Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Extremwetter Alarmstufe Rot fürs Klima – Weltklimarat warnt in neuem Bericht vor Kontrollverlust

Das Beratergremium rechnet mit häufigeren Extremwetterereignissen. Klimaschützer und Politiker zeigen sich ebenfalls alarmiert – und appellieren an die deutschen Parteien.
09.08.2021 Update: 09.08.2021 - 11:12 Uhr 17 Kommentare
Hitzewellen, die früher alle 50 Jahre vorgekommen seien, werde es künftig alle zehn Jahre geben, sagen die Experten voraus. Quelle: dpa
Waldbrände in Griechenland

Hitzewellen, die früher alle 50 Jahre vorgekommen seien, werde es künftig alle zehn Jahre geben, sagen die Experten voraus.

(Foto: dpa)

Berlin, Genf Dass der UN-Weltklimarat (IPCC) keine Entwarnung geben würde, war schon lange vor der Veröffentlichung des jüngsten IPCC-Berichts am Montag klar. Dass die Autoren aber so unmissverständlich aufzeigen würden, welche katastrophalen Folgen des menschengemachten Klimawandels sich bereits jetzt abzeichnen, überraschte am Ende viele Beobachter.

Denn die Arbeit des IPCC ist ein Politikum ersten Ranges und wird von den knapp 200 IPCC-Mitgliedstaaten eng begleitet. Der Bericht ist also nicht das Produkt einer einzelnen Behörde oder einer wissenschaftlichen Einrichtung mit klarer Agenda.

Gerade weil dem IPCC-Report eine ausgiebige Konsenssuche vorausgegangen ist, klingt das Ergebnis in seiner Eindeutigkeit umso erschreckender: Der IPCC macht deutlich, dass alle Alarmsignale auf „Rot“ stehen.

So ist die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre aktuell höher als zu irgendeinem anderen Zeitpunkt in den letzten 800.000 Jahren. Die Oberflächentemperatur hat so schnell zugelegt wie nie zuvor in den vergangenen 2000 Jahren. Zugleich ist der Meeresspiegel dem Bericht zufolge im vergangenen Jahrhundert schneller angestiegen als in den 3000 Jahren zuvor.

Die Chancen, den globalen Temperaturanstieg unter zwei Grad Celsius gegenüber der vorindustriellen Zeit zu halten und möglichst sogar auf 1,5 Grad zu begrenzen, schwinden dem Bericht zufolge zusehends. Damit steht die Weltgemeinschaft vor dem Scheitern ihrer beim Klimagipfel in Paris 2015 gefassten Beschlüsse. Eine Erwärmung um 1,5 Grad gilt als gerade noch beherrschbar. Mittlerweile sind 1,1 Grad erreicht. 

Das Tief „Bernd“ hat für großes Chaos in Deutschland gesorgt. Quelle: dpa
Nach Starkregen in Deutschland

Das Tief „Bernd“ hat für großes Chaos in Deutschland gesorgt.

(Foto: dpa)

Der Bericht räumt außerdem mit dem Vorurteil auf, die Europäer seien vom Klimawandel und seinen zum Teil dramatischen Folgen weniger betroffen als andere Weltregionen. Dem Bericht zufolge werden die Temperaturen in Europa sogar stärker steigen als im weltweiten Durchschnitt.

Häufigkeit und Intensität von Hitzeextremen haben demnach schon zugenommen und werden weiter zunehmen. Der Niederschlag wird im Winter in Nordeuropa stärker ausfallen, aber im Sommer in der Mittelmeerregion und nördlich davon abnehmen.

Nach Angaben von Astrid Kiendler-Scharr vom Institut für Energie- und Klimaforschung am Forschungszentrum Jülich liegt die mittlere Temperatur in Deutschland bereits jetzt bei 1,6 Grad über dem vorindustriellen Niveau. Die Anzahl heißer Tage sei in Deutschland seit 1951 um fast 200 Prozent gestiegen, ebenso die Anzahl der Tage mit Starkregen. „Mit jedem zehntel Grad Erwärmung steigt das Risiko für Extreme, und die Häufigkeit und Intensität der Extreme nimmt zu“, sagte sie.

„Extremniederschläge und dadurch verursachte Überschwemmungen werden nach den Projektionen in allen Regionen außer dem Mittelmeer zunehmen, wenn die Erderwärmung über 1,5 Grad hinausgeht“, heißt es in dem IPCC-Bericht mit Blick auf Europa.

Unabhängig von allen künftigen Klimaschutzmaßnahmen werde der Meeresspiegel an den Küsten Europas mindestens so schnell ansteigen wie im globalen Mittel – auch über das Jahr 2100 hinaus. Eine Ausnahme gibt es lediglich für die Ostsee. Flutereignisse an den Küsten werden zunehmen, Sandstrände im 21. Jahrhundert zunehmend schwinden. Gletscher werden sich deutlich zurückziehen, bislang ganzjährig gefrorener Boden wird auftauen, die Ausdehnung der Schneedecke sinken. Die Schneefallsaison in höheren Lagen wird kürzer ausfallen.

Klimaschutzorganisationen in Deutschland werteten den Bericht als Weckruf für die Politik und forderten von den Parteien, sich im Bundestagswahlkampf klarer zu einem ambitionierten Klimaschutz zu bekennen.

„Lauter als im neuen Bericht des Weltklimarats kann die Wissenschaft nicht mehr warnen. Wir müssen dringend handeln, ein weiteres Zögern werden wir uns selbst nicht mehr verzeihen können, ganz zu schweigen von unseren Kindern“, sagte Christoph Heinrich, Vorstand Naturschutz beim Umweltverband WWF Deutschland. Die Bundestagswahl im September müsse „eine Wahl für den Schutz unseres Klimas, der Biodiversität und somit letztlich für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen sein“, sagte Heinrich.

„Der Bericht zeigt so umfassend und klar wie nie zuvor, dass sich das Fenster zum Einhalten des 1,5-Grad-Limits schnell schließt“, sagte Rixa Schwarz, Leiterin des Teams Internationale Klimapolitik bei der Umweltorganisation Germanwatch.

„Die Instrumente, um das 1,5-Grad-Limit noch einzuhalten, sind verfügbar. Wenn jedoch die globalen Emissionen nicht in den nächsten Jahren zügig und nachhaltig sinken, werden wir das Limit reißen. Es muss gelingen, die globalen Emissionen in den kommenden zehn Jahren nahezu um die Hälfte zu reduzieren“, sagte Schwarz.

Dies sei – nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Flutkatastrophen in Teilen Deutschlands und der verheerenden Waldbrände in großen Teilen der Mittelmeerregion – auch ein dringender Appell an die Parteien im laufenden Wahlkampf.

Weltklimarat stellt neuen Bericht zur Erderwärmung vor

Nicht nur Ökoverbände, auch Wirtschaftslobbyisten mahnen zum Handeln. „Die dramatischen Ergebnisse des IPCC-Weltklimaberichts machen noch einmal deutlich, wie wichtig es ist, bis spätestens 2050 weltweit Klimaneutralität zu erreichen“, sagte Kerstin Andreae, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). „Hierfür brauchen wir in der Klimapolitik dringend mehr Tempo.“

Vor allen Dingen, so Andreae, müssten nun die Fesseln beim Ausbau der erneuerbaren Energien gelöst werden: „Ohne grüne Energie gibt es keine Klimaneutralität.“ Wichtig sei daher, dass die neue Bundesregierung zentrale Klimaentscheidungen bereits im ersten halben Jahr nach Amtsantritt umsetze, um die notwendige Dynamik auszulösen. Hierzu gehöre, Planungs- und Genehmigungsverfahren zu beschleunigen, Flächen bereitzustellen und den Artenschutz neu zu organisieren.

Mehr: Studie sieht Anzeichen für Zusammenbruch von Atlantik-Strömung

Startseite
Mehr zu: Extremwetter - Alarmstufe Rot fürs Klima – Weltklimarat warnt in neuem Bericht vor Kontrollverlust
17 Kommentare zu "Extremwetter: Alarmstufe Rot fürs Klima – Weltklimarat warnt in neuem Bericht vor Kontrollverlust"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Diese Warnung vor Wetterextremen und daraus folgenden Katastrophen besteht bereits seit über 20Jahren und wurde zuletzt auch auf dem letzten WEF in Davos im Januar 2020 stark verkündet. Wir müssen Umdenken und UMRÜSTEN. Die innovative Neutrino-Technologie wird eine grüne, weltweite Ära der Energienutzung ankurbeln. Der einstige BundesVerkehrsminister a.D., Prof. KRAUSE veröffentlichte dazu kürzlich: "Das ewige Licht - Der Beginn eines neuen Zeitalters" Er begründet eindringlich, die günstigste und sauberste Variante der Energienutzung basiert auf Neutrino Technologie. Eine mobile und dezentrale Energienutzung über die Neutrinovoltaic kann jetzt möglich werden, denn sie wird die Photovoltaik ergänzen und ablösen, denn sie kann auch in vollkommener Dunkelheit Energie wandeln. Die Patente der Berliner Neutrino Energy Group sind bereit. Die Einführung der Neutrinovoltaik zur Gewinnung von elektrischem Strom unter dem Einfluss verschiedener elektromagnetischer Strahlung, einschließlich hochenergetischer kosmischer Neutrinos basiert auf neueste Forschungsergebnisse. Die auf Neutrinovoltaik-Technologie basierenden DC-Neutrinoquellen sind sehr kompakt und wetterunabhängig, erzeugen in einem Grundmodus 24h x 365 Tage Strom und können in Gerätegehäuse oder sogar in Elektroautos eingebaut werden. Mobile, dezentrale Haushaltsenergie und unendliche Reichweite für die Elektromobilität. Die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften hatte bereits im Januar 2021 in einer von Daimler Benz beauftragten Studie die Effizienz der Technologie und die im Patent deklarierten Eigenschaften der "Neutrino-Voltaik" bestätigt. Allerdings wird die Neutrino Energy Group keine Mehrheitsaktien an religiöse und politisch agierende Regierungen oder Käufer veräussern, damit weltweit in Unabhängigkeit von alten Mächten die Märkte wachsen.

  • Die "Spezialisten" der UNO sind erfahrungsgemaess die mit der schlechtesten Qualifikation.
    Klimaaenderungen haben lange vor der Industrialisierung stattgefunden und werden auch
    weiter stattfinden. Ich stelle das "menschengemacht" weiterhin in Zweifel. In Zweifel das
    heisst nicht, dass es dies nicht gaebe, aber ich halte es nicht fuer bewiesen.
    Unabhaengig davon sollten wir natuerlich nachhaltig handeln - sparsamer Umgang mit
    Rohstoffen, Energie sparen, Luft rein halten. Und wir duerfen uns das etwas kosten lassen
    und dabei die Verursacher zur Kasse bitten. Aber wir sollten uns nicht einbilden, dass dies
    eine Klima - sprich - Temperaturverbesserung garantiert. Wir sollten uns darauf einstellen, dass die Erwaermung sich fortsetzen wird und Massnahmen zur Schadens-
    begrenzung treffen.

  • Extreme Hochwasser hat es im Ahrtal auch schon 1804 und 1910 sowie
    nachweislich in 1348 gegeben. Keiner in der Politik will vor den anstehenden
    Bundestagswahlen gegen die irrsinnige Panikmache der Umweltlobby opponieren.
    Panik war schon Frau Merkels Ausstieg aus der deutschen Kernenergie und so wird
    es weitergehen. Auch China will die Kohlendioxid-Emissionen reduzieren, aber ohne
    übereilte Maßnahmen, wie wir es immer wieder tun. So ist eben das deutsche Wesen.

  • Das ist doch wieder ein guter Grund, um die Steuern und Abgaben, im Land mit einer der höchsten Steuern- und Abgabelast überhaupt, noch weiter zu erhöhen. Jeder will schließlich das Weltklima retten, oder?

  • Naja, das Problem mit den "bösen Autos" bekommen wir ja "ganz einfach" gelöst, indem wir alle nur noch Elektrofahrzeuge kaufen und fahren. Wie gesagt, ganz einfach und weg ist das Problem. Sagen und denken unsere Politiker...

  • Zum Anfang etwas Ironie: Wachset und mehret euch und machet euch die Welt untertan, ganz christlich, oder? Fast alle religiösen Märchenwelten predigen gleiches, d.h. starken Unfug. Viel Freude bei der stark wachsenden Weltbevölkerung. Zurück zum Ernst der Lage. "Klimaschutz" wird viel viel Geld kosten. Erstens für die Schäden die unvermeidlich entstehen. Zweitens für die Vermeidung weiterer Schäden, d.h. der Bau von Dämmen, Bewässerungsanlagen - wird besonders teuer. Drittens für Aktivitäten, die Europa in anderen Ländern unterstützen, d.h. bezahlen wird müssen, um Geld am effektivsten einzusetzen. Jeder Euro sollte am effektivsten eingesetzt werden. Woher bitte soll all das Geld kommen? Es wird nur durch Geldschöpfung aller Zentralbanken erfolgen können. Da es in Infrastruktur fließen wird, ist Inflation zu vernachlässigen. Nun sollten sich endlich mal auch die Konservativen damit beschäftigen, wie man den konkreten Einsatz von Schöpfgeld vollziehen will. Man kann das nicht den Linken überlassen, denn die würden schnell Freibier für jeden ausloben. Auf strenge Effizienz ist zu achten, d.h. wie man das Schöpfgeld so streng einsetzt, dass es quietscht.

  • In den letzten 40 Jahren hat sich der weltweite PKW-Bestand vervierfacht. Natürlich hat dies Auswirkungen auf die Umwelt. Auswirkungen auf Luft, Versiegelung von Böden, Verbrauch von Rohstoffen. Wer will das leugnen?

    Natürlich kann man diese Themen nur weltweit angehen. Aber wollen Länder mit den höchsten Fahrzeugbeständen pro Einwohner (bspw. Deutschland) andere Länder wie China mi viel niedrigeren Fahrzeugzahlen pro Einwohner maßregeln? Natürlich sind die Industrieländer in der Pflicht die größeren Schritte zu gehen.

  • Erschütternd wie viel Blödsinn hier kommentiert wird.

  • "Alarmstufe Rot fürs Klima"
    hört sich nach Alarmismus an - steckt sogar schon im Wort.....
    "Weltklimarat warnt in neuem Bericht vor Kontrollverlust"
    hat also der Weltklimarat bis heute das Wetter kontrolliert, so dass er bald unter Kontrollverlust leidet? oder hat der Mensch das Klima kontrolliert? Wer, bitte schön, hat das Wetter kontrolliert, so dass er bald unter Kontrollverlust leiden könnte?

  • Das, was da jetzt verlautbart wird, ist nicht neu. Das Gezetere der Politik ebenfalls nicht.
    Alle Industristaaten buttern tausende von Milliarden in nicht gut gehende Wirtschaft (z.B. wegen Corona), wohlwissend, dass das niemand mehr rück- bzw. bezahlen kann. Hauptargument: Arbeitsplätze, die, zugegeben, morgen verloren gehen können.
    Beim Klima soll man jetzt also seine Lebensweise ändern, und Wohlstand zur Verfügung stehen, für Konseqenzen, die erst in Jahrzehnten oder auch nie eintreten werden. Glaubt jemand ernsthaft, dass das in ausreichendem Masse geschehen wird? Ich nicht. Da kann man warnen und zetern wie man will.
    Man schafft es ja noch nicht einmal, Kriege zu verhindern, trotz Sicherheitsrat. Was gefährdet die Welt mehr: Kriege (mit hundertausenden Toten) heute oder Klima (mit wieviel Toten heute)?

Alle Kommentare lesen
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%