„Abzuwarten bleibt nun das Ergebnis der Parlamentswahlen im Juni. Macron kann nicht wie andere Präsidentschaftskandidaten auf die Unterstützung einer etablierten Partei zurückgreifen, auch wenn seine 'En Marche'-Bewegung in der letzten Zeit Unterstützer dazugewonnen hat. Im schlimmsten Fall droht Macron die 'Cohabitation' – das heißt, er müsste ohne eigene Mehrheit im Parlament regieren. Ernstzunehmende Reformen wären dann schwer umsetzbar.“
„An den Finanzmärkten dürfte der Sieg von Emmanuel Macron für Erleichterung sorgen. Trotz der klaren Umfrageergebnisse zugunsten von Macron saß der Stachel des Brexit-Votums und der Ausgang der US-Präsidentschaftswahl noch tief. Ein gewisses Unwohlsein war deshalb vorhanden. Der Euro könnte noch leicht profitieren, da nun Spekulationen auf eine Ende der ultra-lockeren EZB-Geldpolitik zunehmen werden. Doch gerade hierbei ist Obacht angesagt. Die Inflationsraten im gemeinsamen Währungsraum werden noch über längere Zeit hinter den EZB-Vorgaben zurück bleiben. Grund für eine raschen geldpolitischen Kurswechsel besteht aus diesem Blickwinkel nicht. Die US-Notenbank bleibt derweil bei ihren moderaten Zinserhöhungen. Die transatlantische Zinsdifferenz spricht deshalb auf Sicht der kommenden Wochen für einen festeren US-Dollar. Daran ändert auch der Wahlsieg von Emmanuel Macron nichts.“
„Mit dem Sieg von Emmanuel Macron ist die Gefahr einer tiefen politischen und ökonomischen Krise für Frankreich und die gesamte EU abgewendet. Nun steht der Präsident vor der schwierigen Aufgabe, Frankreich zu reformieren, um die wirtschaftlichen Probleme des Landes zu überwinden. Wenn ihm das gelingt, wird ganz Europa davon profitieren.
Für Deutschland wird Emmanuel Macron ein herausfordernder, aber konstruktiver Partner sein. Für die europäische Währungsunion wünscht Macron sich mehr Gemeinschaftshaftung und mehr Umverteilung. Es ist wichtig, dass Deutschland eigene Konzepte zur Weiterentwicklung der Euro-Zone entwickelt, um für die anstehenden Gespräche vorbereitet zu sein.“
„Macron hat wie erwartet einen Erdrutschsieg gegen Le Pen erzielt. Aber es gab viel mehr Nichtwähler oder leere Wahlzettel als in der ersten Runde, was darauf hindeutet, dass ein großer Teil der französischen Wähler nicht mit den Projekten von Macron einverstanden war.
Die politische Lage in Frankreich ist noch nie so zersplittert gewesen. Ziel von Marcron wird es sein, eine Mehrheit bei der Wahl zur Nationalversammlung im Juni zu gewinnen. Das liegt sicherlich nicht außer Reichweite, betrachtet man die Spaltung innerhalb der Mitte-Rechts-Partei.“
„Entscheidend für die zukünftige Entwicklung in Europa wird vor allem sein, inwiefern es Emmanuel Macron gelingt, die Wirtschaft in Frankreich wieder in Gang zu bringen. In den vergangenen Jahren ist die wirtschaftliche Entwicklung in Frankreich der in Europa hinterhergelaufen. Hier kann Macron ansetzen, indem er die dringend notwendigen Strukturreformen in Frankreich voranbringt. Sein Programm sieht vor, die Staatsquote zu reduzieren, Unternehmenssteuern zu senken und die Arbeitsmärkte flexibler zu gestalten.
Von der wirtschaftlichen Erholung Frankreichs und einem starken Partner können Deutschland und Europa nur profitieren. Ausschlaggebend dafür wird aber sein, wie die Wahl zur französischen Nationalversammlung im Juni ausgehen wird und ob Emmanuel Macron eine stabile Mehrheit für seine Pläne findet.“
„Das war eine Schicksalswahl für Europa. Die Franzosen haben für Europa und die Vernunft gestimmt. Es gibt keine bessere Nachricht für Deutschland: Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Emmanuel Macron. Wir haben die große Hoffnung, dass er die nötigen Reformen macht und die Weichen stellt für eine positive Entwicklung: für die Menschen, für die Wirtschaft und für Europa.
Für Europa heißt das, dass man sich jetzt an die Arbeit machen muss. Dass die rechtsextreme Marine Le Pen in die Stichwahl gelangt ist, war ein Warnsignal. Wir können nicht weitermachen wie bisher. Der Wahlausgang ist ein klarer Auftrag, die europäische Zusammenarbeit zu erneuern und zu vertiefen.“
„Jetzt herrscht in Brüssel, Berlin und anderen Hauptstädten verständlicherweise Erleichterung. Auch ich freue mich. Aber nach der Wahl ist vor der Wahl. Macron wird bei den Parlamentswahlen im Juni kaum eine absolute Mehrheit erringen. Das spricht - zusammen mit seinem zögerlichen Programm - gegen eine beherzte Reformpolitik in Frankreich. Diese aber braucht das Land dringend. Außerdem stehen spätestens im Mai 2018 Parlamentswahlen in Italien an, wo das Lager der Links- und Rechtspopulisten ähnlich stark ist wie in Frankreich. Der Euro-Raum kommt nicht zur Ruhe.
Bislang haben es die Gegner einer Mitgliedschaft in der Währungsunion in keinem Land an die Regierung geschafft. Aber die EU darf sich nicht nur von Wahl zu Wahl hangeln. Europa braucht endlich eine gemeinsame Vision für solide Staatsfinanzen, die aber auch mit einem französischen Präsidenten Macron nicht in Sicht ist. Schließlich ist er für gemeinsame Anleihen, die die Bundesregierung zurecht ablehnt.“
„Dies ist ein guter Tag für Frankreich, für Deutschland und für ganz Europa. Mit Emmanuel Macron hat Frankreich nun einen Präsidenten, der die besten Voraussetzungen mitbringt, um die Wirtschaft Frankreichs zu erneuern und Europa zu reformieren.
Macron steht vor ähnlich großen Herausforderungen wie Gerhard Schröder als Bundeskanzler vor 15 Jahren. Er muss harte Wirtschaftsreformen anstoßen und einen Mentalitätswandel herbeiführen, aber auch über 40 Prozent der Wählerinnen und Wähler mitnehmen, die in der ersten Wahlrunde für links- oder rechtsextreme Kandidaten gestimmt haben und alle die, die sich enthalten haben.
Die Bundesregierung muss sich offener gegenüber gerechtfertigter Kritik aus Europa und Frankreich zeigen. Macron hat wiederholt die Bundesregierung für ihre Wirtschaftspolitik - die Investitionsschwäche, der Handelsüberschuss und die restriktive Finanzpolitik - kritisiert. Die Bundesregierung sollte diese Kritik konstruktiv annehmen und daran arbeiten, für das Wohl Europas als Ganzes und im Eigeninteresse ihren Beitrag dafür zu leisten, dass sich die wirtschaftlichen Ungleichgewichte in Europa zurückbilden.“
„Das war der erwartete klare – und ich meine auch verdiente – Erfolg für Macron. Ich rechne mit einem guten Abschneiden von En Marche! auch bei der Parlamentswahl. Macron's wirtschaftspolitischen Pläne werden Frankreich voranbringen, wenn er sie umsetzen kann. Nach fünf mehr oder weniger verlorenen Jahren darf Frankreich diese Chance nicht vergeigen, sonst werden die Extremisten noch stärker.“
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Nachtrag zu meinem Kommentar von 14:08 Uhr:
Es kann und darf heute, im digitalen Zeitalter, nicht mehr sein, dass politische Entscheidungen, die alle Bürger betreffen von einigen wenigen „Vertretern“ getroffen werden, die dabei zu allem Überfluss auch noch von einem wahren Lobbyistenauftrieb massivst unter Druck gesetzt werden.
Es müssen endlich die nötige Infrastruktur und die nötigen Institutionen geschaffen werden, die es den Bürgern ermöglichen, alle Angelegenheiten von öffentlichem Interesse s e l b s t untereinander zu regeln. Was natürlich, um die Bürger in die Lage zu versetzen, innerhalb einer solchen digitalen Demokratieinfrastruktur Entscheidungen zu treffen, zuverlässige, ihrerseits demokratisch legitimierte (und somit zwangsläufig transparente) Informationsquellen voraussetzt.
Die Freiheit, selbst entscheiden zu dürfen, ist nun mal unabdingbar mit der Übernahme der Verantwortung für die getroffenen Entscheidungen verbunden. Dies gilt jedenfalls für alle erwachsenen Menschen, die im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte sind.
@Herr Vinci Queri, 08.05.2017, 16:39 Uhr
Ihre Quelle: http://www.anonymousnews.ru ("ru" steht für "Russland). Alles klar.
http://www.anonymousnews.ru/2017/05/07/gigantischer-leak-ueber-macron-waffenhandel-drogen-schwarzgeld-medien-schweigen/
@Frau Nelly Sachse, 08.05.2017, 12:21 Uhr
Macron hat schon oft gesagt, dass die EU mit den derzeitigen verkrusteten Strukturen keine Zukunft mehr hat. Es geht also darum, sie mithilfe echter Bürgerdemokratie zu "revitalisieren", um dieses - an sich absolut sinnvolle - Projekt zukunftsfähig zu machen.
"Trumpscher Populismus hat Höhepunkt überschritten!" ... dieser Satz ist Populismus. Aber zu den Franzosen. Sie haben diesen Mann gewählt, weil sie genau wissen, dass dann alles so bleibt, wie bisher. Die Deutschen zahlen und die Franzosen machen keine Reformen und wenn, dann nur „Reformen“ in Europa und diese noch mehr zum Vorteil eines schönen Lebens in Frankreich.
Schon wieder wird - laut Schlagzeile - Europa mit EU gleichgesetzt. Europa braucht
niemand zu retten, die Länder bestehen wie eh und je und arbeiten gut zusammen.
Das Gebilde EU in Brüssel ist etwas völlig anderes. Macron hat also den Hintern der
dortigen nichtsnutzigen, überbezahlten, demokratisch nicht legitimierten Beamten gerettet. Die Gleichsetzung von EU und Europa hat Methode. Ist raffiniert. Ist Absicht.
Und die Medien machen mit.
Ich meine, wer zahlt?
Ein Fünftel der jungen Meschen in Deutschland ist nicht Ausbildungsfähig bzw. -willig. So manche Partei wäre froh, wenn sie soviel Stimmen und Zuspruch aus der Bevölkerung hätten.
Der Bevölkerung mutet man durch die falsche Migrationpolitik -und das schon seit Jahrzehnten- das u.v.m. zu.
Die Verschuldung stieg von 1970 von rund 800 Euro auf nunmehr 22.000 pro Kopf.
Schuldenabbau gleich Fehlanzeige. Dank der EZB in den südlichen Ländern schon lange ein Fremwort.
Gleichzeitig stieg das Durchschnittsalter von 34 auf nun 44 Jahre.
Wenn heute schon eine Fünftel Bares von der Wiege bis zur Bahre aus dem Geldsäckl brauchen, darf man nur noch über die Zukunft von Europa und Deutschland spekulieren.
Klar, unsere junge Generation wird es im neuen Zeitalter der Industrie 4.0 richten und das Bare aufbringen. Und für die sog. Babyboomer auch, wenn auch nur noch befristet.
Und wer kommt für Deutschland auf?
"Macron rettet Europa – und verzichtet auf Euphorie"
Es geht Macron eben aller Wahrscheinlichkeit nach nicht um die Macht selbst, sondern darum, mit ihrer Hilfe etwas in die richtige Richtung bewegen zu können.
Angesichts der Komplexität dieser bevorstehenden Mammutaufgabe (die ein einzelner Mensch ohne tatkräftige Unterstützung niemals bewältigen kann) ist dies nur logisch: Für Euphorie ist da weder Platz noch Zeit.
Alors, en marche (frei übersetzt: "Also, los gezz").
Wünsche uns allen viel Glück und Erfolg dabei.
@ Herr Tirk Nüller08.05.2017, 11:11 Uhr
weitere Diskussionen erübrigen sich.