Gemeinsame Staatsanleihen aller Euro-Länder, die von einer noch zu gründenden europäischen Schuldenagentur zur Versteigerung angeboten würden. Bisher begibt jedes Land ausschließlich eigene Anleihen - mit der Konsequenz, dass hoch verschuldete Staaten teils extrem hohe Zinsen zahlen müssen. Geraten sie in den Fokus der nervösen Märkte, steigen die Zinsen sogar noch höher. Staaten mit glänzender Bonität wie Deutschland oder Österreich kommen dagegen günstig an frisches Geld.
Pleitekandidaten stünden nicht mehr wie bisher weitgehend allein gegen die Macht von Finanzmärkte und Spekulanten: Mit Hilfe der Eurobonds könnten sie sich wieder zu moderaten Konditionen Kredite besorgen - schließen sind die solideren Staaten ja bei jeder einzelnen Anleihe mit im Boot. Allerdings würde ein anderer Teil der Schulden nach wie vor zu nationalen Zinssätzen verzinst werden - mindestens 40 Prozent müssten dies sein, fordert etwa Grünen-Chef Cem Özdemir.
Dass eine gemeinsame Haftung für Schulden ein tatkräftiges Sanieren und Sparen für Athen, Lissabon & Co noch unattraktiver machen könnte - nach dem Motto: Die Reichen werden schon zahlen. Dies befürchtet etwa Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU). Außerdem würden dann - so formulieren es die Eurobond-Gegner - deutsche Steuerzahler für Schulden derer mithaften, die zuvor über ihre Verhältnisse gelebt haben. Befürworter wie Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker versichern deshalb, parallel solle ein Anreizsystem für verschuldete Euroländer geschaffen werden, das strikte Haushaltsdisziplin belohne.
In Deutschland zwischen Schwarz-Gelb und Rot-Grün. In Europa - stark vereinfacht - zwischen Staaten mit AAA-Bonität und dem Rest. In Brüssel hat sich neben Juncker auch EU-Währungskommissar Olli Rehn für Eurobonds ausgesprochen. Die führenden Wirtschaftswissenschaftler in Deutschland sind uneins. Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger beispielsweise ist für diese Lösung, ifo-Chefvolkswirt Kai Carstensen spricht von einer „hanebüchenen Idee“.
Das ist höchst umstritten. Kai Carstensen etwa kalkuliert, dass Deutschland einen deutlichen Zinsaufschlag von 2,3 Prozentpunkten zahlen müsste. Unter dem Strich entspräche dies jährlichen Mehrkosten von gut 47 Milliarden Euro, errechnete er für die „Welt am Sonntag“. Eurobonds-Befürworten meinen dagegen: Staatspleiten und ein Auseinanderbrechen der Eurozone kämen für Deutschland teurer als die gemeinsamen Bonds.
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Es wird zuwenig über die Auswirkung won EBs im "wirklichen Leben" nachgedacht, will sagen über die Staats- und Banken finanzen hinaus. Ich hatte das schonmal in meinem früheren Kommentar (ziemlich oben) versucht: 2,3 Prozentpunkte höheres Zinsniveau bewirken über die (privaten!) Finanzierungskosten rd. 50 Prozent Mieterköhung. - Vielleicht auch ein "Problemchen?".
Das gilt natürlich nicht nur für den Immobilienmarkt, sondern ist fast verhindernd für _jede_ Investition.
Es ist wohl keine Übertreibung, für den (hoffentlich nur hypothetischen) Fall _vollständiger_ Umwandlung aller Staatanleihen in EBs den ebenso vollständigen Zusammenbruch unserer Wirtschaft zu erwarten.
Wenn man weiß welchen Stallgeruch die Ratgeber haben, dann weiß man auch den Zweck der Ratschläge und braucht nicht unbedingt alle Details zu wissen!! Trifft fast immer zu.
Ob sich Hickel mal gefragt hat, warum Ggeorge Soros seit zwei Jahren so vehement für Eurononds trommelt? Hier nur eine Augustauswahl
http://www.handelsblatt.com/politik/international/halbherziges-europa/4492748.html?p4492748=all
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,780338,00.html
Vermutlich, weil ihm Euro und EU so sehr am Herzen liegen, wie hier zu lesen ist
http://www.faz.net/artikel/C30563/montag-8-februar-geheimtreffen-der-hedge-fonds-30252007.html
Meine Einschränkungen - die Anderen durch das Übernehmen von DRITTEN - und - eine eigene Erfahrungswelt zu haben um die Fakten selektieren zu können - , wohl übersehen. Wie hoch jeweils der % Satz ist kann man ohne Kenntnis der Personen nicht einschätzen. Bei der Medienpräsenz wird das Denken immer weniger, eigenes Denken ist kompliziert und mit Mühe verbunden, da liegt das Problem.
Mit den Dichtern und Denkern habe ich so meine Probleme, wenn man sich ihre Lebensläufe mal genau betrachtet.
Danke Alfons-Alias und Diamant für diese Aufklärungsversuche. Wir Deutsche sind halt doch ein Volk von Dichtern und Denkern. Nur, warum denken 99% der Kommentatoren hier das Gleiche? Wer schreibt da von wem ab? Aber egal, bei soviel Selbst-Bildung ist mir um die deutsche Zukunft nicht bange.
"die zugrunde liegenden Limits werden sowieso später alternativlos gekippt werden."
Es macht wenig Sinn mit Hypothesen zu argumentieren.
Es wird für 2012 auch der Weltuntergang voraus gesagt.
@ Brasso
Na dann sind wir uns doch einig ;-)))
"Gegen die Einführung von Euro-Bonds steht die Sorge, dadurch würde das Euro-Land endgültig zu einer Haftungsunion.
Diese Kritik übersieht, dass bereits Transferleistungen zur Stabilisierung des Euro-Lands eingesetzt werden."
Unehrliche, falsche Polemik:
Die bisherigen Transferleistungen sind einmalige, im Notfall jedesmal erneut zu beschließende Maßnahmen.
Dagegen sind Eurobonds "ewige" Transferleistungen, die einfach immer fließen werden.
Und das Geschwätz mit den "roten" Eurobonds ist verlogen, denn die zugrunde liegenden Limits werden sowieso später alternativlos gekippt werden.
@Diamant
Mit "wohl geregeltem Eurobond" meine ich nicht nur eine Gesetzgebung zum Drangsalieren der Staaten, sondern auc eine Gesetzgebung zur Regulierung "der Märkte". Ich unterscheide bei den Märkten zwischen den institutionellen und den rein spekulativen. Den institutionellen, die eeuch meine Groschen verwalten, gönne ich einen ruhigen Hafen. Den spekulativen gönne ich NUR einen ruhigen Hafen.
Was Merkel und Sarkozy, Politiker der Vergangenheit, sagen ist mir völlig schnuppe. Sie sagen nur das, was der Mainstream hören will. Gemacht wird zur Zeit was Ackermann und Konsorten will.
@ Brasso
Zitat: "wohl geregeltem Eurobond"
Und da liegt der Haken. Die die derzeit den Eurobond fordern und Merkel mit Ihrem NEIN so verdammen, wünschen sich meist den schnellen, ungeregelten Eurobond. Gemeinsame Anleihen, das sagte Sarkozy und Merkel, können aber erst am Ende eines gemeinsamen Europas stehen - nicht am Anfang. Erst wenn die Rahmenbedingungen stimmen sollte man darüber nachdenken.
Banker und Anleger, die das sofort und ohne Grundbedingungen fordern sind die Zocker, die sich selbst in Grund und Boden spekuliert haben und nun den sicheren Hafen Eurobond (also alle haften für die Schulden einzelner) fordern. Der Schuß würde aber derzeit nach hinten losgehen, weil man damit die NOCH gut situierten Länder in den Strudel der Verschwendung mit hinein zieht.
Ich hab nichts gegen gemeinsame europäische Anleihen - wenn denn die Rahmenbedingungen stimmen. Aber nicht vorher und nicht um jeden Preis!
Allerdings sind wir von den richtigen Rahmenbedingungen noch Meilenweit entfernt.