonomisch, so muss man nüchtern konstatieren, dass Robert Mundells "OCA-Theorie" ("Theorie optimaler Währugsräume") vollumfänglich gescheitert ist. Insbesondere die sogenannte "Innere Abwertung" mit der den PIGS-Staaten aufoktroyierten Austeritätspolitik (Hallo, Herr Schäuble!!) erweist sich als verheerend:
"Doch vergleicht man die Euroländer mit den Nicht-Euroländern in der EU, so kommt man zu einem anderen Ergebnis: Sowohl beim Wachstum als auch bei der Neuverschuldung stehen Briten [mittlerweile bekanntlich Ex-EU; der Kommentator], Polen & Co. besser da.
Der Euro ist das Problem, nicht die Union (also die EU)... Die Währungsunion verhindere eine nachhaltige Erholung.
Wenn man die [Wettbewerbsfähigkeit] am Leistungsbilanz-Überschuss misst, so haben es Nicht-Euroländer leichter, voran zu kommen – weil sie ihre Währung abwerten und so ihre Exporte steigern können.
Für Länder wie Griechenland hingegen ist der Euro eine Falle.
Ich würde vorrschlagen, als Allererstes die Großportraits von ROBERT MUNDELL aus den Brüsseler Zimmern und aus den Räumen der EZB restlos zu entfernen.
Die THEORIE, auf der der Euro und die Gemeinschaftswährung basiert, funktioniert nicht.
Was diese komplett fehlerhafte - ja geradezu irrsinnige (und dann auch noch mit dem Nobelpreis "prämierte" - Theorie bereits angerichtet hat, habe ich hier bereits mehrfach beschrieben:
"Was für Griechenland gilt, trifft ähnlich auch für Italien zu: Italien KANN im Euro nicht abwerten, MÜSSTE es aber unbedingt. Was verantwortungsvollen Ökonomen bereits vor 9 Jahren bewusst war, müssen EU und EZB jetzt umso schmerzhafter erkennen: Robert Mundell´s "Theorie optimaler Währungsräume", auf der Euro und Währungsunion basieren, funktioniert nicht - insbesondere funktioniert die "Innere Abwertung" nicht:
https://de.wikipedia.org/wiki/Theorie_optimaler_W%C3%A4hrungsr%C3%A4ume
Nahezu eine ganze Generation junger Griechen, Italiener, Spanier wurde durch das Kaputtsparen verheizt. Was für ein Blutzoll! Und wofür? Nur für eine "alternativlose" Ideologie!!
Diesen Ländern hilft nur ein Schuldenschnitt und die Rückkehr zu eigenen Währungen, mit denen sie wieder abwerten können.
Mundell ist gescheitert - und damit auch die Währungsunion."
https://www.handelsblatt.com/meinung/kommentare/kommentar-europas-neuer-krisenfall-die-eu-kann-italien-nicht-retten/24419470.html
und
Die Einheitswährung steht zu Recht auf dem Spiel, da gerade diese Krise jetzt zeigt, dass sie eine komplette Fehlkonstruktion ist.
Und sie ist eine komplette Fehlkonstruktion, weil es die Theorie dahinter, nämlich die "Theorie optimaler Währungsräume" von Robert Mundell, selber ist. Und für diese komplette Fehlkonstruktion hat Mundell selbstverständlich auch noch den Wirtschaftsnobelpreis bekommen.
"Aber wenn wir auf die nächsten zehn, fünfzehn Jahre vorausschauen, müssen wir darauf achten, dass die Lücke zwischen Zielen und Wirklichkeit nicht zu groß wird."
Das würde ich mir mal in der Klimapolitik wünschen. Energie- und Mobilitätswende werden geplant wie mit Feenstaub.
Wer schließt da die Lücke zwischen Zielen und Wirklichkeit?
Der Italiener Gentiloni als EU-Kommissar möchte eine weitere Aufweichung der schon jetzt wachsweichen Stabilitätskriterien, Italien ist hoffnungslos überschuldet, und man wundert sich, warum die EU immer mehr an Zustimmung verliert.
Ernsthaft?
Das wurde alles prophezeit im Zuge von Euro und Maastricht-Verträgen, nun triff es langsam ein.
Danke!
Da soll sich der Euro ist endgültig von den "harten" Regeln verabschieden. Ich befürchte: da wir an diversen Stellen und von diversen "Fachleuten" gebohrt, bis es in absehbarer Zeit soweit ist. Ich gehe davon aus, dass die "Väter/Mutter" des Euro das seinerzeit auch so einkalkuliert haben. Nur: mit den "harten" Regeln war der Euro als Gemeinschaftswährung durchsetzbar.