Fans in Südosteuropa: Putin als Vorbild für „gelenkte Demokratie“
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Fans in SüdosteuropaPutin als Vorbild für „gelenkte Demokratie“
Mitten in der Eiszeit zwischen dem Westen und Russland kommt Präsident Wladimir Putin nach Slowenien. Er ist in vielen Ländern in Südosteuropa ein Politstar und oft sogar Vorbild.
30.07.2016 - 16:09 Uhr
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Vladimir Putin
Starker Staatseinfluss in der Wirtschaft, Kontrolle der Medien, Kampf gegen Kritiker in Nichtregierungsorganisationen. In manchen Ländern Südosteuropas sind Putins Strategien tatsächlich salonfähig.
Belgrad Der Besuch von Russlands Präsident Wladimir Putin in Slowenien wird wegen der Spannungen mit dem Westen misstrauisch beäugt. Obwohl der Anlass für die kurze Visite am Samstag das Gedenken an den Tod von 300 russischen Kriegsgefangenen vor 100 Jahren ist, begleiten ihn doch viel größere Hoffnungen: „Slowenien könnte eine wichtige Rolle beim Neustart der Geschäftskooperation zwischen Russland und der EU spielen“, schreibt die wichtigste heimische Zeitung „Delo“ – und hofft auf ein Ende der westlichen Sanktionen gegen Moskau wegen seiner imperialen Außenpolitik.
Vorsorglich hat Staatschef Borut Pahor als Gastgeber die EU- und Nato-Partner gebeten, den Besuch in dem kleinen Alpen-Adria-Land nicht als „Messer in den Rücken“ dieser beiden Allianzen zu interpretieren. Es gehe schließlich nur um ein „historisches Gedenken“. Doch „Delo“ macht beinahe trotzig Hoffnung auf Größeres. Schließlich „ist und bleibt“ Russland der wichtigste strategische Wirtschaftspartner außerhalb der EU.
Russland grenzt an Nordkorea, China, die Mongolei, Kasachstan, Aserbaidschan, Georgien, Polen, Weißrussland, Lettland, Estland, Finnland, Norwegen und die Ukraine.
Das Christentum ist in Russland am weitesten verbreitet. Ein großer Teil der Bevölkerung ist russisch-orthodoxen Glaubens.
Bedingt durch den Ölpreisverfall und Sanktionen des Westens verlor der russische Rubel 2014 und 2015 stark an Wert. Im Frühjahr 2016 konnte sich der Rubel-Kurs leicht stabilisieren.
Während die gemeinsame „slawische Verbundenheit“ beider Völker hier noch etwas schüchtern als Rechtfertigung für das Hofieren des sonst so kritisierten Moskauer Spitzenpolitikers herhalten muss, wird dessen Bewunderung von einigen Staatschefs in der Nachbarschaft offen gepflegt. Ungarns Regierungschef Viktor Orban hatte bei seinem Konzept der „illiberalen Demokratie“ seit dem Jahr 2012 ausdrücklich sein Vorbild Putin erwähnt. Dass Russland das aus sowjetischer Fertigung stammende Kernkraftwerk Paks südlich von Budapest um zwei Blöcke erweitern und dafür zehn Milliarden Euro Kredite locker machen will, ist da nur folgerichtig.
Super-Putin rockt die Russen
Das Putin-Handy
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Manche schmücken ihre Handyhülle mit Glitzer, Bildern von Dumbo oder auch einem persönlichen Foto. Hauptsache süß oder lustig. „Da pass ich gut rein“, muss sich der russische Präsident Wladimir Putin gedacht haben und hat sich prompt selbst als Hülle vervielfältigen lassen.
Wer schon immer mal einen Präsidenten in der Pfeife rauchen wollte – mit Wladimir Putin kann man die Pfeife (oder die Zigarette) wenigstens anzünden. Vielleicht als Vorstufe zum Putin-Tabak.
(Foto: AP)
Putin-Kaffeekopf
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Am Tag werden weltweit rund zweieinhalb Milliarden Tassen Kaffee getrunken. Wie viele davon schon zu Bruch gegangen sind, weil sich jemand erschreckt hat, dass ihn sein Kaffee mit dem Gesicht eines Diktators angeglotzt hat – das steht in keiner Statistik.
Charmant zwinkert Putin in der Shoppingmall den Besuchern zu. „Kommt rein in diesen Laden“, scheint er zu sagen. „Ich weiß, was ihr kaufen wollt. Ihr könnt mir voll und ganz vertrauen.“
Dabei wissen wir doch eigentlich spätestens seit dem Dschungelbuch, dass auf den Satz „Vertrau mir“ niemals etwas Gutes folgt. Dann endet man nämlich ehe man sich versieht...
...als Putin-Werbefläche. Und zwar verschwitzt, ausgepowert und mit abgerissenen Ärmeln.
(Foto: AP)
Putin-Preis
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Aber ohne Geld. Denn wenn man schon die Ehre hat, Litfaßsäule auf Beinen für den russischen Präsidenten zu spielen – dann kann man da ruhig selbst ein bisschen was für springen lassen.
(Foto: Imago)
Auch der seit zehn Jahren in Mazedonien immer autoritärer regierende Nikola Gruevski ist ein bekennender Putin-Fan. Im Gegenzug sprang ihm in diesem Monat das russische Außenministerium gegen den Dauerprotest seiner Kritiker bei. Die Anti-Gruevski-Kräfte würden von den USA und der EU unterstützt, wodurch „auf dem Balkan eine Praxis der unverschämten Einmischung in innere Angelegenheiten begonnen hat“, schimpfte die russische Ministeriumssprecherin Maria Sacharowa.
Beim südlichen Nachbarn Griechenland ist die Geschichte der Beziehungen zum traditionellen Freund Russland von vielen Enttäuschungen gepflastert. Die Seelenverwandtschaft auch über die gemeinsame orthodoxe Religion stammt noch aus der Zeit der Besetzung Griechenlands durch das Osmanische Reich im 19. Jahrhundert. Nach dem Zweiten Weltkrieg fühlte man sich im Bürgerkrieg (1947-49) im Stich gelassen, als die Sowjetunion aus geopolitischen Gründen ihre Unterstützung der Kommunisten einstellte.