Kommunikationsberater Alexander Geiser „Den Wirtschaftslenkern geht es um die Sache“

Alexander Geiser ist Managing Partner bei der Kommunikationsberatung Hering Schuppener.
Herr Geiser, viele Unternehmen rufen zur Europawahl auf und lassen sich dazu kreative Aktionen einfallen. Das ist neu. Früher waren Wirtschaftsvertreter politisch in der Regel sehr zurückhaltend. Woher kommt dieser Wandel?
Das Thema Europa steht bei dieser Wahl unter einem ganz anderen Stern als früher. In der Vergangenheit war es selbstverständlich, proeuropäisch zu sein. Doch jetzt herrscht bei Wirtschaftsvertretern, egal ob im Mittelstand oder in den Konzernen, große Sorge: Wenn sich Europa in eine falsche Richtung entwickelt, würde die Wirtschaft dramatischen Schaden nehmen. Wer da keine Haltung einnimmt, zeigt auch eine Haltung.
Könnte so eine PR-Aktion nicht auch nach hinten losgehen? Es gibt ja genügend Europakritiker – womöglich auch im Kundenkreis.
Die wirtschaftlichen Nachteile, die entstehen, wenn der europäische Binnenmarkt beschädigt wird, sind um ein Vielfaches größer als das, was man womöglich an Antipathien von einzelnen Personen in Kauf nehmen muss, wenn man sich klar positioniert. Das muss man aushalten können.
Steckt hinter den Aktionen wirklich echtes politisches Engagement – oder ist das nur für die Schaufenster?
Die Wirtschaftslenker zeigen nach meinem Eindruck echtes Engagement. Aber ich würde es nicht „politisch“ nennen, denn hier gibt niemand konkrete parteipolitische Wahlempfehlungen. Es geht einzig und allein um die Sache. Diejenigen, die für Europa einstehen, zeigen Flagge. Das ist richtig und wichtig.
Müssten die Unternehmen nicht auch in den sozialen Medien aktiver werden, um junge Leute zu erreichen?
Das ist für viele nicht das natürlichste Kommunikationsmittel. Und vielleicht muss das auch nicht sein, denn die meisten Unternehmen fokussieren ihre Maßnahmen auf die eigenen Mitarbeiter. Das sind immerhin zehn Millionen Menschen in Deutschland, die von einer Quelle auf die Wahlen angesprochen werden, der sie vertrauen.
Herr Geiser, vielen Dank für das Interview.
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